AMD-Desktop-CPU: Ryzen Threadripper 2990WX ab heute für 1.829 Euro
tl;dr: AMD lüftet weitere Geheimnisse um die zweite Generation des Ryzen Threadripper. Die CPUs können zum Teil ab heute vorbestellt werden, der Marktstart erfolgt gestaffelt vom 13. August bis hinein in den Oktober. ComputerBase gibt einen Überblick über die vier neuen Modelle in zwei Serien. Der Test folgt nächste Woche.
WX mit 32 und 24 Kernen als Workstation-Lösung
Gibt es den neuen Ryzen Threadripper 2000 auch in einer Version für Workstations? Dieses Gerücht machte noch in der letzten Woche die Runde. Jetzt steht fest: Einen Workstation-Ableger der Desktop-Modelle wird es nicht geben, stattdessen teilt AMD die vier neuen CPUs in zwei Serien auf. Die beiden größeren adressieren mit dem Zusatz WX statt X explizit Workstations, obwohl die Plattform dieselbe ist.
Der Hintergrund ist klar: Bis zu 32 Kerne in einem klassischen Desktop sinnvoll einzusetzen, ist eine Herausforderung – für Spiele dürfte das abermals besonders gelten. Schon bei der ersten Generation mit maximal 32 Threads musste AMD hier per Software tricksen. Vor zwei Jahren gab es in privaten PCs schließlich höchstens zehn Kerne, die Software-Infrastruktur zieht so schnell nicht nach.
Dass die beiden größten Modelle mit 24 und 32 Kernen keine CPUs für private Endanwender sind, stellt AMD deshalb jetzt schon in der Bezeichnung klar und bewirbt das neue Flaggschiff AMD Ryzen Threadripper 2990WX mit 32 Kernen, 64 Threads sowie kombinierten 80 MByte L2- und L3-Cache direkt als Produkt für den Workstation-Markt. In seinem Schatten folgt der Ryzen Threadripper 2970WX mit 24 Kernen und 48 Threads. Die Preise liegen in den USA bei 1.799 und 1.299 US-Dollar (vor Steuern). In Deutschland startet der 32-Kern-Prozessor für 1.829 Euro. Weitere deutsche UVP sind hingegen noch nicht bekannt.
Die X-Serie erneuert zwei der drei „alten“ Threadripper
In der X-Serie bleibt hingegen fast alles beim Alten. Der bisherige 16-Kerner 1950X und der 12-Kerner 1920X werden quasi 1:1 wie Ryzen 2000 von Summit Ridge auf die Pinnacle-Ridge-Architektur überführt, folglich sind die Vorteile (fast) unveränderter Taktraten auch darauf zurückzuführen. In erster Linie bringt der Wechsel einen flotteren Cache durch geringere Latenzen und dank 12-nm-Fertigung auch etwas höhere Taktraten. Ryzen Threadripper 2950X und 2920X werden die beiden Einsteigerlösungen in die TR4-Plattform, letzterer will zudem mit aggressivem Preis überzeugen: Die UVP liegt bei 649 US-Dollar (vor Steuern). Der 16-Kerner wird 899 US-Dollar kosten – einen Hunderter weniger als der 16-Kerner bei seiner Einführung vor einem Jahr.
Der kleinste Threadripper wird nicht erneuert und läuft ohne Nachfolger aus. Acht Kerne in Form des Ryzen Threadripper 1900X (Test) waren allerdings bereits im letzten Jahr nur eine Randerscheinung. Einerseits war die Einführung der CPU nachvollziehbar, weil die junge Plattform so einsteigerfreundlich gestaltet werden konnte. Auf der anderen Seite war die CPU als solche aber nicht besser als die günstigere Ryzen-CPU auf der Mittelklasse-Plattform – die im Paket aus CPU und Mainboard so noch rund 400 Euro günstiger war. Und 400 Euro Aufpreis für zusätzliche PCIe-Lanes und ein Quad-Channel-Speicherinterface war der anvisierten Kundschaft zu viel. Sie griff lieber gleich zu den größeren Modellen. AMD hat dies ebenfalls erkannt und wird deshalb fortan nur noch zwölf Kerne und mehr auf Sockel TR4 bieten.
