Egardia-Alarmanlage im Test: Mit Philips Hue Einbrecher verschrecken
2/2Sicherheitsdienst, Abo, Kosten und Videodienst im Überblick
Der grundsätzliche Betrieb der Egardia-Alarmanlage ist kostenlos. Der Hersteller bietet jedoch einen Sicherheitsdienst, der über die normalen Funktionen hinausgeht und im Abonnement zusätzliche Kosten verursacht.
Derzeit liegt der Preis für das Abo des Sicherheitsdienstes bei 8,95 Euro pro Monat, wobei Kunden ein kostenloser Testmonat eingeräumt wird. Danach kann auf den kostenlosen Basisdienst gewechselt werden. Hierfür ist allerdings eine E-Mail, ein Anruf oder ein Brief an Egardia notwendig, in den Einstellungen des Alarmsystems ist ein Wechsel auf den Gratis-Basisdienst nicht möglich, was unnötig umständlich ist. Für die Bezahlung des Abonnements muss eine IBAN hinterlegt werden.
Anruf, SMS und E-Mail nur gegen Aufpreis
Während der Anwender bei der kostenloses Nutzung im Alarmfall lediglich eine Push-Benachrichtigung der App für einen Benutzer erhält, erweitert der Sicherheitsdienst diese Funktionalität um einen Kontakt von bis zu sechs hinterlegten Personen im Alarmfall via Anruf, E-Mail und SMS. Die Anzahl der Alarmbenachrichtigungen ist bei Abschluss des Abos unbegrenzt. Zudem wird das Alarmsystem im Hintergrund ständig auf einen reibungslosen Betrieb überprüft, was im Log festgehalten wird. Sofern eine Internetstörung, ein Stromausfall, ein Sabotageversuch oder zur Neige gehende Batterien festgestellt werden, wird der Nutzer von Egardia bei Abschluss des kostenpflichtigen Sicherheitsdienstes direkt angerufen.
Die Schaltung der optional erhältlichen Zwischenstecker („Pfiffiger Stecker“) im Alarmfall ist ebenso wie eine Historie der Alarmmeldungen an den Abschluss des Abonnements gekoppelt.
Sicherheitsdienst umfasst mehrere Tests des Alarmsystems
Der oben genannte Test der Alarmanlage erfolgt auf mehrere Arten. Ein Test umfasst die Überprüfung der Strom- und Internetverbindung der Alarmzentrale. Wenn die Alarmzentrale vom Strom getrennt wird, wird das von der Egardia-Plattform erkannt und nach einer zeitlichen Verzögerung eine Mitteilung an den Nutzer per E-Mail und Push versandt. Der Anwender wird über die Unterbrechung der Strom- oder Internetverbindung nach 11 Minuten informiert. Dieses Zeitfenster ist absichtlich gewählt, da es nachts zu Wartungsarbeiten der Internetprovider kommen kann, die mehrere Minuten andauern können und bei denen die Verbindung getrennt wird. Um Mitteilungen darüber zu vermeiden, wurde die Zeitspanne von 11 Minuten gewählt. Die Verbindung der Zentrale zum Internet und Strom wird dabei permanent überprüft. Sobald die Verbindung wiederhergestellt ist, wird der Nutzer auch hierüber per Nachricht informiert.
Der Test des Status der Zubehörteile erfolgt unabhängig davon. Die Zubehörteile senden mehrmals täglich Alarmnachrichten und den Status der Batterien. Die Alarmzentrale erkennt dabei die Stärke der Signale von den Zubehörteilen. Im Fall, dass Batterien zur Neige gehen oder das Signal nicht ausreichend stark ist, wird die Plattform benachrichtigt. Da es durch EU-Reglements zu Elektrosmog verboten ist, dauerhaft Signale zu senden, muss die Alarmzentrale zunächst verstehen, dass das Signal eines Zubehörteils wirklich nicht mehr empfangen wird. Im Test hat dies bei einem Bewegungsmelder, aus dem die Batterie entfernt wurde, rund einen Tag gedauert, erst dann sendete die Zentrale eine Nachricht, dass dieser nicht mehr verbunden ist. Die Benachrichtigung, dass der Bewegungsmelder wieder verbunden ist, kam hingegen unmittelbar nach dem erneuten Einsetzen der Batterie. Dieser Test wird weder für die Fernbedienung noch das Bedienteil durchgeführt, was sich im Test nachvollziehen ließ, da für die Fernbedienung auch ohne Batterien keine Warnung gesendet wurde.
Die Qualitätstests sind die dritte Art der Funktionstests. Sie simulieren eine Alarmsituation unter Einbeziehung der Alarmzentrale und der Cloud-Plattform. Darin wird überprüft, ob alle notwendigen Ports offen sind oder die Kommunikation gestört ist. Diese Qualitätstests finden alle sechs Stunden statt. Falls sie fehlschlagen, kann das zum Beispiel an gesperrten Ports im Router liegen. Diese Tests werden im Log der Alarmanlage gespeichert.
