TK-Marktstudie 2018: FTTB/H erreicht die Marke von einer 1 Million Kunden
Ein erster Meilenstein ist erreicht: Mehr als eine Millionen Haushalte werden bis Ende 2018 einen direkten Glasfaseranschluss (FTTB/H) nutzen. Das geht aus der TK-Marktstudie 2018 hervor, die der alternative Provider-Verband VATM heute präsentiert hat. Nun fordert der Verband die richtigen Weichenstellungen für die Zukunft.
Die vom VATM beauftragte TK-Marktstudie 2018 hat die Unternehmensberatung Dialog Consult erstellt. Bei den Zahlen für 2018 handelt es sich in der Regel um eine Prognose für das komplette Jahr.
Eine Millionen FTTB/H-Kunden bis Ende 2018
Selbst wenn eine Million Kunden nun einen direkten FTTB/H-Anschluss nutzen, ist Glasfaser immer noch eine Nische. Gemessen an den bis Ende 2018 prognostizierten 34,3 Millionen Haushalten mit Breitbandanschlüssen beträgt der Marktanteil 2,9 Prozent. Die tatsächlich verfügbaren Anschlüsse sind derweil verbreiteter. Bis zum Jahresende sollen 3,4 Millionen bereitstehen.
Das bedeutet zunächst: Nur 30 Prozent der Haushalte, die direkten Glasfaseranschluss nutzen könnten, machen das auch. Von einer Nachfragelücke will der Studienautor und TK-Experte Prof. Torsten J. Gerpott allerdings nicht sprechen. „Das halte ich für überzogen“, sagte er bei der Vorstellung der TK-Studie. Denn: Bei Verkauf der Glasfaseranschlüsse handele es sich um ein Infrastrukturgeschäft, kein Modegeschäft. Es dauert demnach also schlicht seine Zeit, bis die Kunden wechseln.
Den Großteil der Glasfaseranschlüsse schalten derweil die Wettbewerber der Deutschen Telekom. Bis Ende 2018 sollen diese 2,6 Millionen anbieten, 914.000 Kunden nutzen diese auch. Von der Telekom selbst kommen dann noch 827.000 Anschlüsse hinzu, allerdings nur bei 103.000 Kunden. Dass die Telekom vergleichsweise wenige FTTB/H-Anschlüsse verkauft, lässt sich mit der Strategie des Konzerns erklären. Die fokussiert sich aktuell noch auf Vectoring und Super-Vectoring, um das Geschäft mit der Doppelkupferader-Infrastruktur zu optimieren.
Vier Anbieter dominieren den Breitbandmarkt
Die bestimmt derweil ohnehin noch den Markt. Von den bis Ende 2018 erwarteten 34,3 Millionen Breitbandkunden im Festnetz-Bereich nutzen demnach 25,2 Millionen einen Anschluss mit DSL-Technologie – das ist ein Anteil von 73,5 Prozent. Bei den Kabelnetzbetreibern sind 8,1 Millionen Kunden (23,6 Prozent). Der Rest sind die eine Million FTTB/H-Anschlüsse.
Wirft man einen Blick auf die Unternehmen, lautet die Erkenntnis: Vier Anbieter kommen auf über 80 Prozent. So führt die Deutsche Telekom (Stand 30. Juni 2018) bei Breitband-Festnetzanschlüssen mit 39,7 Prozent. Dann folgen Vodafone mit 19,9 Prozent und Unitymedia mit 10,4 Prozent. Wenn die Übernahme von Unitymedia wie geplant über die Bühne geht, entsteht somit ein Anbieter, der sich fast auf Augenhöhe mit der Telekom befindet. 1&1 kommt noch auf 13 Prozent. Telefónica als O2-Mutter schafft derweil 5,9 Prozent, die übrigen Anteile teilen sich kleinere und regionale Anbieter.
