Server-CPUs: Intel soll intern mit vier schweren Jahren planen
Heute startet in den USA der Intel Datacenter Tech Summit, auf dem der Hersteller aller Voraussicht nach viele positive Botschaften zur Zukunft des Unternehmens auf diesem Bereich verbreiten wird. Intern soll der Konzern allerdings mit vier harten nächsten Jahren planen, wie SemiAccurate berichtet. Bestätigt ist das aber nicht.
Den nach eigenen Angaben kürzlich erlangten Einblick in entsprechende interne Dokumente hat Charlie Demerjian von SemiAccurate zum Anlass genommen, einen Tag vor der Veranstaltung hart mit Intels bisheriger Vermarktungs- und Informationspolitik ins Gericht zu ziehen.
Ohne 10 nm fehlt es an Fortschritt
Intels Probleme in diesem Segment haben ihren Ursprung auch in diesem Fall in den mittlerweile gut bekannten Problemen beim neuen 10 nm-Prozess. Durch den seit Jahren verzögerten Shrink steht Intel momentan vor dem Problem, dass steigende Kernzahlen größere Chips und damit deutlich geringere Yields zufolge haben. Die maximale Kernzahl ist dementsprechend von Broadwell-EP (22), über Skylake-SP (28) zum kommenden Cascade Lake-SP (28) zuletzt nicht gestiegen. Zugewinne in der Leistung bei der Architektur Cascade Lake, die weiterhin in stetig optimierter 14 nm gefertigt wird, werden aller Voraussicht nach durch höhere Taktraten bei in der Spitze von 205 W auf 245 W gestiegener TDP erreicht.
Epyc 2 könnte Intel Xeon übertrumpfen
AMD wiederum hat letztes Jahr auf einen Schlag 32 Kerne in die Serverplattform Epyc eingeführt und soll nächstes Jahr mit Rome auf 48 bis 64 Kerne erweitern. Möglich wird dies durch den Multi-Chip-Module-Ansatz von AMD, bei dem vier (oder zukünftig vermutlich mehr) kleine Chips mit der Schnittstelle Infinity Fabric auf einen Sockel vereint werden. Die kleinere Chipfläche erlaubt bedeutend höhere Yields als bei den großen Chips von Intel, wodurch AMDs Epyc-Prozessoren sehr kostengünstig hergestellt werden können. Probleme bereiten zwar die Latenzen zwischen den Dies, aber auch Intels neues Mesh-Netzwerk ist davon nicht befreit.
Aktuell wird erwartet, dass sich AMDs Vorgehensweise mit der neuen Fertigung in 7 nm bei TSMC fortsetzt. Intel hat gegen den Multi-Chip-Modul-Ansatz zurzeit kein Gegenmittel zur Hand. Erste Prozessoren in Intels 10-nm-Fertigung im Serverbereich werden als Ice Lake-SP Mitte 2020 erwartet. Diese können bei entsprechenden Yields immerhin den Herstellungspreis pro Chipfläche senken.
Vorher steht der Schlagabtausch Cascade Lake-SP gegen AMDs Rome bevor, laut SemiAccurate hat Intel in diesem Duell aber nur wenig Chancen. Eigenen Analysen zufolge soll Rome 50 Prozent mehr Leistung pro Sockel als Cascade Lake-SP bereitstellen, bei gleichem oder sogar höherem Takt und doppelter Kernzahl. In Anbetracht der zu erwartenden Preisunterschiede ist dann auch der geringere Stromverbrauch der CPUs von Intel kein Argument über die Laufzeit mehr.
Cooper Lake, der Nachfolger von Cascade Lake in 14 nm, der Ende 2019 vorgestellt wird, soll diese Leistungslücke halbieren und im Vergleich zu Skylake-SP 40 Prozent mehr Leistung liefern. Zu dem Zeitpunkt könnte allerdings bereits der Nachfolger von Rome, Milan, vor der Tür stehen. Zum Erscheinen von Ice Lake würde AMD ihren 7-nm-Serverchip bereits seit zwei Jahren auf dem Markt haben. Ob Ice Lake sich mit der dann aktuellen Architektur von AMD wird messen können, ist noch nicht abzuschätzen.
SemiAccurate beruft sich an dieser Stelle auf vertrauliche Informationen, denen zufolge Milan 20 Prozent mehr Leistungsvorsprung vor Ice Lake haben wird als Rome vor Cascade Lake. Sollten sich diese Informationen bewahrheiten, stünden Intel tatsächlich schwere Zeiten bevor.
Interne Einblicke durch den Ex-CEO
Das Statement von Brian Krzanich, mittlerweile nicht mehr CEO von Intel, dass Intel versuchen wird, AMDs Marktanteil im Serversegment auf unter 20 Prozent zu halten, war bisher allerdings die erste öffentliche Äußerung des Konzerns, aus der sich ableiten ließ, wie Intel über die nahe Zukunft in dem Segment wirklich denkt.
Intel wird der Schlussfolgerung von SemiAccurate zufolge in den nächsten Jahren ihre Roadmap deutlich überarbeiten müssen, insbesondere was das Preis-Leistungsverhältnis im Serverbereich angeht, um nicht den Anschluss zu verlieren. Bereits heute sind Xeon Platinum, die Speerspitze im Intel-Server-Portfolio, vielen Unternehmen zu teuer – dies wurde auch gegenüber ComputerBase wiederholt deutlich gemacht.