PlayStation Classic: Spiele und Wiedergabe lassen „zu Wünschen übrig“
Trotz Sonys Erfahrungen mit Emulatoren ist die PlayStation Classic mehr Sammlerobjekt als Spielkonsole. Erste Tests bescheinigen dem System zahlreiche Probleme, die mit den Spielen und ihrer Wiedergabe zusammenhängen – zumindest für Enthusiasten eignet sich das Modell nicht.
Die deutlichste Enttäuschung drückt Eurogamer aus. Im Ersteindruck fällt der Seite auf, dass der Emulation offenbar nur eine für Mobile-Hardware portierte Version des PCSX zu Grunde liegt. Darüber hinaus würden 6 von 20 Spielen im PAL-Format vorliegen. Titel in diesem Format sind für eine Ausgabe auf Fernsehern mit 50 Hz Bildfrequenz programmiert.
Problematisch ist diese Wahl aus zwei Gründen. Zunächst wird im Rahmen einer Portierung die 60-Hz-NTSC-Version der Spiele so verlangsamt, dass sie mit 50 Hz abgespielt wird. Tekken 3 läuft in der PAL-Ausgabe also nur mit 83 Prozent der eigentlichen angedachten Geschwindigkeit, weshalb diese den NTSC-Versionen unterlegen ist. Eurogamer merkt dabei an, dass selbst in Regionen mit NTSC-Format die PAL-Versionen auf der PlayStation Classic zu finden sind.
Spiele ruckeln
Das zweite Problem entsteht durch die Umrechnung der Bildausgabe von 50 auf 60 Hz, mit denen moderne Fernseher ihr Display aktualisieren. Dies führt zu Ruckeln, Stottern und Latenzen bei der Eingabe, schreibt die Seite. Bei 30-FPS-Spielen wie Battle Arena Toshinden würden sogar nur 25 FPS ausgegeben, hier sei außerdem häufiges Ruckeln und eine ungleichmäßige Bildfolge zu beobachten, was die Seite in klaren Worten „eine wirklich schwache Darbietung“ nennt.
Auch Ridge Racer Type 4 zeige Stottern und Lags, die auf originaler Hardware nicht zu beobachten wären. Spieler finden auf der PlayStation Classic also nicht nur die schlechtere Version der Klassiker vor, sondern auch eine, die schlechter läuft als vor 20 Jahren. So lässt das Gamplay „zu Wünschen übrig“. IGN ergänzt, dass durch die Umrechnungen und Wiedergabe die präzise Steuerung der NTSC-Titel verloren gehe. Anzumerken ist jedoch, dass nicht jedem Spieler die Wiedergabe negativ auffällt, in einer Reihe von Testberichten wird sie nicht erwähnt.
Kritik auch an Spielen
Im internationalen Wertungsspiegel wird auch das Fehlen eines Netzteils trotz des Preises von knapp 100 Euro und insbesondere die Auswahl der Spiele selbst kritisiert. IGN vermisst wie eine Reihe weiterer Publikationen zu viele weitere Klassiker, darunter etwa Tony Hawk's Pro Skater 2, sowie das analoge Feedback moderner Controller. So werde die Konsole mehr zu einem „Sammlerstück“ und „Dekorationsgegenstand“ als zu einem tatsächlich nutzbaren Gaming-System.
Das Fazit fällt auch anderswo tendenziell negativ aus. Gamespot empfiehlt gar Emulation auf jedem anderen dazu fähigen Gerät, weil so ein besseres Ergebnis für weniger Geld erzielt werde. Ähnlich urteilt Engadget. Die Seite hebt zwar hervor, dass die Konsole die fummelige Hantierung mit Emulatoren und ROMs überflüssig mache, aber dafür extrem teuer sei. Wer Final Fantasy VII spielen wolle, könne sich das Spiel auch für sein Smartphone kaufen und müsse dann nicht wahllose Beigaben wie Intelligent Qube bezahlen.