Im Test vor 15 Jahren: Intels 1. Extreme Edition mit 3,2 GHz und 2 MB L3-Cache
tl;dr: Überraschend stellte Intel im Jahr 2003 die erste Extreme Edition vor. Der Pentium 4 Extreme Edition (Test) verfügte über 3,2 GHz Takt, Hyper-Threading und einen zusätzlichen L3-Cache mit 2 MByte Kapazität. 15 Jahre später gibt es die Sonderserie immer noch. Sie richtet sich aber weniger an Heimanwender.
Intels Athlon-64-FX-Gegenschlag
Kurz bevor AMD Intel mit dem Athlon 64 (FX) (Im Test vor 15 Jahren) attackierte, stellte der Hersteller überraschend den Pentium 4 Extreme Edition vor. Die Extreme Edition war im Vergleich zum herkömmlichen Northwood-Pentium riesig: Der Die wuchs von 131 mm2 auf 240 mm2 an, die Transistorzahl von 55 Millionen auf 169 Millionen. Dieser Sprung rührte von den zusätzlichen 2 MByte L3-Cache her, die Intel der Extreme Edition spendierte.
Die technischen Spezifikationen erinnerten an den Gallatin-Kern aus dem Xeon MP, der für über 3.000 US-Dollar mit 2,8 GHz verkauft wurde. Der Pentium 4 Extreme Edition kam hingegen auf 3,2 GHz. Intel wollte sich zum Erscheinen des Testberichts – deutlich vor dem eigentlichen Marktstart – nicht zum Preis äußern. Erst Oktober 2003 wurde bekannt, dass Intel den Pentium 4 Extreme Edition für 700 US-Dollar bei einer Abnahme von 1.000 CPUs verkaufen wird – leicht günstiger als die 737 US-Dollar, die AMD für den Athlon 64 FX-51 ausrief.
2 MByte + 512 KByte = 2 MByte
Der L2-Cache beim Pentium 4 arbeitete im L1-Inclusive-Modus: Alle Daten des L1-Cache lagen auch in der größeren Cache-Stufe. Genau so verfuhr Intel auch bei der Extreme Edition und deren L3-Cache. In Summe bot der Prozessor also nicht 2,5 MByte Cache, sondern exakt 2 MByte. Die Athlon-Prozessoren von AMD arbeiteten umgekehrt im L1-Exclusive-Modus, wodurch sich die Kapazität des Caches als Summe über alle Cache-Kapazitäten ergab.
Die thermische Verlustleistung gab Intel mit 93,9 Watt für die Extreme Edition an. Der normale Pentium 4 mit 3,2 GHz und Hyper-Threading kam auf 82 Watt, während der Athlon 64 3200+ auf lediglich 50 Watt kam.
In Spielen konnte der Pentium 4 Extreme Edition den Rückstand gegenüber den Athlon-64-CPUs etwas verringern, blieb aber dennoch fünf Prozent hinter dem FX-51. In CAD- und Medien-Enkodierungs-Anwendungen war er jeweils zwei Prozent vor dem Pentium 4 mit 3,2 GHz, womit er sich in beiden Benchmark-Kategorien knapp die Leistungsspitze sicherte. In den sonstigen Anwendungen wie 7-Zip oder Photoshop war er acht Prozent schneller als der FX-51, insgesamt ergab sich ein Vorteil von 2 Prozent für den neuen Pentium.
Damit war der Pentium 4 Extreme Edition zwar der schnellste Prozessor im September 2003, verfügbar sollte er jedoch erst ein oder zwei Monate später sein. Kurz darauf plante Intel bereits das Erscheinen der neuen Prescott-Architektur im moderneren 90-nm-Verfahren, das sich später allerdings als extrem problematisch herausstellen sollte. Damit blieb Intels erste Extreme Edition trotz der hohen Leistung eher ein Prozessor für spezielle Anwendungsfälle, die von den 2 MByte L3-Cache profitieren konnten.
Auch heute gibt es die Extreme Edition noch
Dem ersten Pentium 4 Extreme Edition folgten weitere Modelle. Zuletzt war es zwar ruhiger um diese „Sonderserie“ geworden, weil sich ihre Vertreter wie der Intel Core i9-7980XE mit 18 Kernen definitiv nicht mehr an den normalen Heimanwender richteten. Als im Juli dieses Jahres allerdings Gerüchte aufkamen, Intel würde die Extreme Editionen ganz einstellen, reagierte der Hersteller prompt und dementierte. Und nachdem Intel die Extreme Edition vor 15 Jahren ursprünglich als Konter gegen AMDs Athlon 64 einführte, könnte sich die Geschichte mit AMDs Threadripper und Intels zur Computex gezeigtem 28-Kerner für den Desktop in der Tat schon bald wiederholen.
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In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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