Xiaomi Amazfit Bip: 70-Euro-Smartwatch mit GPS, aber trägem Pulsmesser
tl;dr: Einfache Materialien, simples Design und auf das Wesentlichste beschränkt: Die Xiaomi Amazfit Bip könnte zum Preis von rund 67 Euro mit GPS und einer grandiosen Laufzeit ein wahrer Smartwatch-Geheimtipp sein. Für diejenigen, die auf eine akkurate Pulsmessung Wert legen, ist sie es aber nicht.
Xiaomi Amazfit Bip im Test
Setzen andere Smartwatch-Hersteller auf Design oder eine umfangreiche Sensorausstattung, geht Xiaomi mit der Amazfit Bip einen anderen Weg.
Die Xiaomi Amazfit Bip ist bereits erhältlich. Als Farbvarianten stehen Schwarz, Orange/Blau, Grün und Weiß zur Auswahl. Die Uhr muss nicht, wie für einige Xiaomi-Produkte üblich, über Zulieferer im Ausland bestellt werden. Eine Vielzahl von Händlern bietet die Uhr in Deutschland für teils unter 70 Euro an.
Smartwatch im Detail
Äußerlich ist die Amazfit Bip sehr simpel gehalten. Designaspekte oder Materialien wie Edelstahl werden vergebens gesucht. Das rechteckige Uhrengehäuse ist komplett aus Kunststoff gefertigt. Gleiches gilt für das wechselbare Armband (20 mm) sowie die Dornschließe. Kompakte Abmessungen von 42 × 34 × 9 mm und ein Gewicht von 32 Gramm begünstigen dennoch ein überaus gutes Tragegefühl.
Trotz der schlichten Bauweise gibt die Verarbeitungsqualität keinen Grund zur Beanstandung. Spaltmaße gibt es keine und auch der rechts angeordnete Knopf lässt sich gut bedienen.
Die Xiaomi Amazfit Bip ist nach IP68-Standard gegen Staub und dauerndes Untertauchen abgedichtet. Die Zertifizierung beschreibt dabei jedoch lediglich das Verweilen in einer Wassertiefe von mehr als einem Meter und bezieht sich zudem lediglich auf Süßwasser. Geschwommen werden sollte mit IP68-Geräten indes nicht, da bei der Schwimmbewegung respektive dem Eintauchen des Handgelenks ins Wasser Belastungsspitzen entstehen, die nicht vom IP-Standard abgedeckt sind.
Display und Hardware
Das einfache Auftreten der Amazfit Bip wird auch bei der Hardware fortgeführt. Als Herzstück dient ein nicht näher definiertes Dual-Core-SoC samt 128 MByte RAM. Mit einem Beschleunigungsmesser, einem Gyroskop, einem internen Ortungsmodul (A-GPS und GLONASS), einem Barometer und einem Herzfrequenzmesser bestückt, bietet die Smartwatch angesichts des ausgerufenen Preises eine überdurchschnittliche Sensorausstattung, die teils noch nicht mal bei doppelt so teuren Wearables zu finden ist.
Das Display beeindruckt
Das quadratische Display der Amazfit Bip mag mit einer Auflösung von 176 × 176 Pixeln auf dem Papier keine Euphorie auslösen, doch begeistert es im Praxistest. Mit niedriger Auflösung und einer Diagonalen von rund 1,28 Zoll dient es nicht zum Betrachten von Bildern oder kompletten Chat-Verläufen, sondern lediglich zur Auskunft der wichtigen Parameter. Und genau das meistert der Bildschirm dank eines farbigen, transflektiven LCDs hervorragend.
Die Ablesbarkeit ist eine Wucht, insbesondere bei direktem Sonnenlicht. Der Clou ist: Je mehr Licht auf das Display fällt, desto besser ist es zu lesen und desto kräftiger sind die Farben. Für dunklere Umgebungen oder für die Nacht bietet die Uhr indes eine fünfstufige Hintergrundbeleuchtung, die mittels Knopfdruck oder Heben des Handgelenks aktiviert wird. Ein permanentes Erleuchten ist jedoch nicht möglich. Die Auflösung ist indes vollkommen ausreichend. Zwar sind bei naher Betrachtung einzelne Pixel zu erkennen, doch können alle Mitteilungen und Daten leicht abgelesen werden. Einzig nachteilig fallen die sehr großen Display-Ränder auf. Trotz Gehäuseabmessungen von 42 × 34 mm misst das Display selbst nur rund 22,5 mm.
Kompromisse gehören zum Alltag
Einige Wermutstropfen muss der Träger jedoch im Bereich der Hardware hinnehmen. Während des mehrwöchigen Tests kam es beim Durchblättern des Menüs gelegentlich zu leichten Rucklern. Ebenfalls ärgerlich ist der Fakt, dass das Display nicht mittels Touch-Geste aktiviert werden kann. Vor einer Interaktion muss stets der seitliche Knopf betätigt werden.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die GPS-Kalibrierung. Die eingebaute Kompassfunktion sorgte im Test teils für Frustration. Zur Kalibrierung des Moduls muss der Träger eine kreisende Bewegung durchführen. Trotz mehrerer Versuche an verschiedenen Orten samt verdutzten Blicken umliegender Passanten gelang die Kalibrierung nie auf Anhieb. Erst Minuten später erschien der Kompass wie von Geisterhand. Für die Sportnutzung muss indes keine Kalibrierung durchgeführt werden. Ein Kompromiss stellt zudem auch die Systemsprache dar. Hier sind lediglich Englisch und Chinesisch möglich, was zugleich zu Problemen bei der Anzeige einiger Mitteilungen führt. Umlaute kennt die Xiaomi Amazfit Bip nicht, sodass jene als Fragezeichen ausgegeben werden. Gleiches gilt für die Ausgabe von Emojis in Nachrichten.
Xiaomi Amazfit Bip | |
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OS: | proprietäres Betriebssystem |
Kompatibilität: | Android, iOS |
Display: | 1,28 Zoll, rechteckig 176 × 176 Pixel 194 ppi LCD Gorilla Glass |
Bedienung: | Touch, Knöpfe |
SoC / SiP: | ?, ? 1,2 GHz, 2 Kerne ? |
RAM: | 128 MB |
Speicher: | ? |
Konnektivität: | Bluetooth 4.0 LE 802.11 b/g/n |
Mobilfunk: | – |
Sensoren: | Barometer Beschleunigungsmesser Gyroskop Herzfrequenz Schrittzähler |
Weitere Standards: | A-GPS, GLONASS |
Akku: | 190 mAh fest verbaut |
Gehäuse: | 34,0 × 42,0 × 9,0 mm 32 g wasserdicht, IP68 Kunststoff |
Armband: | wechselbar Breite 20,0 mm |
Preis: | – |