Raijintek Pallas im Test: Großer kleiner CPU-Kühler für HTPCs
tl;dr: Der Raijintek Pallas ist ein Top-Blow-Kühler mit weniger als 7 cm Bauhöhe, bringt aber dennoch einen großen 140-mm-Lüfter mit. Durch seine ausladende Form kann es dadurch je nach Mainboard zu Platzproblemen kommen. Die Kühlleistung ist ordentlich, aber der Serienlüfter und die Montage könnten besser ausfallen.
Starke Prozessorkühlung in beengtem Raum
Der Pallas ist Raijinteks Interpretation eines möglichst leistungsstarken Prozessorkühlers für Mini-PC-Systeme. Dabei geht der Hersteller aber einen anderen Weg als beispielsweise Thermalright und Noctua.
Thermalright hat mit dem AXP-100RH (Test) einen kompakten Top-Blow-Kühler, der klein genug ist, um sämtlichen Kompatibilitätsproblemen mit Arbeitsspeichern aus dem Weg zu gehen. Damit geht Thermalright denselben Weg wie der Boxed-Kühler Wraith Prism von AMD (Test), bleibt dabei aber weniger als 7 cm hoch. Noctuas NH-L12S (Test) hingegen arbeitet mit einem größeren 120-mm-Lüfter, um mehr Kühlleistung mobilisieren zu können. Das funktioniert, setzt aber niedrige RAM-Module voraus.
Raijintek geht diesen Weg noch weiter: Mit einem für Mini-ITX-Systeme riesig anmutenden 140-mm-Axiallüfter wird der Pallas belüftet. Dadurch ist der flache Prozessorkühler sehr ausladend. Im Test muss der Raijintek Pallas zeigen, wie gut der Kompromiss aus Kühlfläche und Kompatibilitätsproblemen gelingt.
Raijintek Pallas | |
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Bauform: | Top-Blow, Low-Profile |
Größe (L × B × H): | 153 × 150 × 68 mm (mit Lüfter) |
Gewicht: | 420 g (ohne Lüfter) |
Heatpipes: | Kupfer (vernickelt), 6 × 6 mm (Ø) Kupferbasis (vernickelt) |
Lamellen: | Aluminium |
Kühler-Montage: | Zweistufige Halterung mit Rückplatte |
Lüfter (Modell 1): | 1 × 140 × 150 × 13,0 mm Gleitlager 650 – 1.400 U/min 96,1 m³/h 1,2 mm H₂O 28,0 dBA 4-Pin-PWM |
Lüfter (Modell 2): | – |
Lüfter-Montage: | Befestigung: Drahtbügel Entkopplung: Keine |
Kompatibilität: | AMD: Sockel FM2(+)/FM1/AM3(+)/AM2(+)/AM4/AM5? Intel: LGA 2066/2011/1366/LGA 1200?/115x/775 |
Preis: | 40 € |
Raijintek Pallas im Detail
Der Pallas ist trotz der Ausführung als kleiner Top-Blow-Kühler mit stolzen sechs Heatpipes versehen worden. Der große Radiator ist gut verarbeitet und die Aluminiumlamellen stark genug, um ebenfalls einen massiven Eindruck zu hinterlassen. Die Heatpipes sind ebenso wie die CPU-Auflagefläche vernickelt und aus optischen Gründen erhalten die Enden der Heatpipes Zierkappen. Aussparungen am Radiator sorgen für den notwendigen Zugang von oben, um den Kühler befestigen zu können.
Als Lüfter kommt ein 140 × 150 mm messender Axiallüfter mit einer Tiefe von nur 13 mm zum Einsatz. Der flache Ventilator verfügt über ein simples Gleitlager und soll mittels PWM-Steuerung zwischen 650 und 1.400 U/min erreichen. Im Testsystem ist das Drehzahlintervall allerdings eingeschränkter: Erreichbar sind zwischen 800 und 1.200 U/min; eine geringe Drehzahlspanne.
