Diablo Immortal: Buhrufe für Mobile-Spiel auf BlizzCon und im Netz
Die Ankündigung eines Mobile-Ablegers der Diablo-ARPGs wurde weder auf der BlizzCon noch im Internet gut aufgenommen. Diablo Immortal ist nicht das Spiel, das sich Fans der Serie gewünscht hatten. Die Welle von Kritik und negativen Kommentaren hat aber mehr als eine einzelne Ursache.
Surreale Präsentation
Grundsätzlich schien die Community einem Mobile-Diablo aber nicht in Gänze abgeneigt gegenüber zu stehen. Das Spiel habe interessante Mechaniken, die sich die Community für Diablo 3 gewünscht habe, sagte ein Spieler, um zu fragen, ob es auch auf dem PC gespielt werden könne. Erst die verneinende Antwort von Blizzard provozierte Buhrufe – auf solchen, bis ins Detail durchgeplanten Events ein fast unerhörtes Ereignis.
Do you guys not have phones?
Blizzard
Gerechnet hat Blizzard mit einer solchen Reaktion offenkundig nicht. Dies zeigen die unbeholfenen, bisweilen hilflos wirkenden Reaktionen der Entwickler auf der Bühne. Ihre Antwort auf die Buhrufe war die Frage, ob die Anwesenden denn keine Smartphones besitzen würden. Aber auch vor dieser deplatzierten Entgegnung waren die Anwesenden wenig enthusiastisch. Verhaltener Applaus, Totenstille und Schweigen sind weit entfernt von der oftmals künstlich wirkenden Begeisterung üblicher Ankündigungen.
Enttäuschte Erwartungen
Immer wieder hatte Blizzard mit Stellenausschreibungen, Andeutungen und Teasern deutlich gemacht, dass an neuen Diablo-Projekten gearbeitet wird. Ein solches sollte auch auf der BlizzCon vorgestellt werden. Die so geschürten Erwartungen kreisten allerdings um die Ankündigung eines Remasters, neuen Inhalten für Diablo 3 oder gar ein neues Diablo-Spiel für den PC. Ein Mobile-Spiel hatte niemand erwartet. Nichts demonstrierte diese Enttäuschung besser als die Frage eines Fans, ob denn die Ankündigung von Diablo Immortal nur ein verspäteter Aprilscherz gewesen sei.
Auf sozialen Medien und großen Diskussionsplattformen wie Reddit stehen Diablo Immortal und Blizzard in der Kritik, der Trailer-Video hat derzeit etwa rund 315.000 Disllikes bei nur rund 12.000 Likes. Dass die Anzahl negativer Nutzerwertungen offenbar mehrfach massiv gesunken ist, hat Blizzard zudem den Vorwurf von Zensur eingebracht. Plausibel erscheint, dass ein Google-Algorithmus filtert, der bestimmt, ob Nutzer ein Video bewerten ohne es zu schauen. Warum aber auch Kommentare verschwunden sind, wird dadurch nicht erklärt. Die Ankündigung des Spiels und Blizzards Reaktionen auf der BlizzCon und im Umgang mit Spielern tragen dazu bei, dass diese sich in ihren Wünschen nicht ernst genommen fühlen.
Mobile-Geldesel
Ein weiteres Ärgernis ist für Spieler die Kooperation mit NetEease bei der Entwicklung. NetEase bietet mit Crusader of Light bereits ein Diablo-ähnliches Spiel für Smartphones an; entsprechend schnell haben Fans die Ähnlichkeiten zu Diablo Immortal herausgestellt. Dieses sei nur Crusader of Light mit anderen Skins, lautet der Tenor. Dass Crusader of Light aggressiv monetarisiert wird, lässt Spieler befürchten, dass ihnen Blizzard nun auf der Mobile-Plattform wie so viele andere Anbieter das Geld mit unfairen Geschäftsmodellen aus der Tasche ziehen wolle und voller Mikrotransaktionen stecke.
Blizzard beschwichtigt
Diesen und anderen Befürchtungen versucht Blizzard entgegenzutreten. Das Unternehmen wolle erst ein großartiges Spiel machen und erst dann das Geschäftsmodell bestimmen. Diesbezüglich müsse erst noch herausgefunden werden, was am meisten Sinn ergebe, sagte Lead Game Designer Wyatt Cheng dem Game Informer auf YouTube. Cheng erwähnte in diesem Zusammenhang Overwatch und Heroes of the Storm, die vergleichsweise zurückhaltend monetarisiert werden.
Blizzard-Mitgründer Allen Adham betonte gegenüber Kotaku, dass Diablo Immortal kein Reskin eines existierenden Spiels, sondern von Grund auf erstellt worden sei. Dies gelte auch für Assets. Die Steuerung wiederum habe sich in Asien quasi als Standard etabliert und werde verwendet, weil sie sich intuitiv und einfach nutzen lasse. Blizzard habe allerdings die Reaktion der Fans unterschätzt, gestand Adham ein, und sei von Kritik ausgegangen, die sich auf dem Niveau derjenigen der Ankündigung der Konsolen-Versionen von Diablo 3 bewege. Adham versicherte zudem, dass Immortal nur eines von mehreren Diablo-Projekten bei Blizzard sei.
„Überraschend gut“
Eurogamer hat sich das Spiel zudem auf der BlizzCon angesehen. Es sei „überraschend gut“, urteilt die Seite, und fühle sich wie ein typisches Diablo an. Welchen Anteil Blizzard an der Entwicklung hat, wollten die führenden Entwickler aber nicht genau benennen. Immortal „ist eine echte, ko-entwickelte Erfahrung“, sagte Blizzard. Der Konzern beantwortete Fragen nach dem eigenen Anteil und der eigenen Rolle aber ausweichend und erklärte lediglich, ein eigenes Team für Immortal zusammengestellt zu haben.