Deutsche Telekom: T-Systems streicht bis zu 5.600 Stellen in Deutschland
Die Telekom-Tochter T-Systems hat mit dem Betriebsrat eine Einigung erzielt, auf deren Basis die Sanierung der kriselnden IT-Sparte vorangetrieben werden kann. In einer ersten Welle sollen auch 3.765 Stellen in Deutschland abgebaut werden. Weitere könnten folgen, wenn es nicht gelingt, die Talfahrt des Unternehmens zu stoppen.
Verhandlungen im Dauereinsatz
Der Weg zu einer Einigung war steinig: In den Sommerferien tagten die Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer drei Wochen lang und verhandelten – nicht selten in sieben Teams gleichzeitig. Am Ende wurde ein Kompromiss errungen, der beiden Seiten einige Zugeständnisse abverlangt. Noch im August wurde schließlich der „Interessenausgleich und Sozialplan“ von beiden Seiten unterschrieben. Dieser sieht unter anderem vor, dass sich vorwiegend aus der Verwaltung stammende Arbeitnehmer im Rahmen eines Anbietungsverfahrens auf neue Stellen bewerben können – von denen es nach Informationen der Süddeutschen Zeitung jedoch lediglich 1.200 geben soll.
Zunächst 3.765 Stellen bis 2020...
„Wir haben uns geeinigt, dass bis Ende 2020 insgesamt 3.765 Stellen abgebaut werden‟, gab Thomas Schneegans, Gesamtbetriebsratsvorsitzender und Aufsichtsratsmitglied der T-Systems, gegenüber dem Handelsblatt an. Laut Schneegans soll das Mammutvorhaben dabei sozialverträglich durchgeführt werden: „Es wird keinen Abschiebebahnhof geben. Mitarbeiter, die keinen Job mehr haben, bekommen Fortbildungen und ihr Gehalt weiter, bis sie eine neue Stelle gefunden haben‟. Älteren Mitarbeitern würde auch ein Wechsel in die Altersteilzeit angeboten werden.
...und noch einmal 1.200 bei Bedarf
Sollte es jedoch nicht gelingen, den Konzernbereich wieder auf solide Füße zu stellen, könnten dem Kahlschlag noch einmal 1.200 Stellen zum Opfer fallen. Darüber hinaus sollen dem Bericht nach bereits mehrere hundert Mitarbeiter das Unternehmen freiwillig verlassen haben. Insgesamt könnte die Sanierung so bis zu 5.600 Arbeitnehmern den Job kosten. Dabei werden auch Führungspositionen im Management nicht verschont, hier soll die Anzahl um 30 bis 40 Prozent gesenkt und die Hierarchieebenen von noch 8 auf nunmehr 3 bis 5 verringert werden.
Über eine halbe Milliarde als Sparziel
Der neue T-System-Chef Adel Al-Saleh, der eigens für die Neuausrichtung ins Unternehmen geholt wurde, hat die Einsparung von 600 Millionen Euro als Ziel auserkoren, weltweit sollten dafür rund 10.000 der insgesamt 37.000 Stellen gestrichen werden. Darüber hinaus soll eine Verlagerung von 2.000 Arbeitsplätze in Länder mit niedrigeren Löhnen wie Indien oder Ungarn stattfinden. Laut Personal-Geschäftsführer Georg Pepping sollen die eingesparten Kosten zur Hälfte in neue Wachstumsfelder wie IT-Sicherheit, Cloud-Dienste und dem Internet of Things (IoT) investiert werden.
Weniger Standortschließungen als zunächst geplant
Aber auch gegenüber der Arbeitnehmervertretung musste Al-Saleh Zugeständnisse machen: So soll der Abbau finanziell stark abgefedert sowie 25 der 100 Standorte weitergeführt werden. Al-Salehs erste Pläne sahen noch eine Reduktion auf nur noch 8 Standorte vor. Darüber hinaus sollen Kräfte in Berlin, Bonn, Darmstadt, Frankfurt am Main, Hamburg, Leinfelden und München gebündelt werden.
Durch die Kosteneinsparung soll das Unternehmen bei künftigen Ausschreibungen Dienstleistungen zu wettbewerbsfähigeren Preisen anbieten können und somit neues Wachstum generieren.
Verdi unzufrieden mit bisherigen Verlauf
Die Arbeitnehmervertretung Verdi kritisiert indes die geplante Reform. Laut Bundesfachgruppenleiter Michael Jäkel lassen die ausgearbeiteten Pläne weiterhin keine langfristige Strategie erkennen. Der aktuelle Tarifvertrag schützt die Mitarbeiter nur noch bis Jahresende vor betriebsbedingten Kündigungen, ein neuer Kompromiss liegt trotz Verhandlungen in weiter Ferne.