Core i5-8265U & i3-8145U im Test: Mehr Leistung quasi nur bei Ein-Kern-Last
tl;dr: Intel Whiskey Lake-U verspricht deutlich höhere Taktraten für die mobile 15-Watt-Klasse. Im Test der Varianten Core i3-8145U und i5-8265U wird allerdings schnell klar: Genutzt werden kann er in der Regel nur bei Ein-Kern-Last oder wenn der OEM der CPU beim Verbrauch freien Lauf lässt.
Das ist Intel Whiskey Lake
Mit Whiskey Lake hat Intel auch zur IFA 2018 eine neue Modellreihe für die mobilen 15-Watt-TDP-Prozessoren der U-Klasse vorgestellt. Sie beerben Kaby Lake Refresh (Test) aus dem Jahr 2017, ohne deren Revolution zu wiederholen. Denn während Kaby Lake Refresh erstmals vier statt zwei Kerne bei 15 Watt ins Notebook gebracht hat, geht es bei Whiskey Lake dank der dritten Generation der 14-nm-Fertigung (14 nm++) vorrangig mit dem Turbotakt nach oben, während die wesentlichen Architektur-Merkmale nicht angefasst werden. Waren bisher 4,2 GHz Taktfrequenz beim Intel Core i7-8650U das Maximum, sind es beim Core i7-8565U nun 4,6 GHz.
Kaum bis kein Taktvorteil bei 15 Watt Verbrauch?
Doch Vorsicht: Intel gibt den maximalen Turbotakt nur noch für Last auf einem Kern an. Unter Last auf mehreren Kernen liegt er meistens deutlich darunter, weil viele Notebook-Hersteller die mobilen CPUs entweder dauerhaft oder nach wenigen Sekunden im Verbrauch auf die TDP limitieren.
Intel definiert die TDP als Verbrauch der CPU bei Basistakt in einer „hochkomplexen“ Anwendung. In genau diesem Szenario verspricht Intel mit Whiskey Lake gar keine Vorteile mehr – der Basistakt von Core i7 und Core i5 ist gleich, der des Core i3 fällt sogar.
In einer anderen Last kann das anders aussehen, aber schon die offiziellen Spezifikationen geben die Richtung vor: Whiskey Lake kann theoretisch höher takten, das gilt aber nur in Ein-Kern-Lasten oder dann, wenn das Notebook den Verbrauch nicht auf die TDP limitiert und das Kühlsystem zu hohe Temperaturen vermeidet.
Modell | Kerne/ Threads |
Takt Basis/Turbo |
L3-Cache | Grafik | GPU-Takt | max. Speicher | TDP | Preis |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Core i7-8650U | 4/8 | 1,9/4,2 GHz | 8 MB | UHD 620 | 300/1.150 MHz | DDR4-2400 | 15 W | $ 409 |
Core i7-8565U | 4/8 | 1,8/4,6 GHz | 8 MB | UHD 620 | 300/1.150 MHz | DDR4-2400 | 15 W | $ 409 |
Core i7-8550U | 4/8 | 1,8/4,0 GHz | 8 MB | UHD 620 | 300/1.150 MHz | DDR4-2400 | 15 W | $ 409 |
Core i5-8350U | 4/8 | 1,7/3,6 GHz | 6 MB | UHD 620 | 300/1.100 MHz | DDR4-2400 | 15 W | $ 297 |
Core i5-8265U | 4/8 | 1,6/3,9 GHz | 6 MB | UHD 620 | 300/1.100 MHz | DDR4-2400 | 15 W | $ 297 |
Core i5-8250U | 4/8 | 1,6/3,4 GHz | 6 MB | UHD 620 | 300/1.100 MHz | DDR4-2400 | 15 W | $ 297 |
Core i3-8145U | 2/4 | 2,1/3,9 GHz | 4 MB | UHD 620 | 300/1.000 MHz | DDR4-2400 | 15 W | $ 281 |
Core i3-8130U | 2/4 | 2,2/3,4 GHz | 4 MB | UHD 620 | 300/1.000 MHz | DDR4-2400 | 15 W | n. b. |
fett = Whiskey Lake-U |
Mit dem Core i3-8145U gibt es auch weiterhin einen Zweikern-Prozessor im Angebot, mit 2,1 GHz bietet er den höchsten garantierten Basistakt. Das sind interessanterweise aber 100 MHz weniger als beim Vorgänger und sogar 400 MHz weniger als beim populären Core i5-7200U auf Basis von Kaby Lake – der hatte auch zwei Kerne mit Hyper-Threading und 15 Watt TDP. Der Turbotakt liegt hingegen um 500 MHz über dem Core i3-8130U und sogar 800 MHz über dem des Core i5-7200U.
