Ryzen Threadripper 2000 im Test: 32 Kerne sind verrückt, 16 sehr gut nutzbar
tl;dr: Mit AMD Ryzen Threadripper 2000 springt AMD im Desktop-PC von 16 auf 32 Kerne. Im Test erweist sich der potentiell brachial schnelle 2990WX allerdings noch als überraschend problembehaftet. Die Neuauflage des 16-Kern-Modells in Form des 2950X stiehlt ihm damit letztendlich die Show.
Der erste seiner Art
Ende Oktober hat AMD mit Ryzen Threadripper 2970WX und 2920X auch die 24- und 12-Kern-Variante der neue Generation vorgestellt. Der Testbericht Ryzen Threadripper 2000 im Test: 2990WX, 2970WX, 2950X und 2920X im Vergleich enthält nicht nur zu diesen zwei CPUs neue Messwerte, auch die Tests mit den 16- und 32-Kern-Varianten wurden wiederholt.
Zum Start im August fehlerhafte Treiber von Nvidia und ein damals potentiell erstmals präsentes Problem mit dem Testsystem der Redaktion in Spielen sind in diesen Ergebnissen nicht mehr enthalten. Die neuen Testergebnisse ersetzen die Ergebnisse aus dem alten Artikel damit vollumfänglich, die alten Messwerte wurden zur besseren Übersicht aber nicht entfernt.
Vor zwei Jahren waren 16 Kerne und 32 Threads im Desktop-PC noch absolut unvorstellbar, doch dann kam AMD mit der 1. Generation Ryzen Threadripper. Nur ein Jahr und drei Tage später bricht AMD Ryzen Threadripper 2000 die gerade noch als unglaublich anerkannte neue Obergrenze erneut auf und schickt sich abermals an eine extreme Leistung zu verhältnismäßig günstigem Preis anzubieten. Denn 32 Kerne des Ryzen Threadripper 2990WX für 1.829 Euro sind eine echte Kampfansage. 28 Kerne bei Intel kosten als Xeon derzeit mindestens 8.700 US-Dollar. Für Desktop-PCs hat Intel auf dem Papier überhaupt keine Alternative, dort ist bei 18 Kernen für knapp 2.000 Euro für den Core i9-7980XE Schluss.
Nicht minder interessant ist allerdings der ebenfalls heute getestete AMD Ryzen Threadripper 2950X mit 16 Kernen und 32 Threads, der das direkt Erbe des ersten Flaggschiffs Ryzen Threadripper 1950X für die X399-Plattform antritt. Zum Teil deutliche Taktanpassungen gepaart mit internen Verbesserungen versprechen Leistungszuwächse in allen Bereichen – und das zu einem 100 Euro günstigeren Einstiegspreis als im Jahr zuvor.
AMD Ryzen Threadripper 2000 im Überblick
AMD teilt die neuen High-End-CPUs in zwei Serien auf, denn 32 Kerne in einem klassischen Desktop zu adressieren ist nicht so einfach. Folglich wird das neue Flaggschiff AMD Ryzen Threadripper 2990WX mit 32 Kerne und 64 Threads und kombinierten 80 MByte L2- und L3-Cache direkt als Produkt für den Workstation-Markt („WX“) beworben. AMD hofft hier auf Kundschaft zu treffen, die weiß, ob sie 64 Threads nutzen kann. Im Schatten des Flaggschiffs folgt der Ryzen Threadripper 2970WX mit 24 Kernen und 48 Threads – für ihn gilt exakt das gleiche.
In der X-Serie bleibt hingegen fast alles beim Alten. Der bisherige 16-Kerner 1950X und der 12-Kerner 1920X werden 1:1 in die Pinnacle-Ridge-Architektur übergehen und folglich die gleichen Eckdaten wie ihre Vorgänger bieten. In erster Linie bedeutet dies einen flotteren Cache durch geringere Latenzen und dank 12-nm-Fertigung auch etwas höhere Taktraten. Ryzen Threadripper 2950X und 2920X sind zugleich die beiden neuen Einsteigerlösungen für die Sockel-TR4-Plattform. Der kleinste Threadripper 1900X wird nicht erneuert, er wird auslaufen ohne Nachfolger.
