Crucial P1: Microns erste NVMe‑SSD für Verbraucher nutzt QLC
Mit reichlich Verspätung betritt Micron den Markt der NVMe-SSDs für Verbraucher. Unter der Tochtermarke Crucial wurde jetzt mit der P1 eine PCIe-SSD im M.2-Format vorgestellt. Den Speicherplatz von 500 GB bis 2 TB stellt der neue QLC-NAND, der Controller stammt von Silicon Motion.
Micron/Crucial ist bei NVMe spät dran
Vor rund zwei Jahren stand Microns PCIe-Debüt für Verbraucher schon kurz bevor: Auf der Computex 2016 hatte Micron die Ballistix TX3 als M.2-SSD mit PCIe 3.0 x4, SM2260-Controller und bis zu 2.400 MB/s ausgestellt. Nur ein paar Monate später folgte dann die überraschende Absage: Die Pläne für die Ballistix TX3 wurden angeblich aufgrund anderer Prioritäten bei Ressourcen und Investitionen eingestellt. In diesem Jahr wurden die Pläne zur ersten NVMe-SSD für Verbraucher neu formuliert und erst jetzt mit der P1 auch umgesetzt. Die großen Konkurrenten wie Intel, Samsung oder Toshiba und Western Digital (SanDisk) bedienen den Markt mit entsprechenden SSDs dagegen schon seit Jahren.
Die Crucial P1 setzt auf PCIe 3.0 x4 und QLC
Das NVMe-Debüt von Crucial steuert die mittlere Leistungsklasse an: Statt PCIe 3.0 x2 der Einstiegsmodelle wird PCIe 3.0 x4 als schnellere Schnittstelle genutzt. Dennoch liegen die Leistungswerte mit bis zu 2.000 MB/s lesend und 1.750 MB/s schreibend fernab von schnellen Pendants mit über 3.000 MB/s Spitzenleistung wie zum Beispiel die Samsung SSD 970 Evo (Test) oder die Western Digital Black NVMe SSD (Test). Auch bis zu 250.000 IOPS gehören nicht zur Oberklasse. Die Leistungswerte entsprechen dem Maximum und gelten nur für das Spitzenmodell mit 2.000 GB, das allerdings erst im Februar 2019 auf den Markt kommt. Die Crucial P1 mit 500 GB ist insbesondere beim sequenziellen Schreiben mit maximal 950 MB/s und bei den Random Read IOPS deutlich langsamer. Die Angaben zur Schreibleistung gelten nur für Daten, die im dynamischen SLC-Cache Platz finden, dessen Größe sich nach dem freien Speicherplatz richtet.
Erneut setzt Crucial auf einen Controller von Silicon Motion: Der SM2263EN nutzt vier NAND-Channel und einen externen DRAM-Cache, der natürlich aus Microns eigener Produktion stammt. Als Speicher kommt erstmals der neue QLC-NAND der 64-Layer-Generation von Intel und Micron zum Einsatz. Micron bewirbt die P1 als „weltweit erste M.2 NVMe SSD mit QLC NAND“ – die Aussage stimmt aber nicht, denn der bald Ex-Partner Intel hatte mit der SSD 660p schon zuvor eine Lösung mit QLC-NAND im M.2-Format eingeführt, die übrigens den gleichen Controller nutzt.
Niedriger Preis dank QLC
QLC-NAND mit höherer Speicherdichte durch vier Bit pro Speicherzelle soll vor allem die Preise für Produkte wie SSDs und Speicherkarten senken. Für die P1 nennt Crucial im eigenen Shop rund 114 Euro (500 GB) und 228 Euro (1.000 GB), was umgerechnet 23 Cent pro Gigabyte bedeutet. Damit gehört die P1 bereits zu den günstigsten SSDs mit PCIe 3.0 x4. Es ist davon auszugehen, dass die Preise im freien Handel bei breiter Verfügbarkeit noch sinken und dann das Niveau der Intel SSD 660p erreichen, die schon bei 20 Cent pro GB angekommen ist.
Allerdings muss beim Preis das Leistungsniveau berücksichtigt werden. Eine Samsung 970 Evo bietet für derzeit 25 bis 26 Cent pro GB deutlich mehr Leistung. Zudem ist der QLC-NAND potentiell nicht so haltbar wie TLC-NAND. Das spiegelt sich auch in der garantierten Mindestschreibmenge (Total Bytes Written, TBW) wider: Crucial gibt 100 bis 400 TB TBW an, Samsung und Western Digital garantieren bei gleicher Kapazität das Dreifache! Bei üblicher Nutzung sollten aber auch 100 TB erst nach vielen Jahren erreicht werden. Zudem schreiben SSDs in der Regel deutlich mehr Daten als die TBW garantieren, bevor die Speicherzellen kaputt gehen. Alternativ beträgt der Garantiezeitraum fünf Jahre.