Whiskey Lake-U und ein neuer PCH
Whiskey Lake bietet abseits des neuen Prozesses mit potentiell höheren Taktraten noch eine weitere Neuerung. Im gewohnten Multi-Chip-Design liegt neben der Whiskey-Lake-CPU der „Platform Controller Hub“ (PCH) mit Chipsatzfunktionen auf demselben Package. Dieser bietet neben PCIe 3.0, USB 3.1 Gen 2 (10 Gbit/s) und Gigabit-LAN allerdings weitere Neuerungen wie Thunderbolt 3. Doch auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, noch ist dies nicht nativ integriert. Wie Intel im Gespräch mit ComputerBase aufklärte, seien jetzt nur mehr Berechnungen für Thunderbolt 3 in den PCH ausgelagert. Ein externer Controller wird weiterhin benötigt.
Ähnlich ist es bei der WLAN-Lösung, die dem externen Modem nur unter die Arme greift, so ist es auch bei den Desktop-Chipsätzen für Coffee Lake. Sofern Router oder Access Point es unterstützen, wird Gigabit-WLAN im 160-MHz-Kanal geboten. Der dedizierte Audio-DSP mit vier Kernen soll Sprachanwendungen verbessern. Unterstützt werden nun auch Dolby Vision HDR und Dolby Atmos.
Core i3 und Core i5 im Test
ComputerBase standen für den Test der Core i3 und der Core i5 auf Basis von Whiskey Lake zur Verfügung. Der Core i3 ist insofern interessant, als dass er mit seinem hohen Turbotakt heute locker das Niveau des populären Core i5-7200U übertreffen sollte. Der Core i5 wiederum ist die ökonomischere der beiden derzeit verfügbaren Vierkern-Modelle.
Der Core i3-8145U wurde ComputerBase von einem OEM zur Verfügung gestellt, dessen Gerät noch ein Prototyp war und deshalb im Artikel nicht genannt wird. Das Kühlsystem und die CPU arbeiteten allerdings bereits entsprechend den Erwartungen. Der Core i5-8265U fand sich wiederum in einem aktuellen Acer Aspire 5 wieder – und das Gerät entsprach der Serie.
Das Aspire 5 (2018) ist Acers neues 1,8-kg-Notebook im 15,6-Zoll-Format mit Whiskey-Lake-Prozessoren von Intel zu Preisen ab 550 Euro. Der Kunde hat die Wahl aus allen verfügbaren Varianten: Core i7-8565U, Core i5-8265U und Core i3-8145U. Die CPU paart Acer optional mit einer Nvidia GeForce MX130 oder MX150.
Vergleichsweise kompakt fällt das Notebook aus, weil Acer den Rahmen des 15,6 Zoll großen Full-HD-Displays auf der linken und rechten Seite mit 7,82 mm relativ schmal gestaltet hat. Das Display trifft im geschlossenen Zustand auf ein Cover aus Aluminium, das die optional beleuchtete Tastatur und den Ziffernblock einfasst. Ebenfalls optional ist der Fingerabdrucksensor, der für die Anmeldung bei Windows 10 mittels Windows Hello verwendet werden kann.
