Nikon Z7 & Z6: Spiegellose Kampfansage zu Preisen ab 2.450 Euro
Nach groß anberaumter Ankündigung und mehreren jüngsten Gerüchten stellt Nikon mit der Z7 und Z6 seine ersten spiegellosen Vollformatkameras mitsamt neuem Bajonett sowie neuer Objektiv-Serie vor und will so mit Sonys Alpha-7- und Alpha-9-Serie gleichziehen. Die Preise sollen bei rund 2.450 Euro beginnen.
Zwei Modelle mit der bekannten „Nikon Quality“
Wie schon im Vorfeld gemunkelt, legt Nikon die neue Kameraserie mit zwei Modellen auf. Beide richten sich mit unterschiedlichen Spezifikationen an verschiedene Anwendungsbereiche.
Die mittlerweile verfügbaren Produktseiten zu den neuen Nikon-Z-Kameras offenbaren weitere Details, die zur Präsentation ausblieben. Entgegen der Auslegung als Profikamera bieten die Kameras lediglich einen XQD-Speicherkartenschacht. Weiter haben beide Kameras 5-GHz-WLAN an Bord.
Richteten sich die angegeben Serienbildgeschwindigkeiten auf die Aufnahme von 12-bit-RAW-Fotos, sinken diese bei Verwendung des 14-bit-Farbraums bei der Z7 auf maximal 8 und bei der Z6 auf 5 Aufnahmen pro Sekunde.
Auch das Gewicht und die Gehäuseabmessungen sind nun bekannt. Mit 675 Gramm wiegen beide Kameras gleich viel und ähneln der Sony Alpha 7 III, die 673 Gramm auf die Waage bringt. Die Abmessungen belaufen sich auf circa 100,5 × 134 × 67,5 Millimeter und sind so um einige Millimeter größer als bei Sony.
Via Social Media geht Nikon Deutschland auf Fragen der Community ein und gibt so weitere Details preis. Demnach soll der Objektivadapter FTZ bei stangenbetriebenen AF-D-Objektiven keinen Autofokus bieten.
Hinsichtlich der Preise für die neuen Nikkor-Z-Objektive nennt Nikon für das Nikkor Z 50 mm 1:1.8 eine Preisempfehlung von 679 Euro. Das Nikkor Z 35 mm 1:1.8 wird mit einem Preis von 949 Euro beziffert. Das Nikkor Z 24 – 70 mm 1:4 soll 1.099 Euro kosten. Ein einzelner FTF-Adapter wird seitens Nikon mit 299 Euro benannt.
Die Akkulaufzeit soll laut Teststellungen an einige Profifotografen etwa 600 bis 800 Aufnahmen ermöglichen.
Nikon Z7 als High-Resolution-Modell
Die Gerüchte bewahrheiten sich auch bei nahezu allen weiteren Punkten. Die Nikon Z7 wendet sich mit einer Auflösung von 45,7 Megapixeln unter anderem an Landschafts- und Portraitfotografen. Bedingt durch die spiegellose Technik steht Nikon nun auch hinsichtlich der Fokuspunkte mit Sony auf Augenhöhe. Hier bietet die Z7 493 Phasenpunkte. Im Vergleich warten die Sony Alpha 9 und Alpha 7 III mit 693 Punkten auf. Zwar greifen beide Kameras auf einen hybriden Fokus zurück, die Zahl der Kontrastmesspunkte nennt Nikon jedoch nicht.
Die ISO-Lichtempfindlichkeit liegt im Standardbereich bei 64 bis 25.600 und kann auf 32 bis 102.400 erweitert werden. Bei der Serienbildgeschwindigkeit sollen maximal 9 Bilder pro Sekunde erreicht werden.
Nikon Z6 als Allrounder-Kamera
Nikon beschreibt die Z6 als Allrounder-Kamera, die mit ausgewogeneren Parametern und einer besseren Lichtempfindlichkeit mehrere Bereiche der Fotografie abdecken soll. Gegenüber der Z7 wartet sie mit einem Wert von 100 bis 51.200 (erweiterbar auf 50 bis 204.800) mit einer verdoppelten ISO-Empfindlichkeit auf. Auch die Serienbildgeschwindigkeit ist erhöht und liegt bei der Z6 bei 12 Bildern die Sekunde (12-bit RAW, Jpeg oder Tiff).