Stetig wachsend ist die Nachfrage nach schnelleren Anschlüssen. 33,2 Prozent der Kunden sollen bis Ende 2018 einen Anschluss nutzen, der 50 Mbit/s und mehr bietet. 2017 waren es noch 28,3 Prozent. Derweil sinkt der Anteil von langsamen Anschlüssen. 2017 hatten noch 38,5 Prozent der Kunden einen Anschluss mit 16 Mbit/s und weniger. Bis Ende dieses Jahres soll der Anteil auf 32,6 Prozent sinken.
Einhergehend mit den schnelleren Anschlüssen steigt auch das verbrauchte Datenvolumen. Im Festnetz werden es 2018 durchschnittlich 90 GB pro Monat sein. 2017 waren es noch 83,2 GB, der Zuwachs in diesem Jahr beträgt also 8,2 Prozent.
Im Mobilfunk wächst Datenvolumen deutlich rasanter
Wesentlich stärker wächst derweil das Datenvolumen im Mobilfunk-Bereich. Durchschnittliches Datenvolumen pro SIM-Karte und Monat soll Ende 2018 bei 1,6 GB liegen. Das ist gegenüber 2017 (0,87 GB) ein Plus von 83,8 Prozent. Bei den Umsätzen ändert sich dadurch aber nur wenig. Der TK-Studie zufolge erhält ein Anbieter 2018 pro SIM-Karte monatlich im Schnitt 16,68 Euro, 2017 waren es 16,69 Euro. Was sich aber ändert, ist die Einnahmequelle. Der Datenumsatz nimmt 2018 um fast sieben Prozent zu, während die Umsätze mit den sonstigen Mobilfunkleistungen wie etwa Sprache sinken.
Wer der größte Mobilfunkbetreiber ist, hängt derweil vom Blickwinkel ab. Bei den Umsätzen führt laut der Prognose für Ende 2018 die Telekom mit einem Marktanteil von 30,1 Prozent. Auf Rang 2 folgt Telefónica mit 24,4 Prozent, Vodafone ist Dritter mit 22,9 Prozent. Nimmt man die aktivierten SIM-Karten als Maßstab, führt indes Vodafone mit einem Anteil von 35,2 Prozent. Die Telekom und Telefónica kommen jeweils auf 32,4 Prozent.
Der Gesamtumsatz im Mobilfunkbereich soll 2018 26,6 Milliarden Euro betragen. Im Vergleich zu 2017 ist das nur ein knapper Zuwachs um 0,1 Milliarden Euro.
Gigabit-Ausbau: „2019 muss das Jahr der guten Ideen werden.“
Was nach Ansicht des VATM nun aber entscheidend sei, ist die Weichenstellungen für den Gigabit-Ausbau. „2019 muss das Jahr der guten Ideen werden“, sagte VATM-Präsident Martin Witt im Rahmen des Pressegesprächs. Erforderlich wären klare Spielregeln. In vielen Städten starte nun der Glasfaserausbau oder stehe kurz bevor, die Investoren bräuchten Klarheit. Die entscheidende Frage ist dabei laut Witt: „Wie kommen wir von Megabit zu Gigabit?“
Für Politik und Regulierer gebe es einige Hebel, um den Ausbau zu forcieren. So müsse etwa der Open-Access-Ansatz – also ein diskriminierungsfreier Zugang zu Netzen – sinnvoll gestaltet werden. Auch bei 5G sollte die Bundesnetzagentur mit Blick auf die anstehenden Frequenz-Versteigerungen nochmals die Auflagen überarbeiten. „Hier müssen wir eine starke Infrastruktur mit starkem Wettbewerb schaffen“, sagte Witt.
Nachholbedarf bestehe auch bei den Förderverfahren. Vereinheitliche Genehmigungsverfahren von Kommunen und Ländern würden den Ausbau erleichtern. Interessant wäre zudem die Vergabe von Gutschriften (Vouchern), wenn Häuser und Wohnungen mit Glasfaser ausgestattet werden. Solch ein alternatives Förderverfahren könne die Nachfrage steigern und den eigenwirtschaftlichen Ausbau erleichtern, so Witt.