Apple iPad Pro (2018) im Test: Das beste Premium-Tablet bleibt genau das
3/5USB Typ C statt Lightning
Dass sich Apple mit dem iPad Pro dem Mac, aber auch Windows-Systemen nähern will, unterstreicht der Wechsel von der Lightning-Schnittstelle zu USB Typ C. Die erstmals im Herbst 2012 mit dem iPhone 5 eingeführte und seitdem bei jedem neuen i-Gerät verwendete Schnittstelle findet sechs Jahre später zumindest beim iPad Pro ihr Ende. Noch ist nicht bekannt, ob Apple in den nächsten Jahren Lightning bei dem normalen iPad oder den iPhones ausrangieren wird.
USB Typ C beim iPad Pro entspricht dem Standard 3.1 Gen2 und unterstützt somit für Datenübertragungen die vollen 10 Gbit/s (brutto). Dem iPad Pro liegen ein neues Netzteil mit USB-Typ-C-Buchse und ein neues Lade- respektive Datenkabel mit zwei USB-Typ-C-Steckern bei. Das Netzteil ist mit 18 Watt (5 V/3 A oder 9 V/2 A) so stark wie nie zuvor bei einem iPad, deren Netzteile bisher maximal 12 Watt lieferten.
Gespart hat Apple allerdings beim mitgelieferten Kabel, das zum einen gerade einmal 1 m lang und zum anderen lediglich nach USB 2.0 mit 480 Mbit/s (brutto) spezifiziert ist. Wer die volle Übertragungsrate der Schnittstelle abrufen will, muss sein bis zu 2.099 Euro teures Tablet somit erst mal um das passende Kabel erweitern.
Was sich mit dem neuen USB-Typ-C-Anschluss alles anstellen lässt, versteckt Apple in einem Support-Dokument, anstatt die wichtigsten Fakten direkt auf der Produktseite des iPad Pro aufzulisten.
Der Anschluss lässt sich zum Beispiel für die direkte Verbindung zu einem USB-Typ-C-Monitor nutzen, da über die Buchse das DisplayPort-Protokoll als „Alternate Mode“ ausgegeben wird. Das iPad Pro kann Monitore mit bis zu 5K-Auflösung ansteuern, also etwa den Dell UltraSharp U4919DW mit 5.120 × 1.440 Pixeln. Beim Kauf zu beachten ist die Unterscheidung zwischen USB Typ C mit DisplayPort, wie es im Preisvergleich von ComputerBase möglich ist, und Thunderbolt 3, das ebenfalls Stecker und Buchsen im USB-Typ-C-Format verwendet. LGs UltraFine 5K mit Thunderbolt 3, der sich problemlos an den aktuellen MacBooks nutzen lässt, ist zum Beispiel für das iPad Pro nicht geeignet.
Mit einem USB-Typ-C-auf-HDMI-Kabel oder HDMI-Adapter lässt sich mit dem iPad Pro auch ein HDMI-Monitor oder Fernseher bespielen. Die maximale Auflösung gibt Apple hier mit 4K bei 60 Hz an. Einen eigenen entsprechenden Adapter bietet Apple nicht an, das Unternehmen verweist bei den eigenen Produkten auf den USB‑C Digital AV Multiport Adapter für 79 Euro, der 4K mit maximal 30 Hz erlaubt. Bei Verwendung von Apples Adapter gilt die Angabe „4K mit 30 Hz“ zudem nur für Videos, der Startbildschirm und andere Apps werden auf dem HDMI-Gerät mit 1080p bei 60 Hz wiedergegeben.
Apple weist darauf hin, dass bei der Verwendung von HDMI Dolby Digital Plus ausgegeben werden kann, Dolby Atmos jedoch nicht. Auch die Ausgabe von HDR10 und Dolby Vision ist grundsätzlich über das iPad Pro via HDMI möglich, sobald HDMI-2.0-Adapter verfügbar sind, die diese Formate unterstützen. Bei Verwendung von USB Typ C mit dem „Alternate Mode“ für DisplayPort lassen sich HDR10-Inhalte hingegen schon jetzt auf geeigneten Monitoren und Fernsehern wiedergeben.
Sobald ein externer Monitor an das iPad Pro angeschlossen wird, findet im Regelfall eine Übertragung des aktuellen Inhalts auf den zweiten Bildschirm statt. Eine Ausnahme bilden Anwendungen, die die iOS-Funktion „Zweiter Bildschirm“ unterstützen und ein vom iPad unabhängiges zweites Signal aussenden. Das ist zum Beispiel bei einigen Video-Apps möglich, bei deren Nutzung sich das iPad Pro selbst weiterhin bedienen lässt. iMovie bietet die Option, den zweiten Monitor als Vorschau zu nutzen, während das Bearbeiten auf dem Tablet stattfindet.
Abgesehen von Videosignalen lässt sich Ton über USB Typ C ausgeben. Das beste Beispiel dafür sind kabelgebundene USB-Typ-C-Kopfhörer, die man sich spätestens dann zulegen muss, wenn Bluetooth oder Adapter von USB Typ C auf Klinke nicht gewünscht sind. Apple selbst legt dem Tablet anders als seinen Smartphones keinen passenden Kopfhörer und keine Adapter für den fehlenden Kopfhöreranschluss bei, bietet im eigenen Shop aber ein Modell für 10 Euro an.
