Raijintek Pallas im Test: Großer kleiner CPU-Kühler für HTPCs

 2/2
Thomas Böhm
26 Kommentare

Messergebnisse

Der Top-Blow-Kühler wird auf dem AMD Ryzen 7 1700X (Test) des Kühler-Testsystems eingesetzt. Sämtliche Details zu dem Testsystem und der Methodik hält der Artikel „So testet ComputerBase CPU-Luftkühler" bereit.

Kühlvermögen

Wie üblich gilt bei Prozessorkühlern, die mit ihrem Lüfterformat vom gängigen Standard abweichen, dass Messwerte, die die Kühler bei gleichen Drehzahlen vergleichen, mit Vorsicht zu genießen sind: Messungen mit fixen Drehzahlen sorgen bei unterschiedlich großen Lüftern für teilweise starke Abweichungen in der Lautstärke und im Kühlvermögen. Der beste Vergleich mit anderen Kühlern kann daher über die Lautstärke und nicht die Drehzahl gezogen werden.

Für einen ersten Überblick werden zunächst die Ergebnisse in den verschiedenen Drehzahlstufen gezeigt und anschließend der relevante Vergleich mit anderen Kühlern durchgeführt.

Messungen im Standardtakt

Der Raijintek Pallas ist nicht dazu in der Lage, den Ryzen 7 1700X mit seinem fordernden Übertaktungsprofil (3,8 GHz bei 1,35 V) ausreichend zu kühlen. Auch bei maximaler Lüfterdrehzahl wird die CPU in den langen Lastphasen des Testablaufs zu heiß, weshalb ausschließlich Messungen im Standardtakt der CPU gezeigt werden. Der Prozessor des Testsystems wird mit seiner Basis-Taktfrequenz von 3,4 GHz und bei einer fixierten Kernspannung von 1,15 Volt betrieben. So werden thermisch bedingte Schwankungen durch den variablen Turbo verhindert. Zur Belastung der CPU wird Prime95 auf allen 16 logischen Kernen eingesetzt.

Temperaturdifferenz CPU zu Raum
  • AMD Wraith Prism:
    • Maximale Drehzahl
      40,1
    • 2.000 U/min
      43,3
    • 1.500 U/min
      48,6
    • 1.000 U/min
      65,6
  • Noctua NH-L12S (low profile):
    • Maximale Drehzahl
      37,9
    • 1.500 U/min
      39,2
    • 1.000 U/min
      44,2
  • Thermalright AXP-100RH:
    • Maximale Drehzahl
      41,2
    • 2.000 U/min
      43,3
    • 1.500 U/min
      51,3
    • 1.000 U/min
      65,0
  • Raijintek Pallas (Serie):
    • Maximale Drehzahl
      42,4
    • 1.000 U/min
      44,7
    • 800 U/min
      48,5
  • Raijintek Pallas (Referenz):
    • Maximale Drehzahl
      41,4
    • 1.500 U/min
      43,8
    • 1.000 U/min
      53,1

Bedingt durch sein geringes Drehzahlspektrum ist das Kühlvermögen des Pallas ebenfalls recht eng gefasst: Zwischen 42 und 48 Kelvin über der Raumtemperatur landet die CPU, wobei der Lüfter zwischen 800 und 1.200 U/min erreicht. Durch den großflächigen Lüfter kann bereits bei 800 U/min eine ausreichende Kühlung für den Prozessor im Standardtakt erreicht werden. Nach oben hin kann der Kühler aber nicht mit Konkurrenten mithalten, deren Ventilatoren schneller drehen.

Mit einem Noctua NF-A12x15 als Referenzlüfter fällt die Kühlleistung bei niedrigeren Drehzahlen ab, da der Ventilator mit 12 anstelle von 14 cm Rahmenbreite arbeiten muss. Durch die höhere Maximaldrehzahl wird ein wenig Kühlleistung am oberen Ende gewonnen. Aber man sieht, dass der Kühlkörper des Pallas schlechter mit dem Ventilator harmoniert als der Noctua NH-L12S (Test), der ab Werk mit einem NF-A12x15 ausgestattet wird und bei annähernd gleicher Bauhöhe ein besseres Ergebnis erzielt.

Schalldruckpegel

Der Schalldruckpegel der CPU-Kühler wird bei abgeschalteten Gehäuselüftern und geöffneter Seitenwand erfasst, sodass nur der Ventilator des CPU-Kühlers zur gemessenen Lautstärke beiträgt.

Schalldruckpegel
  • AMD Wraith Prism:
    • Maximale Drehzahl
      44,3
    • 2.000 U/min
      37,6
    • 1.500 U/min
      34,3
    • 1.000 U/min
      33,2
  • Noctua NH-L12S (low profile):
    • Maximale Drehzahl
      40,1
    • 1.500 U/min
      36,3
    • 1.000 U/min
      33,2
  • Thermalright AXP-100RH:
    • Maximale Drehzahl
      38,7
    • 2.000 U/min
      37,4
    • 1.500 U/min
      34,3
    • 1.000 U/min
      33,3
  • Raijintek Pallas (Serie):
    • Maximale Drehzahl
      39,3
    • 1.000 U/min
      34,9
    • 800 U/min
      33,4
  • Raijintek Pallas (Referenz):
    • Maximale Drehzahl
      38,0
    • 1.500 U/min
      35,9
    • 1.000 U/min
      33,1
Einheit: dB(A)

Bei diesen Messungen macht sich ebenfalls das enge Drehzahlintervall des Serienlüfters bemerkbar. Der Raijintek Pallas wird nicht so laut wie schneller drehende Konkurrenten – aber andererseits auch nicht so leise, denn ein 140 mm Lüfter befördert bei 800 U/min bereits hörbar Luft, selbst wenn er nur 13 mm tief ist. Dadurch und zusammen mit den Lagergeräuschen seines einfachen Gleitlagers disqualifiziert sich der Serienlüfter für besonders leise PCs. Wer aber noch Festplatten im PC verbaut, weniger empfindlich ist oder das Gehäuse klassisch unter dem Schreibtisch verstaut, wird sich daran nicht stören.

