Onlineshops: Verbraucherschutz kritisiert schwankende Preise
Schwankende Preise in Onlineshops sind in der heutigen Zeit keine Seltenheit. Die Verbraucherzentrale Brandenburg hat eine Untersuchung vorgelegt, in der sie 5 Wochen lang 16 deutsche Online-Händler beobachtet hat. Das Ergebnis zeigt, zu welch lukrativem Werkzeug die „dynamische Preisdifferenzierung‟ mittlerweile geworden ist.
In der vorgestellten Erhebung konnten seitens der VZB bei 37 Prozent der beobachteten Artikel Veränderungen festgestellt werden. Beim mit rund zwei Drittel größten Teil änderten sich die Preise im genannten Zeitraum bis zu drei Mal, 36 Prozent reichten von 4 bis zu 15 Änderungen während der Beobachtung und 4 Prozent wurden mit 32 verschiedenen Preisen im Durchschnitt fast täglich geändert.
Nicht selten Verdopplung der Preise
Große Unterschiede konnten die Marktwächter auch bei den Preisanpassungen selbst erkennen: Bei knapp einem Drittel der beobachteten Artikel wurde der Preis mehr als verdoppelt. Bei einem vom Media Markt angebotenen Samsung Galaxy S8 betrug die Preisdifferenz sogar 220 Euro.
Entscheidend: der Zeitpunkt
Oft entscheidet auch der Zeitpunkt über den dem Kunden ausgegebenen Preis: So waren beim Onlineshop des Anbieters für Autoersatzteile und -Reparaturen Auto-Teile-Unger (A.T.U) während des Untersuchungszeitraumes Autobatterien oder Reifen jeweils am Vormittag teils bis zu 30 Prozent teurer zu erstehen als noch am Nachmittag zuvor. Im Fall der Online-Apotheken DocMorris und Sanicare konnte an einzelnen Tagen sogar eine Verbindung zwischen sinkenden Preisen bei bestimmten Produkten und Erhöhungen bei anderen Artikeln beobachtet werden. Michèle Scherer, Referentin Digitale Welt der Verbraucherzentrale Brandenburg, empfiehlt daher, beim Kauf von heruntergesetzten Produkten in Verbindung mit zusätzlichen Artikeln genau aufzupassen: „Generell empfiehlt es sich, Preise online aufmerksam zu beobachten‟, so die Marktwächterin.
Preisschwankungen auch von Kunden kritisch gesehen
Laut Marktwächter-Teamleiterin Kirsti Dautzenberg sehen Verbraucher Preisschwankungen eher kritisch, auch wenn sie selbst davon profitieren. „Der Kunde kann nicht einschätzen, ob er bei seinem Kauf gerade spart oder draufzahlt. Zudem hat er keinen verlässlichen Referenzpreis mehr, an dem er den Wert eines Produkts bemessen kann“, so Dautzenberg.
Am Ende könnten die stetigen Preisänderungen auch zum Nachteil für den Online-Handel werden, nämlich dann, wenn Kunden das Vertrauen verlieren. Fast ein Drittel der Kunden empfindet einen Händler, der seine Preise ständig ändert, als weniger zuverlässig, womit dieser Gefahr läuft, dass Kunden zu anderen Händlern abwandern.
Nicht alle Fragen geklärt
Die Studie lässt aber auch Fragen offen: So ist nicht ersichtlich, ob es sich, zumindest bei den gering auftretenden Preisschwankungen, um normale Werbe- oder Rabattaktionen handelt, welche im Handel zum festen Bestandteil gehören. Auch gibt die Untersuchung keinen Aufschluss darüber, welche Artikel genau beobachtet wurden - bei bestimmten Produkten sind Tagespreise zum Beispiel nicht unüblich.
Onlineshops fallen nicht zum ersten Mal auf
Es ist zudem nicht das erste Mal, dass Verbraucherschützer die Preisgestaltung bei Onlineshops unter die Lupe nehmen: Bereits 2014 hatte die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen erkannt, dass manche Online-Händler unterschiedliche Preise an ihre Kunden ausgeben – abhängig davon, mit welchem Endgerät diese auf das Angebot zugriffen. Die Preissteigerung bei den mobilen Geräten betrug bis zu 200 Euro. Aber auch die wechselnden Preisangaben innerhalb eines Einkaufs bei den mobilen Angeboten wurde von den Verbrauchschützern moniert. ComputerBase konnte seinerzeit in einer kurzen Recherche die Aussagen der Marktwächter bestätigen.
Zur Methode der aktuellen Untersuchung: Die Ergebnisse der Untersuchung wurden mittels Sekundäranalyse und empirischer Datenerhebung erstellt. Dabei wurden insgesamt 1.133 Produktpreise bei 16 Online-Händlern untersucht, wobei die Auswahl der Händler auf Basis der Kriterien Branche und Umsatz erfolgte. Die Durchführung der empirischen Preiserhebung wurde durch den Marktwächter Digitale Welt beauftragt und im Zeitraum vom 31. Januar bis zum 5. März 2018 durch die tripuls media innovations GmbH durchgeführt.