Blizzard: Activision legt Fokus auf Spieleentwicklung
Unter dem wachsenden Einfluss von Activision soll Blizzard zunehmend Kosten sparen. Dazu wurde die Finanzabteilung deutlich ausgebaut. Parallel wurden Budgets für Abteilungen abseits der Spieleentwicklung eingeschränkt und die Anzahl der Angestellten reduziert. Activision setzt damit klare Prioritäten.
In einem umfangreichen Bericht zeichnet Kotaku nach, dass die Studiokultur spätestens nach dem Rücktritt von Blizzard-Mitgründer und CEO Mike Morhaime stärker unter Druck gerät. Ehemalige Mitarbeiter fürchten das Einsickern der „Activision-Methode“ der Spieleentwicklung. Der Publisher erzielt mit stark monetarisierten, jährlichen Veröffentlichungen für seine großen Serien hohe Umsätze. Blizzard veröffentlicht hingegen nur wenige, meist ausgereifte Spiele, die lange gepflegt werden.
Unauffälliges Sparen
Nun gerät dieses System offenkundig unter Druck. Zuletzt war Blizzard die am wenigsten profitable Sparte des Konzerns; sowohl Activision als auch King Games (Candy Crush) konnten höhere Umsätze erzielen. Dies versucht das Mutterunternehmen schon länger zu ändern. Einsparungen sollen durch den Abbau von Personal erzielt werden. Laut einem ehemaligen Mitarbeiter, den Kotaku zitiert, habe Blizzard dabei versucht, „sehr lebhaft kreative Wege zu finden um Kosten zu sparen, die keine negative Aufmerksamkeit in der Presse nach sich ziehen“.
Dies geschieht über das „Career Crossroads“-Programm, das nicht mehr nur für den Kundendienst, sondern seit diesem Jahr auch Mitarbeitern der IT- und Qualitätssicherung angeboten wird. Angestellten, die mehr als fünf Jahre bei Blizzard arbeiten, wird darüber eine den Berichten nach großzügige Abfindung angeboten, wenn sie freiwillig das Unternehmen verlassen. Dies haben zuletzt 100 Mitarbeiter in Irland genutzt, die im Bereich Kundenservice tätig waren.
Mehr Output gewünscht
Die Mitarbeiterzahl wird jedoch nicht pauschal reduziert. Im Gegenzug werden neue Mitarbeiter für die Entwicklung von Spielen gesucht. Die Marschroute wird damit vorgegeben: Blizzard soll weniger unproduktive Ausgaben haben, gewünscht wird die Veröffentlichung von mehr Titeln. Damit sollen die zuletzt stagnierenden Spielerzahlen wieder erhöht werden.
Parallel seien Mitarbeitern regelmäßig dazu angehalten worden, Kosten zu sparen, heißt es in dem Bericht. Teil dieser offenbar umfassenden Bemühungen sei das Abfindungsprogramm, aber auch ein gestiegener Einfluss der Finanzabteilung. Diese hätte laut einem weiteren Ex-Mitarbeiter früher nichts zu sagen gehabt, sei nun aber regelmäßig in Meetings vertreten. Entscheidungen würden nun „von Geschäfts-, Marketing- und Finanzleuten beeinflusst, es gibt nun einen echten Kampf zwischen Entwicklern und Geschäftsleuten“, so der ehemalige Angestellte.
Langsamer Mentalitätswandel
Ausdruck dieser geänderten Mentalität ist bereits die Reduzierung des Entwicklerteams für Heroes of the Storm und das Ende von dessen eSport-Events trotz stabiler Spielerbasis. Beeinflusst werden aber Entscheidungen auf allen Ebenen, vom Inhalt der Goodie-Box für die BlizzCon bis hin zur Technologie für neue Projekte. Diese Mentalität stammt, schreibt Koktaku, aus der Chefetage. Der neue Chief Operating Officer Armin Zerz sei zuvor nur für Finanzen zuständig gewesen und habe ähnlich denkende Angestellte von Activision sowie der Unternehmensberatung McKinsey zu Blizzard geholt.