Tabellarischer Überblick der neuen und alten Threadripper
Vier Modelle ersetzen also drei alte, wobei der kleinste gar keinen Nachfolger findet. Neben den Basistakt-Angaben nennt AMD nur noch den maximal möglichen Takt, denn mit XFR, XFR2 und Precision Boost liegen stets andere Taktraten an. Sie orientieren sich an vielfältigen Parametern und sind damit auch stark vom System, dessen Umwelt und den Anwendungen abhängig. Feste Werte für beispielsweise Last auf vier Kernen gibt es nicht mehr. Traditionell gilt der maximal mögliche Takt aber auch bei AMD höchstens für einen Kern, der minimale im Idealfall nie.
Kerne/Threads | Takt / max. 1C-Takt | L3-Cache | Speicherkanäle / Takt | TDP | Preis (UVP) | |
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Threadripper 2990WX | 32/64 | 3,0/ 4,2 GHz | 64 MB | 4/DDR4-2933 | 250 Watt | € 1.829/$ 1.799 |
Threadripper 2970WX | 24/48 | 3,0/4,2 GHz | 64 MB | 4/DDR4-2933 | 250 Watt | $ 1.299 |
Threadripper 2950X | 16/32 | 3,5/4,4 GHz | 32 MB | 4/DDR4-2933 | 180 Watt | $ 899 |
Threadripper 1950X | 16/32 | 3,5/4,2 GHz | 32 MB | 4/DDR4-2666 | 180 Watt | $ 999 |
Threadripper 2920X | 12/24 | 3,5/4,3 GHz | 32 MB | 4/DDR4-2933 | 180 Watt | $ 649 |
Threadripper 1920X | 12/24 | 3,5/4,2 GHz | 32 MB | 4/DDR4-2666 | 180 Watt | $ 799 |
Threadripper 1900X | 8/16 | 3,8/4,2 GHz | 16 MB | 4/DDR4-2666 | 180 Watt | $ 549 |
Ryzen 2700X | 8/16 | 3,7/4,3 GHz | 16 MB | 2/DDR4-2933 | 105 Watt | $ 329 |
Die Preise sind im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich angepasst worden. Insbesondere der 12-Kern-Prozessor wurde deutlich gesenkt und kostet mit 649 US-Dollar zum Start 150 US-Dollar weniger als im letzten Jahr. Exakt der doppelte Einsatz bringt auch doppelt so viele Kerne: 1.299 US-Dollar werden für 24 Kerne verlangt.
Heute startet nur die 32-Kern-CPU
Verfügbar werden die Modelle nicht alle zum gleichen Zeitpunkt sein. Ab heute gibt es nur den 32-Kern-Prozessor ab Lager zu kaufen. Am 31. August folgt dann das 16-Kern-Modell. Ohne festen Termin sind im Monat Oktober der 12- und 24-Kerner am Zug.
4 × Pinnacle Ridge – außer beim Speicher
Die beiden kleinen Threadripper 2000 knüpfen an die Vorgänger an: Es gibt zwei aktive und zwei Dummy-Dies unter dem verlöteten Heatspreader. Beim Flaggschiff mit 32 Kernen sowie dem 24-Kerner werden hingegen vier Dies aktiviert und auf dem großen LGA-4096-Package für Sockel TR4 verbaut. Damit sieht die CPU auf den ersten Blick aus wie ein Epyc-Server-Prozessor, aber etwas wesentliches fehlt: Von zwei CCX werden die Speichercontroller nicht direkt nach außen geführt, sondern über Infinity Fabric mit den Controllern der anderen beiden CCX verbunden. Damit bleibt es beim bekannten Quad-Channel-Speicherinterface. Dieses kann fortan aber mit DDR4-2933 umgehen – genau wie Ryzen 2000.
12-nm-Fertigung für höheren Takt
Bei den Prozessorkernen kommen exakt die gleichen Bausteine aus der Familie Zen+ zum Einsatz wie sie auch bei Ryzen 2000 zu finden sind. Dank der 12-nm-Fertigung werden höhere Taktraten geboten. Und wie beim Vorgänger werden laut AMD auch dieses Jahr die besten fünf Prozent in der Chipfertigung beim Binning aussortiert und für Threadripper vorgehalten. Dies sorgt neben der höheren TDP dafür, dass Threadripper 2000 abermals in gewissen Lastszenarien höher takten darf als Ryzen 2000.