Einschnitte muss die Kamera indes bei Auflösung und der Anzahl der Fokuspunkte hinnehmen. Hier bietet die Nikon Z6 „lediglich“ 24,5 Megapixel und insgesamt 273 Messpunkte. Interessenten der Nikon Z6 müssen sich zudem zwei Monate länger gedulden. Die Z6 kommt Ende November auf den Markt, die Z7 bereits Ende September.
Gehäuse, Video und weitere Gemeinsamkeiten
In den übrigen Sektionen gleichen sich beide Kameras wie Zwillinge. Beide Vollformatsensoren verfügen über einen 5-achsigen Bildstabilisator, der bis zu fünf Blendenstufen ausgleichen soll. Der Autofokus, der zwar mit einer unterschiedlich Anzahl von Messpunkten vorliegt, soll dennoch in beiden Fällen rund 90 Prozent des Bildfeldes abdecken. Zudem greifen sowohl die Nikon Z7 als auch die Nikon Z6 auf den neuen Expeed-6-Bildsensor zurück.
Der elektronische OLED-Sucher soll mit 3,69 Millionen Bildpunkten, einer voll umfänglichen Bildabdeckung und einem Vergrößerungsfaktor von 0,8 auf dem Niveau eines optischen Suchers liegen. Das Touch-Display verfügt über 2,1 Millionen Bildpunkte, auf einer Diagonalen von 3,2 Zoll. Es ist zudem wie bei der Nikon D850, Nikon D7500 und D500 neigbar.
Videosequenzen können beide Kameras bis zu einer Auflösung von UHD mit 30 FPS aufnehmen. Bei Verringerung der Auflösung auf Full HD sind indes bis zu 120 FPS möglich. Optionen wie die interne Bildstabilisierung, Nikons Active-D-Lightning und Focus Peaking können zudem während der Aufnahme verwendet werden. Bei Original-N-Log verfügen beide über eine 10-bit-HDMI-Ausgabe. Die UHD-Aufnahme erfolgt bei der Nikon Z6 über die gesamte Sensorfläche und wird anschließend auf die UHD-Auflösung heruntergerechnet. Bei der Z7 wird hingegen lediglich der UHD-Bildbereich des Sensors benutzt, sodass die UHD-Aufnahme effektive in den entsprechenden Ausschnitt hineincropt. Die Z7 bietet zudem eine 8K-Timelapse-Funktion.
Als weiteren Aspekt der neuen Kameraserie betont Nikon gleich mehrfach die „Nikon Quality“. Hierzu zählt unter anderem die Ergonomie. Boten konventionelle Nikon-Spiegelreflexkameras stets ein grobes Handstück und eine gute Haptik, wurde dies beim Nebenbuhler Sony vielerorts bemängelt. Ein Fakt, den sich Nikon annahm und die Nikon Z7 und Z6 größer, aber dennoch kompakt auslegt. Hinzu kommt ein Schulterdisplay für die wichtigsten Parameter, das den Sony-Kontrahenten fehlt.
Für den (Semi-) Profibereich typisch verfügen beide Modelle über ein legiertes Magnesiumgehäuse und sind gegen Staub und Regen abgedichtet. Das System ist darüber hinaus mit dem kompletten Nikon-Zubehör wie beispielsweise den SB-Systemblitzen kompatibel.
Preise
Die Nikon Z7 soll ab Ende September 2018 verfügbar sein. Im Kit mit dem neuen Nikkor Z 24 – 70 mm 1:4 S kostet sie 4.299 Euro. Preise für den reinen Body nennt Nikon auf Anfrage von ComputerBase: Hier wird zusammen mit einem Mount-Adapter für F-Mount-Objektive ein Preis von 3.849 Euro aufgerufen.
Mit dem gleichen Nikkor-Z-Objektiv soll die Nikon Z6 ab Ende November zum Preis von 2.899 Euro den Besitzer wechseln. Als Body-Preis mitsamt Objektivadapter werden im Netz 2.450 Euro genannt.
Beide Preise sind dabei klar als Konter in Richtung Sony zu sehen. Hier kosten die Sony Alpha 7 III mitsamt Adapter rund 2.500 Euro (UVP) und die Alpha 7R III rund 3.600 Euro (UVP).
