Mobilfunk: United Internet zweifelt an 4. 5G-Netz für Deutschland
United-Internet-Chef Ralf Dommermuth beklagt gegenüber dem Handelsblatt unfaire Bedingungen für einen Einstieg in den Mobilfunkmarkt. Dabei kritisiert er die Bundesnetzagentur, deren Auflagen keine Pflicht zum National Roaming vorsehen. Derzeit sehe es für ein viertes 5G-Netz in Deutschland „nicht gut“ aus.
Dommermuth zeigt sich unzufrieden mit der Bundesnetzagentur
In einem Interview gab der Chef des in Montabaur sitzenden Unternehmens bekannt, derzeit abzuwägen, doch nicht in die Auktion für den neuen Mobilfunkstandard einzusteigen. Er sieht United Internet im Nachteil gegenüber dem „Oligopol der drei größten europäischen Telekommunikationsgesellschaften“, das unter anderem die Bundesnetzagentur zu verschulden habe: Deren Beschlüsse und Regeln seien unzuverlässig und vage. Zudem habe sein Unternehmen ohne National Roaming keine Basis, um mit den bestehenden Größen zu verhandeln.
Beim National Roaming handelt es sich um das Mieten bestehender Mobilfunk-Infrastruktur, was es insbesondere Neueinsteigern ermöglichen würde, die Netze der Konkurrenten während des Aufbaus eines eigenen Mobilfunknetzes zu nutzen. Dieses Vorgehen ist zwar theoretisch Gang und Gäbe – eine Verpflichtung seitens der Netzagentur gibt es für die Provider allerdings nicht. Der Entwurf sieht lediglich vor, dass Anbieter auf freiwilliger Basis zusammenarbeiten. Laut Dommermuth wäre es für United Internet jedoch essentiell, vor der Abgabe eines Gebotes über Möglichkeiten und Preise des National Roaming informiert zu sein.
Die Netzagentur äußerte sich diesbezüglich abweisend: Es sei nicht umsetzbar, die Anbieter gesetzlich zur Öffnung ihrer Netze zu verpflichten. Die Provider müssten jeden Fall der Mitbenutzung einzeln verhandeln. Dennoch sollen für Neueinsteiger künftig besondere Auflagen gelten, die bislang jedoch nicht formuliert wurden.
Entscheidung falle mit den finalen Auktionsbedingungen
Dennoch will er ein viertes deutsches 5G-Netz derzeit nicht völlig ausschließen. United Internet werde die finalen Bedingungen für die Auktion, die am 26. November dieses Jahres bekanntgegeben werden, abwarten und anschließend analysieren, ob ein Gebot sinnvoll sei. Derzeit sehe es allerdings „nicht besonders gut“ aus.
Die Idee eines eigenen Mobilfunknetzes hatte Dommermuth bereits Anfang des Jahres ins Spiel gebracht. United Internet verfügt dank der Marken der Firma Drillisch, die zum Unternehmen gehört, bereits über Millionen Mobilfunkkunden, die derzeit überwiegend über das Netz der Telefónica versorgt werden. Ein eigenes Mobilfunknetz würde nach Dommermuth zum Wohle der Kunden den Wettbewerb drastisch steigern.