Cherry MX Low Profile im Test: Der flache mechanische Taster aus Deutschland

Max Doll
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Cherry MX Low Profile im Test: Der flache mechanische Taster aus Deutschland

tl;dr: Flache mechanische Tastaturen gibt es ab sofort auch mit Tastern von Cherry, die zuerst auf einer Corsair-Tastatur eingesetzt werden. Während die Taster noch nicht ganz zufrieden stimmen, sind sie für die K70 MK.2 RGB ein Fortschritt.

K70 die Nächste

Erhältlich sind die MX Low Profile aktuell nur in einer einzigen Tastatur von Corsair. Die K70 MK.2 Low Profile gleicht mit Ausnahme der Taster der bereits getesteten Corsair K70 RGB MK.2 (Test) bis aufs Haar. Zu den Vorzügen der K70 zählen weiterhin die Zusatztasten, ihr durchdachtes Layout und die mächtige Software, die unzählige Möglichkeiten bei der Konfiguration einräumt, aber auch von Laien noch gut bedient werden kann.

Bis auf die Taster bleibt die K70 MK.2 unverändert
Bis auf die Taster bleibt die K70 MK.2 unverändert

Ergonomisch gewinnt die K70 durch die neuen Taster aufgrund der nun rund einen Zentimeter flacheren Bauweise hinzu. Ausgeschöpft werden die Möglichkeiten des Flachbaus allerdings nicht, wie der Vergleich mit der Sharkoon PureWriter zeigt. Gegenüber den Modellen mit normalen MX-Tastern verringert sich darüber hinaus der Höhenunterschied zwischen Tastenfeld und Medientasten. Sie lassen sich so besser erreichen; die K70 MK.2 Low Profile ist damit die bislang beste K70-Tastatur.

Dass Low-Profile-Taster auch von Corsair grundsätzlich als Fortschritt verstanden werden, beweist seine Modellpolitik. Im Portfolio des Unternehmens löst das neue Modell die K70 MK.2 Rapid Fire mit herkömmlichen MX-Speed-Tastern ab.

Corsair K70 MK.2 Low Profile Speed (MX LP Speed)
Corsair K70 MK.2 Rapidfire (MX Speed)
Größe (L × B × H): 43,8 × 16,6 (22,8) × 2,8 (3,7) cm
Handballenauflage
43,8 × 16,6 (22,8) × 3,7 (4,9) cm
Handballenauflage
Layout: 105 ISO (erweitert)
Gewicht: 1.250 g
Gehäuse-Material: ?
Kabel: 1,80 m, 2 × USB 2.0
Hub-Funktion: 1 × USB 2.0
Key-Rollover: N-KRO
Schalter: Cherry MX Low Profile Speed Cherry MX Speed Silver
Switch Plate: ?
Tasten: Form: zylindrisch
Material: ABS-Kunststoff
Beschriftung: laser cut
Zusatztasten: 5 × Medien
3 × Extra
Scrollrad (Lautstärke)
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück
Zusatzfunktionen: Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), Gaming-Modus
Beleuchtung: Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Gaming-Beleuchtung, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Makros & Programmierung: 8.192 kB, 3 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig programmierbar
Preis: 190 €

MX Low Profile im Detail

Die Cherry MX Low Profile werden in zwei Versionen angeboten, die beide linear abgestimmt sind und daher keinen Druckpunkt besitzen. Die normalen roten und die grauen Speed-Taster unterscheiden sich nur durch die Position des Signalpunktes. Erstere lösen nach 1,2 Millimetern Wegstrecke aus, Speed-Versionen bereits 0,2 Millimeter früher. Ähnliche Parameter bieten auch flache Taster anderer Hersteller. Dort allerdings können aufgrund proprietärer Aufnahmen keine gängigen Tastenkappen aus dem Zubehörmarkt verwendet werden. Bei Cherry besteht diese Option wegen der Kreuzaufnahmen, bei Corsair nicht. Die erste Tastenreihe der K70 MK.2 folgt hinsichtlich der Kappen nicht dem Normlayout.