Der Referenzlüfter hingegen macht den Kühler nicht nur bei niedrigen Drehzahlen leiser, sondern hält ihn trotz seines höheren Drehzahlmaximums sogar in der Spitze leiser und wird dadurch zu einem merklichen Upgrade für den Pallas.

Kühlvermögen über Schalldruckpegel

Für einen sinnvollen Vergleich des Pallas mit anderen Prozessorkühlern wird das Kühlvermögen über den Schalldruckpegel aufgetragen. Auf der Y-Achse ist die erreichte Temperaturdifferenz zwischen CPU- und Raumtemperatur dargestellt und auf der X-Achse die jeweils zugehörige Lautstärke, angegeben als gemessener Schalldruckpegel. Dabei gilt: Je weiter unten und je weiter links ein Kühler landet, desto besser kühlt er und desto leiser bleibt er dabei.

Kühlvermögen über Schalldruckpegel
203040506070Temperaturdifferenz (Kelvin) 33343536373839404142434445464748495051dB(A)

Werden die beiden Variablen Drehzahl und Schalldruckpegel kombiniert betrachtet, so bestätigt sich das bisher Gesehene: Der Pallas kann mit seinem Serienlüfter bei niedrigen Drehzahlen eine solide Leistung erbringen, wird aber bei höheren Drehzahlen vom Referenzlüfter übertrumpft. Was diese Grafik nicht zeigen kann, ist das subjektive Lautstärke-Empfinden: Bei niedrigen Drehzahlen schneidet der Referenzlüfter zwar bezogen auf die Kühlleistung schlechter ab, überzeugt aber mit einem Betrieb frei von Nebengeräuschen.

Gemessen an anderen kleinen Top-Blow-Kühlern zeigt der Raijintek Pallas eine solide Leistung, was angesichts seines ausladenden Radiators aber auch zu erwarten ist. Er ist bei niedriger Lautstärke besser als der deutlich kleinere Thermalright AXP-100RH (Test) und kann auch die AMD-Boxed-Kühler schlagen. Im Vergleich zum schlankeren, wenn auch 2 mm höheren Noctua NH-L12S hat der Pallas hingegen das Nachsehen.

Fazit

Der Raijintek Pallas ist mittlerweile seit einigen Jahren im Handel, wird vom Hersteller aber nach wie vor auf dem aktuellen Stand gehalten und hat daher ein Upgrade-Kit für AM4 erhalten. In einem Vergleich starker Top-Blow-Kühler für kleine Gehäuse darf der 68 mm hohe Prozessorkühler nicht fehlen – kann aber nicht ohne Kompromisse überzeugen.

Der große Kühler kann zum Problem werden

Ein offensichtliches Problem eines möglichst leistungsstarken und niedrigen CPU-Kühlers ist die Frage nach der Kühlfläche. Denn für eine hohe Kühlleistung wird ein Radiator mit entsprechender Fläche vorausgesetzt. Und die muss irgendwo untergebracht werden. Für den Pallas bedeutet das, dass der Radiator sehr ausladend ist und je nach Ausrichtung Komponenten des Mainboards oder gleich alle vier RAM-Module überragt werden. Das kann je nach Höhe der Bauteile zum Problem werden.

Raijintek Pallas im Testsystem
Raijintek Pallas im Testsystem

Damit einher geht eine unangenehme Montage, denn durch den großflächigen Kühler sieht der Anwender nur wenig und muss die Befestigung fast blind durchführen. Da das Montagesystem des Kühlers (trotz der neuen Version) immer noch auf lose Schrauben und Metallbügel setzt, kann das zum Geduldsspiel werden. Aufgrund der Stabilitätsprobleme des Testsystems bei der Verwendung des alten Montage-Kits sollten Käufer aus Sicherheitsgründen ausschließlich das neuere Befestigungssystem nutzen.

Starke Konkurrenz für den Pallas

Der Pallas zeigt eine ordentliche Kühlleistung und kann auch den modernen Achtkern-Prozessor ausreichend kühlen, besitzt aber keine Reserven mehr für große Übertaktungsversuche. Gemessen am Verhältnis aus Kühlleistung und Lautstärke etwas schlechter aufgestellt ist der Thermalright AXP-100RH (Test), der dafür aber durch seine kompaktere Bauweise Kompatibilitätsproblemen aus dem Weg geht. Wer auf Arbeitsspeicher mit Kühlrippen verzichten kann, erhält mit dem Noctua NH-L12S (Test) ein deutliches Leistungsplus und einen qualitativ hochwertigeren Lüfter zum Aufpreis von 10 Euro. Auf engem Raum ist letztgenannter leistungstechnisch die beste Wahl – wenn mehr Platz zur Verfügung steht, sind aber bereits kleine Tower-Kühler für 30 Euro (Test) noch einmal stärker.

ComputerBase hat den Pallas leihweise von Raijintek zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Ein NDA gab es nicht.

Raijintek Pallas
04.07.2018
  • Ordentliche Leistung bei niedrigen Drehzahlen
  • Gut verarbeiteter Kühlkörper
  • Kleines Drehzahlintervall und Lagergeräusche
  • Verbesserungswürdige Montage
  • Je nach Ausrichtung Kompatibilitätsprobleme

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.