Alle Eckdaten und Preise im Überblick
Vier Modelle ersetzen also drei alte, wobei der kleinste gar keinen Nachfolger findet. Neben den Basistakt-Angaben nennt AMD nur noch den maximal möglichen Takt, denn mit XFR, XFR2 und Precision Boost liegen stets andere Taktraten an. Sie orientieren sich anhand multipler Parameter und sind damit auch stark vom System, dessen Umwelt und den Anwendungen abhängig. Feste Werte für beispielsweise vier Kerne gibt es nicht mehr. Traditionell gilt der maximal mögliche Takt aber auch bei AMD höchstens für einen Kern, der minimale im Idealfall nie.
Kerne/Threads | Takt / max. 1C-Takt | L3-Cache | Speicherkanäle / Takt | TDP | Preis (UVP) | |
---|---|---|---|---|---|---|
Threadripper 2990WX | 32/64 | 3,0/ 4,2 GHz | 64 MB | 4/DDR4-2933 | 250 Watt | € 1.829/$ 1.799 |
Threadripper 2970WX | 24/48 | 3,0/4,2 GHz | 64 MB | 4/DDR4-2933 | 250 Watt | $ 1.299 |
Threadripper 2950X | 16/32 | 3,5/4,4 GHz | 32 MB | 4/DDR4-2933 | 180 Watt | $ 899 |
Threadripper 1950X | 16/32 | 3,5/4,2 GHz | 32 MB | 4/DDR4-2666 | 180 Watt | $ 999 |
Threadripper 2920X | 12/24 | 3,5/4,3 GHz | 32 MB | 4/DDR4-2933 | 180 Watt | $ 649 |
Threadripper 1920X | 12/24 | 3,5/4,2 GHz | 32 MB | 4/DDR4-2666 | 180 Watt | $ 799 |
Threadripper 1900X | 8/16 | 3,8/4,2 GHz | 16 MB | 4/DDR4-2666 | 180 Watt | $ 549 |
Die Preise sind im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich angepasst worden. Insbesondere der 12-Kern-Prozessor wurde deutlich gesenkt und kostet mit 649 US-Dollar zum Start 150 US-Dollar weniger als im letzten Jahr. Exakt der doppelte Einsatz bringt auch doppelt so viele Kerne: 1.299 US-Dollar werden für 24 Kerne verlangt.
Verfügbar werden die Modelle aber nicht alle zum gleichen Zeitpunkt sein. Zum Start in der kommenden Woche am 13. August gibt es nur den 32-Kern-Prozessor, der auch ab heute vorbestellt werden kann. Am 31. August folgt dann das 16-Kern-Modell, ohne festen Termin sind im Monat Oktober der 12- und 24-Kerner am Zug.
Mit BIOS-Update auf alter Plattform
Um Ryzen Threadripper 2000 nutzen zu können, bedarf es keiner neuen Plattform. Die gibt es auch gar nicht. Stattdessen laufen die neuen CPUs nach einem BIOS-Update auf den bereits verfügbaren X399-Platinen. Inwiefern das am Ende für alle Mainboards auch in Bezug auf den 24- sowie den 32-Kern-Prozessor gilt, bleibt allerdings noch abzuwarten, denn die höhere TDP weist bereits auf einen deutlich höheren Verbrauch unter Last hin.
Asus will ältere Platinen beispielsweise nicht nur per neuem BIOS fit machen, sondern für die beiden WX-Modelle auch ein optionales Cooling Kit anbieten. Offiziell soll das allerdings nur für die maximale Leistung beim Übertakten notwendig sein.
Erste Benchmarks von AMD, Test folgt
ComputerBase hat zwar bereits zwei Testmuster von AMD vorliegen, allerdings unterliegt die Veröffentlichung von Testergebnissen noch bis zum 13. August einem NDA. Deshalb muss für eine erste Einschätzung mit ausgewählten AMD-Benchmarks vorliebgenommen werden, die sich jedoch in der Regel beim eigenen Produkt als zutreffend erweisen, während Intels CPUs knapp unter Wert verkauft werden. Die Benchmarks zeigen, dass sich bei 16 auf 16 Kerne nur wenig tut, der 32-Kerner dann allerdings deutlich hervorstechen kann. Weitere Tests sowie viele technische Details wird ComputerBase in einer Woche bereitstellen. Auffällig ist, dass AMD für den 32-Kerner quasi nur Ergebnisse aus Render-Programmen zeigt.