Die Low Profile Speed werden sich anders als die frei verfügbaren roten Taster aber nicht in größerer Anzahl auf dem Markt wiederfinden. Sie sind Corsair dauerhaft exklusiv vorbehalten. Den Schmerz über den limitierten Zugang zu dieser besonderen Abstimmung lindert der geringe Unterschied zu MX Low Profile Red. 0,2 Millimeter Höhendifferenz des Signalpunktes werden erfahrungsgemäß im direkten Vergleich wahrnehmbar, aber kein drastischer oder unverzichtbarer Unterschied sein. Auch die schon im Namen versprochenen Geschwindigkeitsvorteile sind bestenfalls akademischer Natur. Die Taster fühlen sich durch den frühen Signalpunkt allerdings agiler als Varianten an, die weiter eingedrückt werden müssen.

Cherry MX Low Profile Speed
Cherry MX Low Profile Red
Cherry MX Red
Charakteristik: linear
Hubweg: 3,2 mm 4,0 mm
Position des Signalpunktes: 1,0 mm 1,2 mm 2,0 mm
Widerstand am Signalpunkt: 45 g
Widerstand am Druckpunkt:
Lebensdauer (Anschläge): 50 Mio. 100 Mio.

Angenehmes Schreiben

In der Nutzung fällt die um 35 Prozent reduzierte Gesamtbauhöhe positiv auf, die durch Flachbau von Tastern und Tastenkappen Finger und Gelenke entlastet. Angenehm schreibt es sich auf den MX Low Profile auch deshalb, weil Tasten zum Auslösen nur angetippt werden müssen. Das sowie die analog zu anderen flachen Tastaturen angenehme Geräuschkulisse, deren unauffällig-dumpfe Klangfarbe durch verringerte Hallräume entsteht, reduziert die Lautstärke.

Gerade gegenüber normal hohen MX-Tastern lösen die Kurzvarianten erheblich früher aus, beide sind hinsichtlich ihrer Rahmenparameter eher mit MX Speed (Test) zu vergleichen. Versehentlich ausgelöst werden die flachen Geschwindigkeitstaster aber nicht so einfach wie die hohen Klassikmodelle.

Die verringerte Bauhöhe macht das Schreiben angenehmer
Die verringerte Bauhöhe macht das Schreiben angenehmer

Begründet liegt diese Entwicklung in der Abstimmung. Der Blick auf die Kraftdiagramme verrät, dass der Widerstand bei Low-Profile-Tastern bei 40 Gramm, bei MX Speed aber bereits bei 30 Gramm beginnt. Ein Eindrücken des Stößels erfordert hier also mehr Kraft. Statt graduell und damit unmerklich einzusinken, ist ein bewusster, wenngleich minimaler Kraftaufwand zur Signalauslösung erforderlich. An den Fingern entsteht so eine wahrnehmbare Rückkopplung über die Aktivität der Taster – zumindest, wenn die Extremitäten nicht besonders schwer sind und diesen Effekt aushebeln. Der mit dieser Abstimmung einhergehende Eindruck höherer Schwergängigkeit ist gleichwohl rein subjektiv.

Corsair K70 MK.2 Low Profile (MX LP Speed)
Corsair K70 Rapid Fire (Cherry MX Speed Silver)

Bei Cherry hakt es

Weniger deutlich dem subjektiven Empfinden unterworfen ist der qualitative Eindruck. Hier gäbe es durchaus noch Raum für Verbesserungen, die einem Premiumprodukt beziehungsweise einer im Premiumsegment zu findenden Tastatur gut zu Gesicht stünden. Problematisch sind, wie sonst nur bei Klonen der MX-Taster zu beobachten, hakende Tasten mit vergrößerten Kappen. Wird etwa Tab, Caps Lock oder Shift ungünstig am äußeren Rand betätigt, kann sich der Stößel verklemmen, was den initialen Widerstand ansteigen lässt.