Die Latenzen von Cache und Speicher wurden reduziert
Abgesehen vom Prozess hat AMD bei Zen+ die meiste Arbeit bekanntlich in die Reduzierung der Latenzen von Cache und Speicher gesteckt. Da Threadripper 1000 seinerzeit allerdings bereits einige Optimierungen an den Latenzen gegenüber Ryzen 1000 aufwies, sind die Unterscheide von Ryzen Threadripper 1000 auf Ryzen Threadripper 2000 etwas geringer als von Ryzen 1000 auf Ryzen 2000. Spricht AMD beim L2-Cache von Ryzen 2000 gegenüber Ryzen 1000 davon, dass die Latenz um bis zu 34 Prozent und beim L3-Cache um bis zu 16 Prozent besser ausfallen soll, werden die Fortschritte bei Threadripper 2000 gegenüber dem Vorgänger nur noch mit 9 Prozent respektive 15 Prozent beziffert. Auch beim DRAM bleiben von 11 Prozent Vorteil bei Ryzen bei Threadripper nur noch 2 Prozent übrig.
in Threadripper 2000 zu 1000 | in Ryzen 2000 zu 1000 | |
---|---|---|
Latenz L1-Cache | –8 Prozent | –13 Prozent |
Latenz L2-Cache | –9 Prozent | –34 Prozent |
Latenz L3-Cache | –15 Prozent | –16 Prozent |
Latenz RAM | -2 Prozent | –11 Prozent |
Weitere Architekturänderungen hat es bei Zen+ nicht gegeben. Zusätzliche Leistungssteigerung kommt jedoch auch durch einen veränderten Turbo-Mechanismus zu Stande.
Neuer Turbo für Mehr-Kern-Lasten
Precision Boost 2 heißt auch bei Threadripper der neue Turbo-Modus, der viele Variablen berücksichtigt und so den Takt für die CPU bestimmt. Die zweite Generation dieser Technologie ist seit Raven Ridge Mitte Februar im Einsatz und hebt und senkt den Takt binnen Millisekunden in 25-MHz-Schritten. Die Grenze ist dabei unter anderem wie bei modernen Grafikkarten definiert: Der Prozessor hat ein Power- und ein Temperatur-Limit. Was zuerst erreicht wird, reduziert den Takt (unterhalb des maximal möglichen und fest definierten Turbos). Alle Details hatte ComputerBase bereits im Test zu Ryzen 2000 ausführlich erläutert.
XFR 2 und 27-Grad-Temperatur-Offset
Threadripper 2000 unterstützt auch XFR 2. Der Zusatz-Turbo behält die bekannten Grenzen bei Temperatur und Leistungsaufnahme bei, funktioniert jetzt aber selbst dann, wenn alle Kerne der CPU genutzt werden. Die Temperatur sollte in diesem Fall zwar meist zu hoch liegen, aber einen generellen Ausschluss für XFR gibt es mit XFR 2 ebenso wie eine Beschränkung der Kerne nicht mehr. Eine Angabe, wie viel zusätzlichen Takt XFR 2 maximal herausholen kann, gibt es von AMD nicht.
Damit XFR noch besser greift, hat AMD beim ersten Ryzen in den X-Versionen eine Offset-Temperatur eingebaut, um der Lüftersteuerung eine um 20 °C höhere Temperatur vorzugaukeln. War die CPU eigentlich 60 Grad warm, hat bei einem 20-Grad-Offset wie beim Ryzen 7 1800X die Lüftersteuerung so reagiert als wäre die CPU eigentlich 80 Grad warm, um die CPU für XFR auch weiterhin unter realen 60 °C zu halten. Bei Ryzen Threadripper 2000 liegt dieser Wert sogar bei 27 Grad. Die meisten Tools wie HWiNFO wissen bereits über diese Eigenheit und zeigen beide Temperaturen an.
DDR4-2933 nur bei bis zu vier Modulen
AMD hat bei den PR-Präsentationen die Angaben zur maximalen Bandbreite ein wenig ausgeschmückt und die Systeme mit DDR4-3200 betrieben, offiziell sind die CPUs aber nur für DDR4-2933 ausgeschrieben – und auch dies nur im Betrieb mit Single-Rank-Modulen. Bei Vollbestückung der Plattform mit Dual-Rank-Speicher wird nur noch DDR4-1866 geboten.
DIMM Config | Memory Ranks | max. Takt |
---|---|---|
4 of 4 | Single | DDR4-2933 |
4 of 8 | Single | DDR4-2667 |
8 of 8 | Single | DDR4-2133 |
4 of 4 | Dual | DDR4-2933 |
4 of 8 | Dual | DDR4-2667 |
8 of 8 | Dual | DDR4-1866 |