Autonomes Fahren: Porsche sieht großes Potenzial in Level 2+
Zur GTC Europe in München hat Nvidia mit „Level 2+“ einen neuen Begriff für ein nicht standardisiertes Level des assistierten Fahrens geschaffen. Nach Volvo hat mit Porsche prompt ein zweiter Automobilhersteller das Wording von Nvidia aufgegriffen und sieht darin großes Potenzial und eine Brücke bis zur Einführung höherer Level.
Level-2-Systeme, die dem Fahrer im Straßenverkehr gewisse Aufgaben abnehmen können, gibt es heutzutage nicht mehr nur in Oberklasse-Fahrzeugen von Premium-Herstellern, sondern selbst in niedrigeren Fahrzeugklassen. Sie bestehen zum Beispiel aus einem adaptiven Tempomat mit Schildererkennung und einer aktiven Lenkunterstützung mit Spurhaltefunktion. Für kurze Zeit kann der Fahrer dabei sogar die Hände vom Lenkrad nehmen, bevor das System wieder zur Übernahme auffordert.
Für Fahrzeuge nach Level 3 (Hands off) oder gar Level 4 (Mind off) sind bisher in vielen Ländern noch nicht die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen worden. Die Technik dafür ist aber ebenso noch nicht einsatzbereit, auch wenn zum Beispiel Nvidia mit Drive AGX Pegasus eine passende Lösung samt Developer Kit anbietet. Die benötigten Sensoren lassen sich jedoch noch nicht schön in die Karosserie integrieren.
Mehr Rechenleistung und HD-Karten für Level 2+
Als Zwischenschritt zu Level 3 wollen daher Hersteller wie Volvo und jetzt auch Porsche ein sogenanntes Level 2+ anbieten, das jedoch keinem der SAE-Standards entspricht. Da es jedoch noch nicht Level 3 entspricht, fällt Level 2+ strikt nach SAE J3016 kategorisiert in das Level 2. Mit Level 2+ ist ein zuverlässiger arbeitendes Level-2-System gemeint, wie Danny Shapiro, Senior Director of Automotive bei Nvidia, zur GTC Europe gegenüber ComputerBase erklärte. Bisher angebotene Level-2-Lösungen seien nicht besonders gut, da ihnen laut Shapiro Rechenleistung fehlen würde. Am Beispiel von Volvo soll sich das mit dem Einsatz von Drive AGX Xavier ändern.
Auch Porsche hat eine eigene Definition von Level 2+. Wie Jürgen Bortolazzi, Head of ADAS (Advanced Driver Assistance Systems) bei Porsche, in einem Vortrag zur GTC Europe erläuterte, sieht der Automobilhersteller in Level 2+ ein System mit den derzeit in Fahrzeugen verbauten Sensoren wie Kameras oder Radar, das um hochauflösende HD-Karten sowie intelligenteres Denken und Planen ergänzt wurde – mit anderen Worten: das mehr Rechenleistung bietet. Die Erweiterung um Cloud-basierte Dienste wie Verkehrsinformationen oder Fahrzeugdaten anderer Autos soll ebenfalls zum Level 2+ beitragen. Welche Hardware Porsche für ein Level-2-Plus-Auto einsetzen möchte und wann solch ein Fahrzeug marktreif sein könnte, hat Porsche nicht bekannt gegeben.
Porsche erteilt Level 5 eine Absage
Bortolazzi hat in München mit aller Klarheit einen Schlussstrich bei Level 4 gezogen. Autonome Level-5-Robotaxis ohne Lenkrad oder Pedale werde es von Porsche nicht geben, sagte er. Dafür gebe es bei Fahrerautos wie sie Porsche anbietet schlichtweg keinen Anlass. Dafür gibt es im Volkswagen-Konzern passendere Automarken.