Forza Horizon 4 im Test: Ein super Rennspiel, wenn es denn startet
tl;dr: Forza Horizon 4 muss warmgefahren werden, dann erweist sich der Titel aber insbesondere vor seiner Kulisse Großbritannien als spaßiges Arcade-Rennspiel, das Need for Speed und The Crew nicht zu fürchten braucht. Gelungen sind auch die Optik und die Geschwindigkeit der Engine. Nur bei der Stabilität hapert es.
Tolle Optik, hohe FPS, viele Abstürze
ComputerBase hat den Artikel um ausgewählte Benchmarks mit den explizit für das Spiel optimierten Treibern AMD Adrenalin 18.9.3 und GeForce 411.70 ergänzt. Eine GeForce GTX 1080 Founders Edition zeigt keinen Leistungszuwachs, die Radeon RX 580 legt in WQHD um zwei Prozent zu, in Full HD nicht. Ergänzt wurden ferner zwei Messungen mit der Gigabyte GeForce RTX 2080 Gaming OC in Ultra HD.
Darüber hinaus kann die Redaktion bestätigen, dass der MSI Afterburner für das Abstürzen des Spieles direkt nach dem ersten Ladebildschirm verantwortlich sein kann. Leser hatten das im Kommentar-Thread erwähnt. Auch ohne aktiven Afterburner stürzt das Spiel allerdings weiterhin regelmäßig nach den anschließenden drei Intros ab.
Technisch ist Forza Horizon 4 in der vorab zur Verfügung gestellten Version ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite malt die Engine teils wunderschöne Landschaften, Autos und Lichteffekte bei mitunter enormer Fernsicht auf den Monitor und erzielt dabei auch auf Mittelklasse-Grafikkarten beachtliche Bildwiederholraten. Auf der anderen Seite war der Weg zum Spiel im Test auf mehreren Systemen eine Tortur.
Auf zwei Systemen mit Windows 10 und verschiedenen Grafikkarten- und CPU-Plattformen wollte der Titel gar nicht starten, auf einem weiteren hingegen nur bei jedem zweiten bis dritten Versuch. Zwei andere Rechner wiederum zeigten diese Probleme nicht, dafür kam es hier einmal zum Absturz im Spiel. Ein gemeinsamer Nenner, der den UWP-Titel aus den Fugen brachte, ließ sich dabei nicht ausfindig machen.
Der sehr viel ausführlichere Technik-Test zum Spiel musste schon allein deshalb deutlich weniger umfangreich ausfallen. Interessante Erkenntnisse haben die durchgeführten Tests dennoch gebracht.
Fünf Presets und kein FPS-Limit
Forza Horizon 4 bietet auf dem PC fünf Presets an, alle verfügbaren Einstellungen lassen sich von Spielern aber auch einzeln beeinflussen. Auch das FPS-Limit und VSync können deaktiviert werden. Um die Einstellungen zu testen, bietet das Spiel einen Benchmark-Modus. ComputerBase hat ihn für die nachfolgenden Ergebnisse ebenfalls genutzt. Zum Einsatz kamen ein Core i7-8700K mit Standardtaktraten sowie der GeForce 411.63 und der Adrenalin 18.9.2.
Auch wenn das Preset „Mittel“ die grafische Präsentation bereits sichtbar einschränkt, gilt es nur „Niedrig“ und „Sehr niedrig“ um jeden Preis zu vermeiden – denn in diesem Fall geht viel vom sprichwörtlichen Glanz verloren. Sowohl auf einer GeForce GTX 1080 Founders Edition als auch auf einer Radeon RX Vega 64 lassen sich durch den Wechsel von „Ultra“ auf „Mittel“ unter Ultra HD auf diesem Weg etwas über 30 Prozent an Leistung gewinnen.
Zwingend notwendig ist das allerdings nicht, denn beide Grafikkarten erreichen im Benchmark selbst mit Ultra HD mehr als 60 FPS. Wie bei Forza 7 (Test) erweisen sich dabei AMDs GPUs als vergleichsweise stark, obwohl der für Forza 4 optimierte Treiber noch gar nicht zum Einsatz kam. Über zehn Prozent setzt sich die Radeon RX Vega 64 von der GeForce GTX 1080 Founders Edition ab.