Eindrücke zum Acer Aspire 5 mit Whiskey Lake
Die genutzte Variante des Acer Aspire 5 (NX.H3EEG.001) mit Core i5-8265U, zweimal 4 GB DDR4, GeForce MX150 und 256 GB großer M.2-SATA-SSD kostet 679 Euro. Das matte IPS-Full-HD-Display bietet gute Blickwinkel, die Helligkeit empfiehlt es mit maximal knapp 300 cd/m² und im Mittel unter 250 cd/m² allerdings für den Inneneinsatz. Der Kontrast liegt bei knapp 1.000:1, der Weißpunkt bei 6.500 Kelvin.
Im Akku-Laufzeit-Test der Redaktion erreichte das Notebook bei normierten 200 cd/m² Helligkeit in der Display-Mitte im PCMark 8 (Work 2.0, OpenGL) ein Ergebnis von 5:02 Stunden, im YouTube-Streaming-Test (WLAN, 720p) ein Ergebnis von 8:16 Stunden. Positiv überraschen konnte die Geräuschkulisse, die selbst bei voller Last in Prime 95 im Abstand von 40 Zentimetern vor und 50 Zentimetern über dem Display-Scharnier nur 34 Dezibel beträgt.
Moderne (USB 3.1 Gen 1 via Typ C) und etablierte Anschlüsse (USB 3.1 Gen 1 Typ A, 2 × USB 2.0 Typ A, HDMI, Ethernet, 3,5-mm-Klinke) und die Tastaturhintergrundbeleuchtung machen das Kunststoff-Notebook mit Alu-Display-Deckel zu einem vielseitigen Alltagsbegleiter, der zwar nicht an das Gewicht und die Optik der Topmodelle wie das Acer Swift 5 herankommt, dafür aber auch weniger als die Hälfte kostet.
Testergebnisse
Für die nachfolgenden Tests kam auf beiden Notebooks ein vollständig aktualisiertes „Windows 10 Version 1803 April 2018 Update“ zum Einsatz, der aktuelle Grafikkartentreiber von Intel wurde manuell installiert. Das Leistungsprofil (hinter dem Akkusymbol) wurde auf „Beste Leistung“ gestellt.
Taktraten unter Dauerlast
Kurzfristige Taktspitzen sind das eine, der langfristig nutzbare Takt das andere. Leistungsunterschiede zwischen den CPUs in den Benchmarks, auch zwischen identischen Varianten, sind in Notebooks in der Regel darauf zurückzuführen. Um das Verhalten der Prozessoren im jeweiligen Testmodell einordnen zu können, lässt ComputerBase zum Start jedes Testparcours erst einmal den Cinebench R15 (Multi-Core) zehn Mal ohne Pause durchlaufen.
Core i5 „Kaby Lake“ gegen Core i3 „Whiskey Lake“ (Multi-Core)
Die erste Erkenntnis ist: Der Core i3-8145U mit zwei Kernen und vier Threads zeigt wie der Core i5-7200U im Dell XPS 13 aus dem Jahr 2016 eine fast konstante Leistung auf dem Niveau von knapp über 300 Punkten. Die Taktraten liegen jeweils bei 3,1 GHz.
Dabei trennen beide CPUs auf dem Papier 800 MHz Turbotakt. Doch schon der 400 MHz höhere Basistakt des Core i5-7200U (also der Takt, der in Intels hochkomplexer Last bei 15 Watt Verbrauch anliegt (TDP-Definition)) hatte darauf hingedeutet, dass die CPU diesen Vorsprung in Multi-Core-Anwendungen nicht nutzen können wird. So liefert der zwei Generationen neuere Core i3 in dieser Disziplin zwar die Leistung, die es vor zwei Jahren noch mit dem Core i5 gab, aber eben auch nicht mehr – auch wenn es der maximale Einkern-Turbotakt erst einmal vermitteln mag.
Core i5 „Kaby Lake Refresh“ gegen Core i5 „Whiskey Lake“ (Multi-Core)
Nicht minder interessant ist der Vergleich der Vierkern-CPUs der ersten Generation (Kaby Lake Refresh, 14 nm+) und der zweiten Generation (Whiskey Lake, 14 nm++). Der Core i5-8265U liegt in diesem Fall exakt auf dem Niveau des direkten Vorgängers Core i5-8250U. Von 500 MHz mehr maximalem Einkern-Turbotakt ist auch hier nichts zu spüren, die CPUs orientieren sich eher am Gleichstand beim Basistakt von 1,6 GHz. Bei beiden Prozessoren liegen dann auch dauerhaft 2,3 bis 2,4 GHz im Cinebench R15 an.
