Magic Leap One: Entwickler können AR-Brille für 2.295 US-Dollar kaufen
Ab heute lässt sich die Magic Leap One für 2.295 US-Dollar bestellen. Erste Reviews des AR-Headsets zeichnen ein durchwachsenes aber insgesamt eher positives Bild. Gelobt wird die Digital-Lightfield-Technologie und die Vision, die sie erzeugt. Kritisch bleiben das enge Sichtfeld (FoV) und die verfügbare Software.
Bestellbar für Entwickler in den USA
Acht Jahre nach Gründung des Unternehmens liefert Magic Leap mit der Magic Leap One Creators Edition erstmals ein bestellbares Produkt. Von einer breiten Verfügbarkeit kann dabei aber keine Rede sein. Bis jetzt gibt es das 2.295 US-Dollar teure Headset nur für Entwickler in ausgewählten amerikanischen Städten zu kaufen und jede Lieferung wird einzeln versandt und die erste Einrichtung des Headsets erfolgt unter Einweisung. Dabei wird auch eine individuelle Anpassung mit einer Reihe von mitgelieferten Nasenstücken und ähnlichem durchgeführt, die zur einwandfreien Funktion der neuartigen Lichtfeld-Displays notwendig ist.
Lichtfeld statt klassischer Displays
Der Gründer bezeichnet die vom 3D-Kinofilm bis zum VR-Headset überall verwendete Methode zur Erzeugung dreidimensionaler Bilder gegenüber dem Rolling Stone als nicht totzukriegende Kakerlake der Industrie. Bei dieser schon im 19. Jahrhundert erfundenen Darstellungsweise wird jedem Auge ein eigenes, leicht versetztes, zweidimensionales Bild gezeigt, und das menschliche Gehirn interpretiert dieses dann üblicherweise dreidimensional. Um aber einen realistischen Eindruck zu erzeugen und langes, ermüdungsfreies Nutzen eines AR-Headsets zu ermöglichen, reicht dies seiner Aussage nach nicht aus. Jedem Auge müsse die vollständige Information über das dreidimensionale Lichtfeld geliefert werden. Bei diesem Lichtfeld handelt es sich, vereinfacht gesagt, um die Verteilung des Lichts im Raum. Im Prinzip muss jedem Auge einzeln ein dreidimensionales Bild geliefert werden, statt zwei zweidimensionale, die dann zusammengesetzt werden.
Dies wird laut Magic Leap durch dreidimensionale Nanostrukturen ermöglicht, die die Lichtsignale in die richtige Form bringen sollen. Das Endergebnis soll so beschaffen sein, dass es in Zusammenspiel mit der Art und Weise, wie das menschliche Sehsystem Signale verarbeitet, zu einem glaubwürdigen Eindruck führt.
Die sonstige Funktionsweise entspricht in weiten Teilen dem, was von Microsofts HoloLens bekannt ist. Die reale Welt wird nicht wie bei VR-Headsets ausgeblendet sondern mit zusätzlichen Bildelementen angereichert. Dank Machine Learning soll das System dabei in der Lage sein, seine genaue Positionen im Raum zu erkennen und wiederzuerkennen. Damit kann zum Beispiel ein virtueller Monitor neben dem realen auf dem Schreibtisch platziert werden. Dieser ist dann immer am selben Ort, auch wenn er sich nicht permanent im Blickfeld befindet oder das Headset zwischendurch abgeschaltet wird. Die Magic Leap One trägt dafür auf der Vorderseite eine Armada an Kameras und Sensoren.
Das Sichtfeld ist (zu) klein
Schon im Vorfeld der Veröffentlichung gab es Kritik an der Größe des Sichtfeldes. Dies bleibt auch in den ersten Reviews ein Thema. Mit einem FoV von 50° horizontal und 30° vertikal ist das Sichtfeld zwar größer als bei Microsofts HoloLens, aber nicht ausreichend groß, um nicht negativ aufzufallen – der Anwender muss weiterhin geradeaus sehen, um an der virtuellen Darstellung nicht vorbei zu sehen.
Wie von VentureBeat im Bild dargestellt, ist das Sichtfeld nur unwesentlich größer als das von Microsofts HoloLens, die schon seit über zwei Jahren verfügbar ist. An das 100°-Sichtfeld reiner VR-Headsets wie PSVR, Oculus Rift, HTC Vive und Windows Mixed Reality kommt Magic Leap bei weitem nicht heran.
Autonom mit Lightpack
Um nicht auf einen klassischen Rechner angewiesen zu sein, wird das Magic Leap One mit dem sogenannten Lightpack verbunden. Der mitgelieferte Controller mit Touch-Fläche auf der Oberseite bietet wie das Headset 6DoF und gibt haptisches Feedback.
Im Inneren des Lightpacks kommt ein SoC von Nvidia zum Einsatz, dem 8 GB Arbeitsspeicher und 128 GB an Speicherplatz zur Seite stehen. Der SoC besteht aus zwei zwei Denver-Kernen der 2.0 Generation mit 64 Bit und vier ARM Cortex A57. Entwickler können davon einen Denver und zwei ARM A57 Kerne für Anwendungen nutzen. Die Grafikeinheit basiert auf Nvidia Pascal und kommt mit 256 Shader-Einheiten. Der eingebaute Akku soll für eine Laufzeit von bis zu drei Stunden ausreichen, aber Magic Leap schränkt diese Aussage auf bestimmte Nutzungsszenarien ein. Unter Vollast dürfte die tatsächliche Nutzungsdauer also deutlich kürzer ausfallen, solange keine Stromversorgung besteht. Diese erfolgt über einen USB-C Stecker mit Power Delivery.
Die Software ist das große Fragezeichen
Es bleibt die Frage, was das Einsatzgebiet des AR-Headsets sein kann. Magic Leap liefert in erster Linie die Hardware und verlässt sich darauf, dass Entwickler mit eigenen Ideen die Anwendungsmöglichkeiten schaffen. Sie sind jetzt am Zug. Passend dazu wird die sogenannte Creators Edition in erster Linie an Entwickler geliefert und der Gründer erklärt in einem Interview mit MIT Technology Review, dass es bis zur vierten Generation des AR-Headsets dauern könne, bis ausreichend Appeal für den Massenmarkt besteht.