Intel hat diesen Produkten vorerst nichts entgegenzusetzen. Skylake-X mit 18 Kernen wurde/wird in Sachen Leistung zwar mit dem 16-Kerner fertig, kostet aber mehr als AMDs Topmodell mit 32 Kernen. Die zukünftige neue Intel-HEDT-Fraktion muss deshalb erneut im Preis angepasst werden, der Refresh auf Basin Falls sowie Skylake-X mit 28 Kernen im Spätherbst müssen daran ausgerichtet werden. AMD hat Intel in diesem Markt noch viel stärker zum handeln gezwungen, als in allen anderen Bereichen.
Konkurrenz nicht nur für Intel, sondern auch Epyc
AMD bietet mit Ryzen Threadripper 2000 sowohl im High-End-Desktop- als auch im Workstation-Bereich extrem viel und legt gegenüber Intel deutlich vor. Allerdings werden damit auch einige Probleme im eigenen Haus eröffnet. Denn Threadripper mit 24 und 32 Kernen wildert klar im Gebiet der Epyc-Server-Prozessoren, die in Anbetracht der Kerne auch nicht mehr bieten. Auch sie hatte AMD bisher explizit für den Ein-Sockel-Betrieb in Workstations beworben.
Kerne / Threads | Takt / max. 1C-Takt | L3-Cache | Speicherkanäle / Takt | TDP | Preis | |
---|---|---|---|---|---|---|
Epyc 7551P | 32 / 64 | 2,0 / 3,0 GHz | 64 MB | 8 / DDR4-2666 | 180 Watt | $ 2.100 |
TR 2990WX | 32 / 64 | 3,0 / 4,2 GHz | 64 MB | 4 / DDR4-2933 | 250 Watt | $ 1.800 |
Epyc 7401P | 24 / 48 | 2,0 / 3,0 GHz | 64 MB | 8 / DDR4-2666 | 170 Watt | $ 1.075 |
TR 2970WX | 24 / 48 | 3,0 / 4,2 GHz | 64 MB | 4 / DDR4-2933 | 250 Watt | $ 1.299 |
Epyc 7351P | 16 / 32 | 2,4 / 2,9 GHz | 64 MB | 8 / DDR4-2666 | 170 Watt | $ 750 |
TR 2950X | 16 / 32 | 3,5 / 4,4 GHz | 32 MB | 4 / DDR4-2933 | 180 Watt | $ 900 |
TR 2920X | 12 / 24 | 3,5 / 4,3 GHz | 32 MB | 4 / DDR4-2933 | 180 Watt | $ 650 |
Der Bonus von Epyc bleibt beim Acht-Kanal-Speicherinterface. Threadripper kann nur vier bieten, dafür jedoch viel höhere Taktraten (bei höherer TDP). AMD erklärte im Rahmen eines NDA-Events in Maranello, Italien zwar, dass es keine Kannibalisierung geben soll. Doch bereits der erste Partner, der zwei Minuten später sprach, entschied sich gegen Epyc und für Threadripper. Da er aber zumindest im Haus bleibt, dürfte AMD dies verschmerzen können.
Epyc könnte im Jahr 2019 allerdings auch in diesem Segment nachlegen. Die Serie wird die 12-nm-Generation überspringen und dieses Jahr nicht neu aufgelegt. Stattdessen wird dort sofort auf die 7-nm-Fertigung gesetzt, die zum Sommer des kommenden Jahres dort ganz neue Produkte hervorbringen wird. Die ersten Samples von „Epyc 2“ sind bereits bei den Herstellern, sie erhalten zudem den Vorzug vor den Ryzen-Desktop-Lösungen.
ComputerBase hat die Informationen zu diesem Bericht sowie das Testkit für den Test in der kommenden Woche von AMD unter NDA erhalten. Einzige Vorgabe war der Zeitpunkt zur Veröffentlichung, der von AMD festgesetzt worden war. Der Bereitstellung dieser Materialien war die Teilnahme an einer Presseveranstaltung Ende Juli in Maranello, Italien vorausgegangen. Die Kosten für An- und Abreise sowie Unterkunft wurden von AMD getragen.
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