Längere Garantie im Abo
Der Sicherheitsdienst erweitert zudem die Garantie der Geräte von zwei auf vier Jahre, wofür jedoch eine dauerhafte Buchung des Sicherheitsdienstes ohne Unterbrechung durch den Basisdienst vorausgesetzt wird.
Für den Sommerurlaub buchen, danach kündigen
Der Sicherheitsdienst für 8,95 Euro ist monatlich kündbar, so dass er beispielsweise auch nur für die Ferienzeit oder bei längerer Abwesenheit hinzugebucht werden kann, wenn der Nutzer beispielsweise im Ausland ist und mangels Roaming keine Push-Benachrichtigungen auf dem Smartphone empfangen kann.
Videoüberwachung
Der Sicherheitsdienst kann für weitere 4 Euro pro Monat um den Videosicherheitsdienst erweitert werden. Dieser macht in einem Alarmfall automatisch Videoaufnahmen, die an das Smartphone gestreamt und in der Cloud gespeichert werden. Zudem kann jederzeit ein Livestream der Videokamera aufgerufen werden. Für die Nutzung des Videosicherheitsdienstes ist der klassische Sicherheitsdienst Voraussetzung, zudem muss eine Innen- oder Außenkamera von Egardia erworben werden, die 99 beziehungsweise 119 Euro kostet. Die Anzahl der Kameras hat dabei keinen Einfluss auf die Kosten des Dienstes, wie es etwa bei Nest der Fall ist, die für jede Kamera zusätzliche Gebühren aufrufen. Allerdings ist der Videosicherheitsdienst derzeit auf maximal vier Kameras limitiert.
Alltagserfahrungen
Ein Hybrid aus alt und neu
Im Alltag wirkt die Egardia-Alarmanlage wie ein Hybrid aus klassischer Alarmanlage und Smart-Home-System. Viele Funktionen wie das Piepen bei eingestellter Verzögerung, der Signalton, sobald die Alarmanlage „scharf ist“, und das kurze schnelle Piepen beim Deaktivieren des Systems erinnern an klassische Alarmsysteme für Eigenheime.
Auch das Web-Interface vermittelt wenig von einem Smart-Home-System, sondern gleicht vielmehr einer rudimentären Konfiguration des Alarmsystems. Zwar wird das System auch als „Egardia Alarmanlage“ vermarktet, die erhältlichen Komponenten und die Verbindung mit Hue und Conrad Connect erwecken aber den Eindruck eines modernen Smart-Home-Systems. Der Batterieladestand der Bausteine wird im Web-Interface aber beispielsweise nicht angezeigt, nicht einmal der Verbindungsstatus ist ersichtlich. Sobald die Batterie zur Neige geht, wird jedoch eine Fehlermeldung angezeigt und eine Nachricht verschickt – zudem blinkt die Status-LED an der Zentrale. Auch eine über Tage nicht mit einer Batterie versehene Fernbedienung sorgt weder für eine Meldung noch für einen Hinweis vom oder im System – das Bedienteil und die Fernbedienung sind von der Prüfung der Fernbedienung zur Alarmanlage ausgeschlossen. „Works with“ wird auf der Website gar nicht erst erwähnt. Dies sei auch dem Umstand geschuldet, dass immer mehr Nutzer das System ausschließlich über die App nutzen würden, weshalb der Fokus auf die App gelegt werde.
Die App für Smartphones wirkt optisch deutlich moderner und zeigt zudem Menüeinträge für „Works with“ und die Signalstärke und den Batterieladestand der Komponenten auf. Aber auch diese Anzeige trügt, denn beispielsweise die Fernbedienung, bei der der Status gar nicht geprüft wird, wird dort mit einem guten Signal und vollem Batteriestand aufgeführt, ist in Wahrheit aber gar nicht verbunden.
Das Alarmsystem funktioniert zuverlässig
Das Alarmsystem selbst ist allerdings nicht nur schnell eingerichtet, sondern funktioniert auch zuverlässig. Gesetzte Verzögerungen werden eingehalten, Bewegungen zuverlässig erfasst sowie Alarme ausgelöst und die hinterlegten Nutzer zuverlässig informiert. Kaum wird eine Bewegung erkannt, schrillt nicht nur der Alarm der Zentrale los, sondern auch das Handy klingelt und eine SMS sowie E-Mail flattern bei hinzugebuchtem Sicherheitsdienst auf das Smartphone.
Im Falle eines Einbruchalarms wird die erste Kontaktperson dabei direkt gewarnt. Anschließend werden die anderen Kontaktpersonen mit einem Abstand von 90 Sekunden benachrichtigt – so lange, bis eine Person aktiv wird und den Alarm deaktiviert. Im Falle eines Brand- oder Panikalarms werden sofort alle Kontaktpersonen gleichzeitig gewarnt.