Das iPad Pro lässt sich außerdem wie eine Powerbank verwenden. Ein Feature, das bei vielen Huawei-Smartphones seit Jahren gang und gäbe ist und seit dem Mate 20 Pro (Test) sogar kabellos funktioniert. Mit dem mitgelieferten USB-Typ-C-auf-USB-Typ-C-Kabel und zwei mit USB Typ C ausgestatteten Endgeräten lässt sich die Funktion sofort verwenden. Es wird dabei stets das Gerät aufgeladen, das als zweites angesteckt wurde. Für iPhones wird ein USB-Typ-C-auf-Lightning-Kabel oder ein entsprechender Adapter benötigt, ähnlich ist es bei der Apple Watch, deren Ladekabel USB Typ A nutzt. Apple bietet mittlerweile als Zubehör ein Kabel mit USB Typ C für 35 Euro an, das mit gerade mal 30 cm aber nicht besonders lang ist.
Und dann gibt es ja noch all die anderen Geräte, die sich dank USB Typ C erstmals vergleichsweise unkompliziert an ein iPad Pro anschließen lassen. Das Tablet akzeptiert zum Beispiel ohne Apps oder Treiber, die es ohnehin nicht für iOS gäbe, Geräte wie Hubs und Docks, Tastaturen (keine Mäuse), Audio-Schnittstellen, MIDI-Geräte oder selbst USB-auf-Ethernet-Adapter, was bei Point-of-Sale-Einrichtungen ohne WLAN praktisch sein kann.
Eine Besonderheit bilden externe Speichermedien, an die die meisten Nutzer bei USB Typ C denken dürften, schließlich gibt es USB-Sticks mit USB Typ C mittlerweile zuhauf. Diesem Vorhaben schiebt Apple jedoch einen Riegel vor, denn vollständig öffnet Apple das Dateisystem mit USB Typ C unter iOS 12 nicht. Externe Speichermedien akzeptiert das iPad Pro ausschließlich zum Importieren von Bildern und Videos. Eine Kamera oder ein Videorekorder respektive deren Speicherkarten lassen sich für den Import mit dem iPad Pro verbinden, nicht aber Speichermedien mit anderen Inhalten. Bei gemischten Inhalten können lediglich die Bilder und Videos auf das iPad Pro übertragen werden.
Neue Apple-Tastatur mit zwei Winkeln
Ein weiterer Beitrag seitens Apple für mehr Produktivität auf dem iPad Pro ist eine neue, magnetisch am Tablet befestigte Tastatur mit dem Namen Smart Keyboard Folio für 199 Euro in der Variante für das getestete iPad Pro (11 Zoll) und 219 Euro für das iPad Pro mit 12,9 Zoll. Das alte Smart Keyboard bleibt zumindest für das iPad Pro mit 10,5 Zoll zum Preis von 179 Euro im Sortiment.
Wie beim Pencil bietet auch das Smart Keyboard Folio vor allem Veränderungen, die das Zubehör in Sachen Handhabung deutlich verbessern. Zunächst mal gibt es die zwei Winkel zum Aufstellen des Tablets jetzt mit ausgeklappter Tastatur. Bei der ersten Generation war es noch so, dass der etwas flachere Modus mit Tastatur, der steilere Modus aber nur mit nach hinten geklappter Tastatur nutzbar war. Andererseits liegt die Tastatur nun immer vor dem Tablet und damit potenziell im Weg, etwa wenn nur ein Film geschaut wird.
Die zweite große Veränderung betrifft die Befestigung am Tablet respektive wie die Tastatur das Tablet im geschlossenen Zustand umhüllt. Unzählige kleine Magnete sorgen dafür, dass das Zubehör sich rasch mit dem neuen „Smart Connector“ auf der Rückseite verbindet und sich an der Grundfläche des Tablets ausrichtet. Den hässlichen Buckel auf der Vorderseite gibt es im geschlossenen Zustand nicht mehr, außerdem ist dadurch nun immer die Rückseite geschützt. Die Magnete im Tablet hätten dabei ruhig noch etwas stärker ausfallen können, im Test löste sich unter ungünstigen Umständen wie seitlich festem Zupacken gelegentlich die hintere Abdeckung von der Rückseite des Tablets. Sobald die Tastatur hinter das Tablet geklappt wird, deaktivieren sich die Tasten.
Da iOS keine Unterstützung für Mäuse bietet, findet sich auf dem neuen Smart Keyboard Folio erneut kein Trackpad. Am Tippgefühl oder dem Layout der Tasten hat Apple nichts gegenüber früheren Modellen verändert. Nach wie vor tippt es sich bei kürzeren bis mittellangen Texten angenehm, wenngleich etwas hart auf der Tastatur. Wer von einem klassischen Notebook mit zugehöriger Tastatur auf das iPad Pro mit Smart Keyboard Folio wechselt, wird die vollwertige Tastatur zunächst vermissen. Kleinere Wasserspritzer soll Apples Zubehör übrigens ohne negative Folgen vertragen, eine offizielle IP-Zertifizierung trägt es jedoch nicht.