Ursache und Wirkung: Intels 14-nm-Lieferprobleme lassen RAM-Preise sinken
Intels falsche Prognose bei der Kapazität von Wafern für 14-nm-Produkte führt zu Engpässen in mehreren Bereichen: Nicht nur die Chipsätze sind knapp, auch die Prozessoren. Der Gewinner der Situation könnte der Endkundenmarkt für RAM sein, denn ohne OEMs, die neue Rechner bauen, gibt es ein Überangebot an RAM am Markt.
Zur IFA 2018 wurden zwar die neuen Prozessoren mit den Codenamen Whiskey Lake-U und Amber Lake-Y enthüllt, doch die Ankündigungen von Notebooks, in den diese auch verbaut sind, waren mehr als überschaubar und mit überraschend späten Lieferterminen versehen. Die Ursache dafür soll jedoch die gleiche sein, die Intel bereits seit Monaten begleitet. Was zu Beginn nur ein Gerücht war, stellt sich damit nach und nach als deutlich umfangreicheres und massiveres Problem heraus: Intel hat nicht genügend Kapazitäten für die 14-nm-Chips.
Die Chipsätze sind das erste Opfer
Schon vor dem offiziellen Start der neuen Z390-Chipsatzreihe ist von mehreren Mainboardherstellern von Limitierungen zu hören. Demnach wird der der Start im Oktober zwar umfangreich ausfallen, allerdings nicht so stark, wie sich die Mainboardpartner das gewünscht hätten. Intel kann demnach einfach nicht genügend Chips liefern. Denn eine Neuheit der 300er-Serie ist bekanntlich, dass die als erste Chipsatzfamilie in 14 nm gefertigt wird, während Vorgänger noch auf 22 nm setzten. Doch exakt diese Neuerung bringt Intel jetzt Probleme.
An den Gerüchten, Intel würde es in Betracht ziehen, einen Auftragsfertiger zu nutzen, könnte demnach mehr dran sein als gedacht. Denn die Auslastung der Fabriken bei Intel ist am Maximum, das Geschäft mit Chipsätzen bringt aber vergleichsweise wenig ein – insbesondere wenn dafür weniger Core- und insbesondere auch Xeon-Prozessoren gefertigt werden können, als sie der Markt benötigt. Die Marge dort ist um ein Vielfaches höher als bei Chipsätzen. Lieferprobleme bei den CPUs gibt es aber trotzdem, wie große OEMs bereits seit Wochen warnen.
Die Wurzel des Übels: Die bisher gescheiterte 10-nm-Fertigung
Chipsätze und CPUs in der gleichen Fertigungsweise gab es noch nie, doch 2018 änderte sich das. Intels vier Jahre verspätete 10-nm-Fertigung sorgte plötzlich dafür, dass Chipsätze, die in der Regel mindestens eine wenn nicht gar zwei Generationen in der Fertigung hinterher waren, die gleiche Technologie nutzen. Wurden bisher für die Chipsatzfertigung einfach die Fabriken genutzt, die zuvor CPUs gefertigt hatten und nicht auf die neue Fertigungsstufe aufgerüstet wurden, muss nun aber alles aus den gleichen drei Fabs kommen. Unterm Strich fehlt so mindestens eine bis zwei Fabriken mit entsprechender Kapazität, was nun an vielen Stellen sichtbar wird.
Schnell lösbar ist die Misere laut Branchenbeobachtern zudem nicht. Sie rechnen eher spät denn früh im ersten Halbjahr 2019 mit einer deutlichen Entspannung. Ende 2019 sollen die ersten 10-nm-CPUs verfügbar sein, während die Chipsätze vermutlich bei 14 nm bleiben. Dies könnte das altbekannte Schema wiederherstellen und Intel Luft verschaffen.
Lieferprobleme bei CPUs führt zu sinkenden RAM-Preisen
Die Folgen sind mannigfaltig. Nicht nur wird für den Verkaufsauftakt der neuen Core i-9000 mit erneut dünner Verfügbarkeit gerechnet, eine Wiederholung des Starts von Coffee Lake und auch Skylake ist aktuell sehr wahrscheinlich. Beide CPU-Serien waren nach ihrer Vorstellung über Wochen und Monate insbesondere als K-Modell nur begrenzt lieferbar.
Zudem wird das Werben von „Alter Chipsatz plus neue CPU“ laut Gerüchten noch zunehmen: Denn die Core i-9000 funktionieren auch auf dem Z370-Chipsatz, der noch aus der 22-nm-Fertigung stammt und breit und günstig verfügbar ist. Jene Publicity ist bereits seit einigen Wochen im Gange.
Die fehlende Verfügbarkeit der CPUs hat jedoch auch etwas positives. Marktforscher rechnen nun mit schneller sinkenden Preisen für Arbeitsspeicher. Denn ohne Prozessoren können keine neuen Systeme aufgelegt und verkauft werden. Was vornehmlich für den OEM-Markt gilt färbt am Ende aber auch auf den DIY-Markt ab. Denn die Produktion von Speicherchips läuft weiter auf Hochtouren, was OEMs nicht abnehmen, landet dann im Retail-Geschäft. Dass es dort bereits deutlich nach unten geht, haben die letzten Wochen gezeigt: 16 GByte DDR4-3000 von G.Skill ist beispielsweise von 180 Euro zu Jahresbeginn auf nunmehr nur noch etwas über 120 Euro oder 7,70 Euro pro Gigabyte gefallen, allein in den letzten Wochen gaben sie noch einmal 15 Prozent im Preis nach. Im Mai lag der Preis noch bei mindestens 9,50 Euro pro Gigabyte. Und die Tendenz zeigt weiter nach unten.