Vorteile für Whiskey Lake im Single-Core-Test
Die bisherigen Aussagen bezogen sich auf Multi-Core-Lasten, Intels offizielle Angaben zum maximalen Turbo hingegen auf Single-Core-Lasten. Die von Intel angegebenen Leistungsvorteile betragen hier jeweils knapp 15 Prozent (Core i3-8130U vs. i3-8145U und Core i5-8250U vs. i5-8265U). Und in der Tat liegt der Core i5-8265U im Acer Aspire im Single-Core-Test des Cinebench 14 Prozent vor dem Core i5-8250U im Acer Spin 5 aus dem Vorjahr. Der Core i3-8145U setzt sich wiederum 20 Prozent vor den Core i5-7200U, der knapp 10 Prozent langsamer als der Core i3-8130U sein sollte – auch hier geht die Rechnung also auf.
Benchmarks in Anwendungen
In Summe über alle Benchmarks, von denen die meisten alle verfügbaren Kerne nutzen, schafft es der Core i5-8265U, den Core i5-8250U um zwei Prozent zu übertrumpfen. Der Core i3-8145U wiederum liegt exakt auf dem Niveau des zwei Generationen älteren Core i5-7200U.
- Leistungsrating
- 3DMark Sky Diver – Gesamtpunktzahl
- 3DMark Sky Diver – Graphics Test 1
- 3DMark Sky Diver – Graphics Test 2
- Cinebench R15 Multi-Core
- Cinebench R15 Single-Core
- HandBrake 1.0.7
- Kraken 1.1
- PCMark 10 1.0
- POV-Ray 3.7.0 – Multi-Core
- POV-Ray 3.7.0 – Single-Core
- WebXPRT 3 v2.93
- x265 HD Benchmark
Fazit
Mobile CPUs sind immer nur so schnell, wie es ihre Konfiguration durch den OEM oder das Kühlsystem des Notebooks zulassen. 1:1 auf alle anderen Whiskey-Lake-CPUs übertragen lassen sich die Testergebnisse deshalb nicht. Und trotzdem zeichnen die ersten Benchmarks schon ein sehr klares Bild.
Mehr Leistung nur bei Ein-Kern-Last
Die von Intel mit den Eckdaten versprochenen Leistungssteigerungen gibt es, aber nur in ausgewählten Single-Core-Anwendungen. Werden hingegen Multi-Core-Lasten angelegt, operieren die neuen CPUs quasi auf dem Niveau der Vorgänger – ganz so, wie es der identische Basistakt erahnen lässt. Und den legt Intel so fest, dass er in einer „hochkomplexen“ Last genau zu 15 Watt Verbrauch führt. Das ist die Definition der TDP.
Die Vergangenheit hat zwar immer wieder Notebooks hervorgebracht, bei denen der OEM der mobilen CPU deutlich länger mehr Verbrauch als die TDP gestattet hat und in diesen Modellen wird Whiskey Lake dann auch in Mehrkern-Anwendungen von 14 nm++ profitieren. In der Masse der Modelle, darunter auch die besonders schlanken ultramobilen Varianten, wird das aber nicht der Fall sein.
Die Alternative: Kaby Lake Refresh
Wer nach einem Notebook mit aktueller CPU-Technologie in der 15-Watt-Klasse Ausschau hält, kann damit auch weiterhin problemlos in Richtung Kaby Lake Refresh schielen. Das hat noch zwei weitere Vorteile: Erstens sind die entsprechenden Notebooks schon länger auf dem Markt und oft schon im Preis gesunken. Zweitens ist Kaby Lake Refresh breit verfügbar: 1.197 Varianten stehen 107 Varianten mit Whiskey Lake gegenüber.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.