Produkt | NAND-Flash | TBW (TB) | DWPD | Garantie (Jahre) |
---|---|---|---|---|
Crucial P1 1TB | 3D QLC | 200 | 0,11 | 5 |
Intel SSD 660p 1TB | 3D QLC | 200 | 0,11 | 5 |
Intel SSD 600p/760p 1TB | 3D TLC | 576 | 0,32 | 5 |
Samsung 860/970 EVO 1TB | 3D TLC | 600 | 0,33 | 5 |
WD Black 1TB | 3D TLC | 600 | 0,33 | 5 |
WD Blue 3D 1TB | 3D TLC | 400 | 0,22 | 5 |
Crucial MX500 1TB | 3D TLC | 360 | 0,2 | 5 |
Quelle: Herstellerangaben |
Eckdaten im Überblick und Ausblick auf Test
Abschließend liefert die Datentabelle einen Überblick über die bisher bekannten Eckdaten der Crucial P1 und einen Vergleich zu populären Konkurrenzmodellen. Für einen Test kam die SSD aber zu spät: Erst heute traf die P1 in der Redaktion ein. Sobald Zeit ist, wird ein Test nachgeliefert. Ein kurzer Test mit dem CrystalDiskMark auf einem Asus Crosshair VII (X470) mit Ryzen 5 2600X liefert einen Vorgeschmack:
Ein interessantes Detail ist, dass das einseitig bestückte 1-TB-Modell lediglich zwei Speicherbausteine (Packages) besitzt, die somit jeweils 512 GB Speicherplatz bieten. Die restlichen 24 GB dienen als Speicherreserve. Die Platinenrückseite zeigt aber bereits die Lötstellen für die Vollbestückung mit zwei weiteren NAND-Packages und einem zusätzlich DRAM-Chip beim kommenden 2-TB-Modell.
Crucial P1 | Samsung SSD 970 Evo | Western Digital WD Black NVMe SSD | Kingston KC1000 | |
---|---|---|---|---|
Controller: | Silicon Motion SM2263EN, 4 NAND-Channel | Samsung Phoenix | SanDisk 20-82-007011 | Phison PS5007-E7, 8 NAND-Channel |
DRAM-Cache: | 512 MB DDR3 Variante 1.024 MB DDR3 Variante 2.048 MB DDR4 |
512 MB LPDDR4 Variante 1.024 MB LPDDR4 Variante 2.048 MB LPDDR4 |
vorhanden Variante 1.024 MB DDR4-2400 |
? |
Speicherkapazität: | 500 / 1.000 / 2.000 GB | 250 / 500 / 1.000 / 2.000 GB | 250 / 500 / 1.000 GB | 240 / 480 / 960 GB |
Speicherchips: | Micron ? ? QLC (3D, 64 Lagen) NAND, ? | Samsung ? Toggle DDR 2.0 TLC (3D, 64 Lagen) NAND, 256 / 512 Gbit | SanDisk ? ? TLC (3D, 64 Lagen) NAND, ? | ? ? ? MLC NAND, ? |
Formfaktor: | M.2 (80 mm) | |||
Interface: | PCIe 3.0 x4 | |||
seq. Lesen: | 1.900 MB/s Variante 2.000 MB/s |
3.400 MB/s Variante 3.500 MB/s |
3.000 MB/s Variante 3.400 MB/s |
2.700 MB/s |
seq. Schreiben: | 950 MB/s Variante 1.700 MB/s Variante 1.750 MB/s |
1.500 MB/s Variante 2.300 MB/s Variante 2.500 MB/s |
1.600 MB/s Variante 2.500 MB/s Variante 2.800 MB/s |
900 MB/s Variante 1.600 MB/s |
4K Random Read: | 90.000 IOPS Variante 170.000 IOPS Variante 250.000 IOPS |
200.000 IOPS Variante 370.000 IOPS Variante 500.000 IOPS |
220.000 IOPS Variante 410.000 IOPS Variante 500.000 IOPS |
190.000 IOPS |
4K Random Write: | 220.000 IOPS Variante 240.000 IOPS Variante 250.000 IOPS |
350.000 IOPS Variante 450.000 IOPS Variante 480.000 IOPS |
170.000 IOPS Variante 330.000 IOPS Variante 400.000 IOPS |
160.000 IOPS Variante 165.000 IOPS |
Leistungsaufnahme Aktivität (typ.): | 0,1 W | 5,4 W Variante 5,8 W Variante 6,0 W |
? | |
Leistungsaufnahme Aktivität (max.): | 8,0 W | ? | ||
Leistungsaufnahme Leerlauf: | 80 mW | 30 mW | ? | |
Leistungsaufnahme DevSleep: | kein DevSleep | |||
Leistungsaufnahme L1.2: | 2 mW | 5 mW | ? | |
Funktionen: | NVMe, NCQ, TRIM, SMART, Garbage Collection, Power-Loss Protection | NVMe, NCQ, TRIM, SMART, Garbage Collection | ||
Verschlüsselung: | keine | AES 256, IEEE-1667, TCG Opal 2.0 | keine | optional? |
Total Bytes Written (TBW): | 100 Terabyte Variante 200 Terabyte Variante 400 Terabyte |
150 Terabyte Variante 300 Terabyte Variante 600 Terabyte Variante 1.200 Terabyte |
200 Terabyte Variante 300 Terabyte Variante 600 Terabyte |
300 Terabyte Variante 550 Terabyte Variante 1.000 Terabyte |
Garantie: | 5 Jahre | |||
Preis: | 114,23 € / 228,47 € / – | – | ||
Preis je GB: | € 0,23 / € 0,23 / € 0,08 | € 0,32 / € 0,20 / € 0,17 / € 0,10 | – / € 0,20 | – |
ComputerBase hat die Informationen im Artikel sowie ein Testmuster vorab unter NDA erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die Berichterstattung fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der Veröffentlichungszeitpunkt.