HAMR: Seagate verschiebt HDD‑Technik für 20 TB+ erneut
Festplatten mit der neuen Technik Heat-Assisted Magnetic Recording (HAMR) lassen weiter auf sich warten. Eine neue Roadmap von Seagate deutet die nächste Verschiebung an: Statt im kommenden Jahr soll die Massenproduktion erst 2020 beginnen.
HAMR-Roadmaps: Aus 2018 wurde 2019 und nun 2020
Vor rund einem Jahr hatte Seagate noch erklärt, „HAMR ist jetzt bereit“ und die Massenfertigung für 2019 in Aussicht gestellt. Doch eine vor wenigen Tagen in London gezeigte Roadmap spricht jetzt erst von 2020 für den Beginn der Serienfertigung von HAMR-Festplatten mit „20+ TB“. Nur Partnerunternehmen sollen schon zuvor erste Muster mit 16 TB erhalten.
Die neue HDD-Technik, die mit Hilfe eines Lasers im Schreibkopf eine höhere Speicherdichte erlaubt, lässt schon lange auf sich warten und ihr Marktstart wurde bereits mehrfach verschoben. Vor gut drei Jahren hatte Seagate noch 2018 für die Massenproduktion auserkoren. Aus diesem Grund ist auch die jüngste Roadmap von Seagate mit Vorsicht zu genießen, was insbesondere für die ferne Zukunft mit HAMR-HDDs mit 36 TB, 48 TB und noch mehr Speicherplatz bis zum Jahr 2025 gilt.
Seagates HAMR-Prognosen verlieren an Glaubwürdigkeit
Der frisch gebackene Marktführer im HDD-Segment verliert durch die ständig neuen Termine für HAMR an Glaubwürdigkeit. Vor einem Jahr hatte Dr. Mark Re, der Chief Technology Officer (CTO) von Seagate, noch eingeräumt: „jedem Kopf einen Laser hinzuzufügen, ist kompliziert“. Doch habe die Entwicklungsabteilung auf alle Fragen eine Antwort gefunden. „Unsere HAMR-Architektur heute ist einfacher [umzusetzen] als jeder andere Ansatz, um eine höhere Datendichte nach PMR zu liefern“, so Re. Offensichtlich gilt dies aber noch nicht für die Serienfertigung.
HAMR mit oder ohne Multi Actuator
Eine zweite Präsentationsfolie von Seagate veranschaulicht, dass der Hersteller für die HAMR-Festplatten zwei Leistungsklassen plant. Für Anwendungen mit hohem Bedarf an Speicherplatz, aber geringem Anspruch an die Leistung sind HAMR-Festplatten mit einzelnem Aktor (Single Actuator), dem motorisierten Arm für die Lese/Schreibköpfe der HDDs, vorgesehen. Für höhere Leistungsanforderungen sind dagegen HAMR-HDDs mit „Multi Actuator“ bestimmt. Die Technik mit zwei Aktoren hatte Seagate unter dem Namen „Mach.2“ vorgestellt und nahezu verdoppelte Übertragungsraten von 480 MB/s sowie mehr IOPS bei wahlfreien Zugriffen versprochen.
Die Grafik verdeutlicht, dass die „IOPS pro TB“ als Maßstab für die Leistung mit zunehmendem Speicherplatz bei Festplatten abnimmt. Der Multi-Aktor-Ansatz soll dem entgegen steuern. Allerdings liefern HDDs auch mit 8 bis 10 IOPS/TB nur einen Bruchteil der Leistung der rein elektronischen SSD-Massenspeicher.
Die erste HDD mit Mach.2-Technik soll laut der Roadmap 2019 mit herkömmlicher PMR-Aufnahmetechnik statt HAMR und 14 TB Speicherplatz den Anfang machen.
Western Digital setzt zunächst auf MAMR
Western Digital forscht zwar ebenfalls seit Jahren an HAMR-Festplatten, erachtet aber im Gegensatz zu Seagate die Technik noch nicht für reif genug. Als Zwischenlösung oder Alternative hat Western Digital vor einem Jahr das Microwave-Assisted Magnetic Recording (MAMR) vorgestellt. Mit Hilfe eines Spin-Torque-Oszillator (STO), der mittels Mikrowellen ein zusätzliches Magnetfeld am Schreibkopf erzeugt, wird die Magnetisierung der Datenscheiben unterstützt, wodurch die Datendichte wie bei HAMR deutlich gesteigert werden soll.
Ob die MAMR-Festplatten wie von Western Digital angekündigt schon 2019 in Serie produziert werden, ist aber abzuwarten. Denn auch um MAMR ist es in letzter Zeit sehr ruhig geworden.