Im Test vor 15 Jahren: ATis Radeon 9100 IGP im Bandbreitenlimit
tl;dr: Im Jahr 2003 erlaubte Intel noch Drittherstellern Chipsätze für die eigene Plattform anzubieten. Mit dem Radeon 9100 IGP (Test) bot auch ATi einen Chipsatz für den Pentium 4 an, der zugleich über eine integrierte Grafikeinheit verfügte. Im Test zeigte sich, dass der Chipsatz mit der Speicherbandbreite zu kämpfen hatte.
Speicherbandbreite- und Treiber-Probleme
Der ATi Radeon 9100 IGP bestand aus der RS300-Northbridge und einer der drei möglichen Southbridges IXP150, IXP200 und IXP250. Die Northbridge glänzte dabei mit Unterstützung sämtlicher FSB- und Speichermodi – sogar im Dual-Channel-Betrieb. Die beiden Intel-Technologien PAT (Performance Acceleration Technology), die den Speicherzugriff optimierte, und CSA (Communication Streaming Architecture), die die direkte Kommunikation zwischen Northbridge und Netzwerkcontroller erlaubte, unterstützte die RS300 nicht.
Die damals im Testmainboard genutzte Southbridge IXP150 entsprach der kleinstmöglichen Ausstattungsvariante, die über keinen integrierten Ethernet-Controller verfügte. Im Gegensatz zu der Northbridge waren die Southbridges aber ohnehin im Vergleich zur Konkurrenz deutlich abgespeckt. ATi verzichtete beispielsweise komplett auf die Unterstützung von SATA und bot weniger USB-Anschlüsse als die meisten Intel-Chipsätze.
Features | Radeon 9100 IGP | i875P | i865PE | i865G | i865P | E7205 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Northbridge-Features | |||||||
Northbridge | RS300 | KC82875P | KC82865PE | KC82865G | KC82865P | E7205 | |
Package | keine Angaben | 1005 FCBGA | 932 FCBGA | 1077 FCBGA | |||
Frontside-Bus | |||||||
400 MHz | Ja | Nein | Ja | ||||
533 MHz | Ja | ||||||
800 MHz | Ja | Nein | |||||
Hyper-Threading | Ja | ||||||
Perf.-Accel.-Tech. (PAT) | Nein | Ja | Nein | ||||
Com.-Strea.-Archi. (CSA) | Nein | Ja | Nein | ||||
Integrierte Grafik | Ja | Nein | Ja (266 MHz) | Nein | |||
Speichertakt/typ | |||||||
100 MHz/DDR200 | Ja | Nein | Ja | Nein | Ja | ||
133 MHz/DDR266 | Ja | ||||||
166 MHz/DDR333 | Ja | Ja* | Ja | Nein | |||
200 MHz/DDR400 | Ja | Nein | |||||
* Speicher wird bei FSB800 mit 320 MHz betrieben. | |||||||
Asynchroner Speichertakt | Ja | Nein | |||||
Speicherbestückung | |||||||
Speicherkanäle | 2 | ||||||
DIMMs pro Kanal | 2 | ||||||
DIMMs insgesamt | 4 | ||||||
AGP-Support | |||||||
4× | Ja | ||||||
8× | Ja | ||||||
Southbridge Features | |||||||
Southbridge | IXP150/200/250 | 82801EB/ER | 82801DB | ||||
Southbridge | – | ICH5/ICH5R | ICH4 | ||||
Package | keine Angaben | 460 MBGA | 421 uBGA | ||||
Festplattencontroller | |||||||
PATA 100 | Ja/2 Ch. | ||||||
PATA 133 | Nein | ||||||
SATA 150 | Nein | Ja/2 Ports. | Nein | ||||
PCI-Slots (max) | 6 | ||||||
USB-Unterstützung | |||||||
USB-Ports | 6 | 8 | 6 | ||||
USB 2.0 | Ja | ||||||
FireWire | Nein | ||||||
Audio | 20bit AC'97 Audio | ||||||
Sonstiges | |||||||
I/O-Link | A-Link | Hub Interface (266MB/s) |
Die integrierte Grafik des Chipsatzes entsprach technisch etwa einer Radeon 9200. Gegenüber dieser war sie mit zwei zu vier Pixel-Pipelines und ohne Vertex-Shader-Einheit aber etwas abgespeckt. Mit DirectX 8.1 und Pixel-Shader-1.4-Unterstützung war sie Intels veralteter Extreme Graphics 2 dennoch überlegen. Kritik musste ATi für die Kopplung des Chipsatz- und Grafiktreibers einstecken. Wer zum Zeitpunkt der Installation des Chipsatztreibers eine dedizierte Grafikkarte verbaut hatte, die nicht von ATi stammte, dem wurde die Installation mit einer Fehlermeldung quittiert. Abhilfe schaffte nur das Ausbauen der Grafikkarte, die Installation des Chipsatztreibers, der erneute Einbau der Grafikkarte und die Installation des passenden Treibers.
In den Benchmarks zeigte sich vor allem eine Schwäche des Chipsatzes: die Speicherbandbreite. Selbst mit deaktivierter Grafikeinheit musste sich der RS300 der Konkurrenz von Intel geschlagen geben. Mit aktivierter IGP lag die Bandbreite in SiSoft Sandra bis zu 13 Prozent zurück. Dabei nutzte die Redaktion bereits ein Performance-BIOS, das an diesem Problem arbeiten sollte – mit dem Standard-BIOS fielen die Werte noch niedriger aus. In Cachemem zeigte sich dieses Problem in rund 20 Prozent niedrigeren Ergebnissen. In der Praxis zeigte sich das vor allem in Programmen wie WinRAR oder 7-Zip, die massiv auf Speicherbandbreite angewiesen sind.
In den Spielebenchmarks konnte sich die integrierte Grafikeinheit von ATi jedoch deutlich gegenüber der Konkurrenz von Intel durchsetzen. Spielbare Bildwiederholraten erreichten beide Lösungen in den meisten Fällen nicht.
In Summe hinterließ der ATi Radeon 9100 IGP einen geteilten Eindruck. Für Anwender, die ein kompaktes System für das Wohnzimmer bauen wollten, war er durchaus geeignet. Für Gaming-Rechner – unabhängig davon, ob mit oder ohne dedizierte Grafikkarte – war er denkbar ungeeignet. Die gute Northbridge wurde von der etwas mager ausgestatteten Southbridge überschattet. Dafür unterstützte der Chipsatz Hyper-Threading, FSB800 und Dual-Channel-Speicher.
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