In 2.560 × 1.440 nimmt dieser Abstand sogar noch etwas zu. Und Vega ist nicht die einzige GPU von AMD, die sich gut präsentiert: Auch Polaris auf der Radeon RX 580 verweist Pascal auf der GeForce GTX 1060 Founders Edition auf den zweiten Platz. Das absolute Leistungsniveau ist hoch: Beide Mittelklasse-Grafikkarten erreichen in dieser Auflösung im Preset „Hoch“ deutlich über 60 FPS.
In Full HD bleibt es bei der Rangfolge, das absolute Leistungsniveau steigt aber weiter an: Die Radeon RX Vega 64 erreicht im Preset „Hoch“ jetzt schon über 160 FPS, Polaris immer noch über 110 FPS.
Wird vom Core i7-8700K mit sechs Kernen, Hyper-Threading und extrem hohem Takt auf einen Ryzen 5 1500X mit vier Kernen, „Simultaneous Multithreading“ und deutlich weniger Takt gewechselt, sind keine gravierenden Leistungseinbußen zu verzeichnen. Obwohl in dem zweiten Rechner mit einer Radeon RX Vega 56 auch eine etwas schwächere Grafikkarte zum Einsatz kam, geht die Leistung im Benchmark in Summe nur um 17 Prozent zurück. Laut Benchmark waren 87 Prozent der FPS weiterhin von der GPU limitiert. Mit dem Core i7-8700K waren es 100 Prozent.
Der integrierte Benchmark im Spiel zeigt ein Straßenrennen bei wechselnden Wetterbedingungen und Tageszeiten. Die Ergebnisse werden im Detail präsentiert.
Erst mau, dann konkurrenzloser Spaß
Wenn nur der erste Eindruck zählt, dann gibt das neue Forza Horizon eine schlechte Visitenkarte ab. Die ersten Meter sind trotz zügiger Motorisierung eine Schlaftablette: Offene Welt, Fahrgefühl, Pistenvielfalt, das alles wird in feinster Qualität dargeboten, ist aber schon zweimal so dagewesen. Gefühlt hat der Fahrer daher schon dutzende Stunden auf dem Buckel und kann sich drohender Gleichgültigkeit nicht erwehren.
Live-Service-Füllwerk
Auch die auf den ersten Blick offenkundigen Neuerungen tragen wenig zum Aufbau des alten Enthusiasmus bei. Dazu wird die Hinwendung zum Live-Service-Konzept zu offensichtlich. Kaufen lässt sich zwar für Echtgeld nach aktuellem Wissensstand nichts, auch Forza Horizon hat aber nun Fahrer-Avatare und seine Belohnungen mit kosmetischem Unsinn für eben diese geflutet. Die ständige Belohnungskette, die sonst für Freude sorgt, wird dadurch entwertet. Accessoires wie ein neuer Fischerhut oder eine lila Disco-Hose sind keine „Belohnung“, sondern lästiges Füllwerk und in einer Spielreihe, der es eigentlich immer um das Fahren und die Fahrzeuge ging, völlig fehl am Platz.
In den ersten Stunden fehlt zudem das alte Roadtrip-Gefühl, das durch Fahrten auf dem Forza-Festival erzeugt wurde – das neue, rund fünf Stunden lange Tutorial zeigt zwar alle vier Jahreszeiten der Spielwelt einmal, das aber mit anscheinend beliebigen Veranstaltungen, deren Einbindung schon eleganter gelang. Die erste Ernüchterung beginnt sich jedoch gegen Ende des Tutorials zu legen. Dazu zieht das Spiel jede Stunde eine neue Feinheit, einen neuen Trick oder eine kleine wirksame Änderung aus dem Hut.
Großbritannien rockt
Für langfristige Freude sorgt nachhaltig die Spielwelt. Dass nun ein Flecken Erde in Großbritannien nachgebaut wurde, der nicht gerade mit Exotik punktet, kann Playground Games locker überspielen: Vier Jahreszeiten sorgen für eine unterschiedliche Atmosphäre, einen ganz unterschiedlichen Look und, am wichtigsten, für unterschiedliche Untergründe. Die Differenz von Asphalt zu Schnee könnte zwar etwas höher sein, spürbar wird der Wechsel der Jahreszeit aber durchaus.
Zudem legt Forza seinen Fahrern nun weniger Steine oder starre Bäume in den Weg. Fast alles am Streckenrand weicht der rohen Gewalt einer schnellen Karosse, was Querfeldeinfahrten, aber auch ganz einfach die Dynamik des Fahrens im Fluss hält. Wer bremst, verliert, und wer anhält, hat keinen Spaß mehr – also hält kaum noch etwas an und auf. Und das Gefühl, ohne Übersicht durch einen Haufen Büsche zu rasen und trotzdem irgendwie die Straße zu erreichen, ist ohnehin unvergleichlich. Bravo, Forza!
