Chip-Fertigung: IBMs Chips in Zukunft von TSMC statt Globalfoundries
Globalfoundries hat vor vier Jahren IBMs Fabriken inklusive 1,5 Milliarden US-Dollar geschenkt bekommen, jetzt sollen sie als Fertigungspartner abgelöst werden. TSMC erhält demnach den Zuschlag, denn Globalfoundries hat sich aus dem High-End-Rennen mit dem Ausstieg aus 7 nm verabschiedet. Darauf verzichten kann IBM nicht.
Die Fertigung bei TSMC hätte durchaus Brisanz. Denn bisher galt stets als Argument, dass IBM-Produkte in den USA gefertigt werden sollten, da diese in vielen Fällen in militärischen und nachrichtendienstlichen Einrichtungen der Vereinigten Staaten genutzt werden. Gerade nach der Debatte um angebliche Spionage-Chips auf in China gefertigten Supermicro-Mainboards bleibt dies ein heißes Thema. Globalfoundries erfüllte diese Kriterien, vor vier Jahren haben sie nicht nur Fertigungsstätten samt Personal und Technologien übernommen, sondern auch „tausende Patente“. Im Gegenzug sicherte Globalfoundries IBM zu, zehn Jahre Chips zu liefern, explizit war damals von Produkten bis zu 10-nm-Fertigung die Rede, auf die zukünftige Power-Prozessoren setzen sollen. Jene liefert die Foundry bisher nicht, bisher gibt es nur 14 nm sowie den darauf basierenden, optimierten 12-nm-Prozess.
Der Power10 braucht die 7-nm-Fertigung
Exakt der letzte Punkt könnte dabei der springende sein. Denn nachdem Globalfoundries bei 7 nm ausgestiegen ist, muss sich IBM zwangsweise nach einem neuen Partner für zukünftige CPUs umsehen. Dies heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass Globalfoundries direkt komplett gekündigt wird. Stattdessen wird dort in der aktuellen Fertigungsstufe weiter produziert, der im August 2017 vorgestellt Power9-Prozessor läuft dort unter anderem vom Band und wird es noch viele Jahre tun. Power10 soll mit vermutlich 48 Kernen aber direkt auf 7 nm statt 10 nm setzen und wechselt damit die Foundry. Als Startjahr gilt frühestens das Jahr 2020 als wahrscheinlich.
IBM kommt an TSMC nicht vorbei
TSMC hatte sich zuletzt im Punkte der Sicherheit nicht mit Ruhm bekleckert, als ein Virus Teile von Fabriken lahmgelegt hat. Neue Sicherheitsvorkehrungen sollen dies in Zukunft verhindern. Doch eine Alternative zu TSMC gibt es für IBM de facto nicht. Intel baut nur eigene Lösungen, ihre Foundry-Sparte ist quasi nicht-existent, da sie in Branchenkreisen als viel zu kompliziert und langsam gilt. Samsung ist auf dem Gebiet der CPUs/GPUs/SoCs nur die zweite Geige hinter TSMC sowohl was Neuheiten als auch Kapazitäten angeht, deren größtes Know-How liegt in der DRAM- und Flash-Fertigung. Weitere Anbieter im High-End-Markt gibt es nicht. Am Ende ist es deshalb für IBM keine echte Wahl gewesen, es ist vielmehr die einzige Möglichkeit.