Zwar ist der Lüfter mit 800 U/min noch nicht störend laut, kann aber in einer ruhigen Umgebung bereits wahrgenommen werden, wofür die Lagergeräusche des Gleitlagers mitverantwortlich sind. Mit dem geschlossenen PC-Gehäuse unter dem Schreibtisch ist davon allerdings nichts mehr hörbar. Für Silent-Enthusiasten ist der Ventilator dennoch nicht zu empfehlen.
Die Drahtklammern zur Befestigung des Ventilators passen nur bei enormem Krafteinsatz in die entsprechenden Einkerbungen des Radiators. Bei der Montage des 2 mm höheren Referenzlüfters Noctua NF-A12x15 (15 mm statt 13 mm Bauhöhe) sehen die Klammern daher bereits reichlich verbogen aus. Um beim Fixieren des Lüfters keinen Schaden an Mainboard und CPU zu verursachen, sollte der Ventilator auf jeden Fall schon vor der Montage des Kühlers angebracht werden.
Lieferumfang und Montage
Der Pallas enthält das notwendige Zubehör, um auf allen aktuellen Intel- und AMD-Sockeln (mit Ausnahme von TR4) befestigt zu werden. Wärmeleitpaste liegt in einer kleinen Tüte bei, sie kann folglich nur einmal verwendet werden. Aufgrund von Montageproblemen im ComputerBase-Testsystem hat Raijintek der Redaktion zusätzlich ein neues Montage-Kit zukommen lassen, welches dem Pallas in Zukunft auch ab Werk beiliegen wird.
Die Montage mit beiden Kits ist wenig nutzerfreundlich, denn nach dem Anbringen des Halterahmens (neues Montage-Kit) beziehungsweise der Haltebügel (altes Montage-Kit) muss der Kühler über einen locker aufliegenden Haltesteg mit losen Schrauben fixiert werden. Durch den großen Kühlkörper gestaltet sich das als Geduldsspiel, da die Stellen nur von der Seite aus eingesehen werden können. Positiv anzumerken ist, dass das neue Montage-Kit auch auf AMD-Systemen eine in 90°-Schritten gedrehte Befestigung des Kühlers erlaubt – mit dem alten System ist dies nicht möglich.
Abstürze mit dem altem Montage-Kit
Beim Test des Kühlers mit dem alten Montage-Kit ergaben sich unerwartete Probleme: Zwar startete das System anstandslos, doch sobald Last anlag, stürzte es innerhalb von wenigen Minuten reproduzierbar ab. Erst nachdem die Halteschrauben des Kühlers etwas gelockert wurden, war wieder ein stabiler Betrieb möglich. Das lässt auf einen zu hohen Anpressdruck schließen. Mit dem neuen Befestigungssystem trat dieses Problem nicht mehr auf.
Käufer sollten also zur Sicherheit ausschließlich das aktualisierte System nutzen. Da beim neuen Befestigungs-Kit Abstandshalter aus weichem Metall zwischen Halterahmen und Bügel des Kühlers eingesetzt werden, muss aber immer noch mit Vorsicht bei der Montage gearbeitet werden: Die Schrauben verkanten hier schnell und können das Gewinde im weichen Abstandshalter beschädigen. Weil die Montage des Pallas durch den großen Radiator beinahe blind erfolgen muss, ist dies lästig. Das kann die Konkurrenz mit auf dem Kühler vorinstallierten Haltebügeln und Schrauben sowie stabileren Schraubenaufnahmen deutlich besser.
Vorsicht bei aufragenden Mainboard-Elementen
Der ausladende Radiator des Pallas überragt je nach Ausrichtung entweder den Arbeitsspeicher (alle Slots) oder die Buchsen der I/O-Blende. Die RAM-Module im Testsystem verfügen über Heatspreader, weshalb die erstgenannte Ausrichtung nicht möglich ist. Doch auch die zweite verlangt nach unorthodoxen Mitteln: Der Radiator musste leicht nach oben gebogen werden, um der Kunststoffblende des Mainboards im I/O-Bereich nicht fest aufzuliegen. Je nach Mainboard kann es hier also zu Problemen kommen, die sich im Voraus nicht zweifelsfrei bestätigen oder ausschließen lassen.