Philips Hue nur als Alarmlicht, keine tiefere Integration
Die Verbindung mit Philips Hue als Alarmlicht funktioniert ebenfalls zuverlässig, sofern der Nutzer die Lichtschalter der verbundenen Lampen dauerhaft eingeschaltet lässt. Eine Steuerung der Lampen über das Egardia-System und eine tiefere Einbindung in die Komponenten sind allerdings nicht möglich. Regeln wie etwa ein automatisches Einschalten des Lichts bei erkannter Bewegung auch bei deaktiviertem Alarmsystem sind nicht vorgesehen.
Auch die Anwesenheitssimulation ist wie bereits beschrieben sehr rudimentär und erlaubt nur ein dauerhaft eingeschaltetes Licht vor und nach dem Sonnenauf- und -untergang, jedoch kein zufällig oder über weitere tages- und zeitabhängige Regeln gesteuertes Licht. Auch hier zeigt sich, dass die Egardia-Zentrale in erster Linie eine Alarmanlage ist und lediglich durch kleine Extras Brücken ins echte Smart Home schlägt.
Engere Zusammenarbeit mit Philips Hue geplant
Nach Rücksprache mit Egardia sagte das Unternehmen gegenüber ComputerBase, dass eine engere Zusammenarbeit mit Philips Hue angestrebt werde, aber noch keine konkreten Pläne vorliegen, welche Funktionen direkt in das Egardia-System integriert werden könnten. An erster Stelle stehe dabei nämlich, dass die Funktionen einfach zu handhaben sind und für Leute mit wenig technischem Vorwissen ohne Probleme einzurichten sind. Mehr Funktionen würden jedoch auch die Komplexität erhöhen. Zudem verweist Egardia auf die Möglichkeit der zusätzlichen Kopplung beider Systeme über Conrad Connect.
Fazit
Die Egardia-Alarmanlage muss trotz des Works-with-Programms mit Philips Hue und Conrad Connect in erster Linie als Alarmanlage und nicht als Smart-Home-System gesehen werden. Denn obwohl die Komponenten und die Zentrale den Eindruck eines Smart-Home-Systems vermitteln und durchaus das Potenzial zur Nutzung als solches bieten, liefern sie genau dies selbst nicht und sind erst durch Conrad Connect „smart“.
Philips Hue bleibt hinter den Möglichkeiten zurück
Die Philips-Hue-Lampen leuchten im Alarmfall, falls entsprechend konfiguriert, abwechselnd rot auf und können, wie bereits mehrfach erwähnt, als sehr rudimentäre Anwesenheitssimulation genutzt werden. Es kann lediglich gewählt werden, wie lange das Licht abends nach Sonnenuntergang eingeschaltet bleiben und wann es morgens vor dem Sonnenaufgang eingeschaltet werden soll. Zufällige Schaltungen und zusätzliche Intervalle, die von außen gerade keinen Schluss auf ein derart einfach gehaltenes Lichtsystem zulassen, sucht der Nutzer vergebens. Eine weitere Kopplung an das System und beispielsweise an die Bewegungsmelder unabhängig vom Alarmsystem ist derzeit über das System von Egardia selbst allerdings nicht möglich, was zahlreiche Möglichkeiten ungenutzt lässt.
Weiteren Nutzen aus dem Philips-Hue-White-and-Color-Ambiance-Set mit Bridge und zwei Lampen, das der Käufer derzeit quasi zum Nulltarif im Angebot zur Egardia-Alarmanlage erhält, zu schlagen, ist Aufgabe des Nutzers. Philips beweist hingegen erneut, dass die Taktik, sich möglichst vielen Partnern zu öffnen, aufgeht und der Verbreitung des eigenen Systems zugutekommt.
Die Alarmanlage selbst samt Zusammenspiel mit Philips Hue funktioniert und arbeitet allerdings wie erwartet. Ihren Zweck, im Fall der Fälle Alarm zu geben, erledigt sie reibungslos. Ausfälle von Komponenten registriert das System allerdings erst sehr spät. In diesem Fall schlagen Smart-Home-Systeme sehr viel eher Alarm und melden einen Abbruch der Verbindung. Dafür bietet Egardia beispielsweise mit einem Pin-Pad und der einfachen Einstellung einer Verzögerung ab Werk etwas, was viele Smart-Home-Systeme wiederum vermissen lassen beziehungsweise erst durch das manuelle Erstellen von Regeln ermöglichen, für die der Nutzer zusätzliche Kenntnisse benötigt. In Bezug auf das Alarmsystem wird Egardia dem eigenen Ziel, eine möglichst einfache Umsetzung zu liefern, die auch von Laien installiert und in Betrieb genommen werden kann, somit gerecht – auch da alle Komponenten bereits angelernt sind und es keiner aufwendigen Ersteinrichtung bedarf.
ComputerBase hat die Alarmanlage leihweise von Egardia zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Ein NDA gab es nicht.
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