Mehr Veranstaltungen
Zu fahren gibt es mehr als genug. Es spricht für die Güte der Serie, wenn sie auch im vierten Teil noch immer dazu verlockt, eine virtuelle Spazierfahrt ohne konkretes Ziel zu unternehmen und die Vorzüge einer Spielwelt zu genießen, die einfach zum Austoben einlädt. Dauergrinsen durch Benzinspäße? Check!
Abseits dieser Selbstvergnügung bleibt erneut genug zu tun: Fahren auf Straßen, durch Schlamm oder querfeldein locken ebenso wie Fahrten mit Gegenverkehr oder neue Drag-Rennen. Dass die Herausforderungen gestrichen wurden, betrübt nur kurz. Ersetzt wurden sie durch Story-Missionen, die eigentlich genau dasselbe bieten, aber mit einer Prise nettem Humor gewürzt sind. Nur in einem Punkt stagniert die Serie an der falschen Stelle: Showdown-Rennen spielt man noch immer wegen ihrer Ideenvielfalt, nicht wegen der deutlich sichtbaren Inszenierung eines knappen Finishes.
Obenauf winkt nach fünf Stunden Spielzeit das Ende des Tutorialsegments. Danach lockt der normale Festival-Betrieb mit kooperativem Spiel und kuratierten Herausforderungen in wöchentlich global wechselnder Jahreszeit. Gemessen an den Aufgaben und Veranstaltungen der ersten Spielwoche, haben die Entwickler durchaus ein Auge für interessante Szenarien, was potentiell lang anhaltenden Spaß verspricht – man läuft weniger Gefahr, in einen Trott zu verfallen, wenn das Spiel sich frisch hält.
Fazit
In diesem Jahr und im Arcade-Segment kann Forza Horizon 4 am Ende also unbedingt empfohlen werden. Playground Games hat nach dem endgültigen Absturz von Need for Speed und in Anbetracht der Open-World-Leere eines The Crew keine ernsthafte Konkurrenz und liefert zugleich ein schlicht überzeugendes Rennspiel ab, das auf den Wunschzettel eines Rennspiel-Fans gehört.
Das gilt in zwei von drei Punkten auch für die Technik: Das Spiel sieht sehr gut aus und läuft dennoch mit beachtlichem Tempo auch auf PCs mit weniger Leistung. Dank offensichtlich sehr gut umgesetztem DirectX 12 gilt das sowohl für die GPU als auch für die CPU. Einen Haken hatte die ComputerBase zur Verfügung stehende Vorabversion 1.187.929.2 allerdings noch: Auf mehreren PCs wollte sie gar nicht starten, auf anderen wiederum nur bei jedem x-ten Versuch. Andere PCs zeigten sich wiederum komplett problemfrei. Microsoft konnte auf Anfrage nicht sagen, ob das Problem bekannt ist und mit einem weiteren Patch bis zum Marktstart angegangen wird.
Windows 10 ist Pflicht
Forza Horizon 4 erscheint am 2. Oktober 2018 als UWP-Titel über den Microsoft Store für Rechner mit Windows 10. Es setzt ausschließlich auf DirectX 12. Das Rennspiel wird parallel auch auf der Xbox One (X) veröffentlicht. Die Kosten liegen bei 70 Euro. Käufer der Ultimate Edition für 100 Euro können hingegen schon heute ihre Motoren starten.
Minimal | Empfohlen | |
---|---|---|
Betriebssystem | Windows 10 Version 15063 oder neuer (64 Bit) | |
Prozessor | Intel Core i3-4170 Intel Core i5-750 |
Intel Core i7-3820 |
Arbeitsspeicher | 8 GB RAM | 12 GB RAM |
Grafikkarte | AMD Radeon R7 250X Nvidia GeForce GT 740 Nvidia GeForce 650 Ti |
AMD Radeon R9 290X AMD Radeon RX 470 Nvidia GeForce GTX 970 Nvidia GeForce GTX 1060 3 GB |
HDD | k. A. |
ComputerBase hat das Spiel von Microsoft unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der Veröffentlichungstermin (25. September, 9:01 Uhr), den die Redaktion in Folge der technischen Probleme aber nicht halten konnte. Eine Einflussnahme auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
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