Ebenfalls interessant ist der Vergleich zum hauseigenen DSLR-Segment. Die Nikon D850 schlägt selbst ein Jahr nach Veröffentlichung noch immer mit rund 3.800 Euro zu Buche.
Der neue Z-Mount und Objektive
Genau so groß wie die Kameras wurde der neue Objektivanschluss im Voraus angekündigt und nun vorgestellt. Der neue Z-Mount ist mit einer Breite von 55 Millimeter rund 17 Prozent größer der bisherige F-Mount. Durch den Wegfall des Spiegels misst die Flanschtiefe 16 Millimeter.
Die gesteigerte Flanschgröße begünstigt insbesondere den künftigen Objektivpark und ermöglicht so unter anderem neue lichtstarke Objektive. Als ersten Repräsentanten zeigt Nikon das neue Nikkor Z 58 mm f/0,95 S Noct. Es ist das bislang lichtstärkste Objektiv, das Nikon gebaut hat und basiert auf einen Prototypen aus dem Jahr 1977. Noct steht dabei für Nocturne – ein künstlerischer Begriff, der Inspirationen durch die Nacht beschreibt.
Weitere Details zum Objektiv nennt Nikon derweil noch nicht. Erste Bilder zeigen indes einen Filterdurchmesser von 82 Millimetern sowie ein kleines Display an der Oberseite. Angesichts der Lichtstärke dürfte das Noct jedoch sehr teuer werden. Ein vergleichbares Leica-Objektiv (Leica 50 mm 1:0,95 Noctilux-M) kostet rund 10.000 Euro. Das seltene und mechanische Canon 50 mm f/0,95 wird auf eBay für rund 4.000 Euro gehandelt. Dementsprechend dürfte auch Nikon 4.000 bis 5.000 Euro verlangen.
Neue Nikkor-Z-Objektive
Auch die ersten Objektive,der neuen Nikkor-Z-Reihe stimmen mit den vorherigen Gerüchten überein. Das erste Lineup besteht aus insgesamt drei Linsen. Als Standard-Zoomobjektiv stellt Nikon das Nikkor Z 24–70 mm 1:4 S vor. Dazu gesellen sich die zwei Festbrennweiten Nikkor Z 35 mm 1:1,8 S und Nikkor Z 50 mm 1:1,8 S.
Preise nennt Nikon noch keine. Die Objektive sollen, mit Ausnahme des das 50-mm-Nikkor, Ende September erscheinen. Letzteres erscheint Ende Oktober. Darüber hinaus hat Nikon eine Roadmap des kommenden Z-Objektivparks gezeigt. Demnach soll das 58 mm Noct bereits Anfang 2019 erscheinen. Die weiteren Objektive sind die gängigsten Vertreter des bisherigen F-Mount-Systems. Mit darunter ist die als „holy trinity“ bezeichnete Kombination aus 14 – 24 mm, 24 – 70 mm und 70 – 200 mm, jeweils mit Blende 2.8.
Eine Neuheit ist indes das Nikkor Z 14 – 30 mm 1:4. Sofern ein Filtergewinde vorhanden ist, könnte es vermutlich den Platz des bisherigen 16 – 35 mm 1:4 einnehmen. Außerdem dürfte es angesichts der geringeren Lichtstärke das Nikon 14 – 24 1:2.8 beim Preis ausstechen.
Objektivadapter FTZ
Um altgediente Objektive des F-Mounts am neuen Nikon-Z-System nutzen zu können, wird der FTZ-Adapter benötigt. Er ist ebenfalls gegen Staub und Regen abgedichtet und soll eine uneingeschränkte optische Nutzung alter Objektive ermöglichen. Der Adapter kann mit Objektiven ab dem Ai-Typ verwendet werden. Dabei werden die Modi Belichtungsautomatik und Belichtungsautomatik/Autofokus unterstützt. Wenn ein F-Mount-Objektiv ohne eigenen Bildstabilisator (VR) verwendet wird, schaltet die Kamera automatisch den internen Stabilisator zu. Bei Verwendung stabilisierter F-Mount-Objektive arbeiten beide Systeme zusammen.