Diese Unart stellt sich im Alltag unregelmäßig, mithin selten ein, sollte aber gar nicht auftreten, da Cherrys Taster normalerweise teurer als Konkurrenzprodukte sind. Solche Probleme lassen sich als Fingerzeig auf die Schwierigkeiten der Entwicklung flacher Taster und möglicherweise als Grund für die verzögerte Markteinführung von Cherrys Low-Profile-Modellen werten, hätten aber vor dem Verkaufsstart gelöst werden müssen.

Möglicherweise handelt es sich lediglich um unvorteilhafte Qualitätsschwankungen. Ein solches Verhalten wird gelegentlich auch über die flachen Kailh-Taster berichtet. Dort konnte die Redaktion dieses Phänomen bislang aber nicht aus eigener Erfahrung bestätigen. Im Gegenteil: Bis dato versehen die Taster im Langzeittest klaglos ihren Dienst und hinterlassen in dieser Momentaufnahme einen insgesamt besseren Eindruck. Cherrys Lösung ist nicht schlecht – aber auch nicht gut genug, um eine sofortige Empfehlung zu verdienen.

Konkurrenz für Kailh

Das Fazit fällt daher zweigeteilt aus. Die neuen Cherry-Taster machen die K70 Low Profile zur besten Tastatur ihrer Serie. Sie erhält diese Stellung aber nicht nur wegen, sondern auch trotz der neuen Signalgeber. Ein Haken, selbst wenn er nur selten in Erscheinung tritt, darf weder bei einem teuren Produkt noch bei einem Taster auftreten, der mit seiner besonders hohen Qualität wirbt. Die MX-Serie im Allgemeinen wird schließlich vom Hersteller mit Aussagen wie „weltweit führende Technologie“ beworben, MX Low Profile sollen gar „unsere besten Schalter für mechanische Tastaturen“ sein.

Das Beste von Cherry scheint aber nur mit Einschränkungen gut genug. Ergonomisch betrachtet stimmt das sicherlich, technisch sollte die Aussage mit Vorsicht genossen werden. Taster so flach wie bei Kailh, aber mit flexiblen Kreuzaufnahmen für Tastenkappen klingen gut. Ein Verhaken aber darf nicht zu ihren Eigenschaften gehören. Je nachdem, wie sehr man geneigt ist, grundsätzliche Qualitätsschwankungen bei allen Herstellern an- oder hinzunehmen, entsteht so jetzt, spätestens aber mittelfristig Konkurrenz für Kailh und damit für ein Unternehmen, das lange Zeit durch Imitationen der MX-Taster im Bewusstsein war – eine Umkehrung der Positionen, die vor wenigen Jahren noch schwer denkbar gewesen wäre.

Rund einen Zentimeter sparen flachere Taster und Kappen ein
Rund einen Zentimeter sparen flachere Taster und Kappen ein

Cherrys teure Flachheit

Unabhängig von diesen Überlegungen sind MX Low Profile keine Taster, die jeder jetzt und sofort kaufen müsste, alleine weil sie am Markt kaum verfügbar sind und „Early Adopter“ nur ein Premium-Eingabegerät zur „Wahl“ haben. So gut und üppig die K70 MK.2 ausgestattet ist, so wenig braucht ein durchschnittlicher Anwender ihre teuer bezahlten Features, durch die sie mehr als doppelt so viel kostet wie Sharkoons noch einmal flachere PureWriter RGB (Test), die aktuell zumindest noch ein wenig die erste Wahl bleibt. Weitere Tastaturen mit Cherrys Low-Profile-Tastern sind im Laufe des Jahres zu erwarten.

ComputerBase hat die Corsair K70 RGB MK.2 Low Profile leihweise vom Hersteller unter einem NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe von Corsair war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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