Kühlung für Threadripper im Test: TR4-Luftkühler für 32 CPU-Kerne im Vergleich

Thomas Böhm
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Kühlung für Threadripper im Test: TR4-Luftkühler für 32 CPU-Kerne im Vergleich

tl;dr: Der AMD-Sockel TR4 verlangt nach speziellen Kühlern, denn die Fläche des Heatspreaders ist deutlich größer als bei gängigen Desktop-CPUs. ComputerBase vergleicht Luftkühler von be quiet!, Cooler Master, Noctua und Thermalright auf der 32-Kern-CPU Threadripper 2990WX.

Kühler für TR4 sind rar gesät

Seit mittlerweile über einem Jahr sind die AMD Threadripper (Test) auf dem Markt. Für die HEDT-Plattform nutzt AMD eine Kombination aus bis zu vier einzelnen Dies, die insgesamt maximal 32 Kerne zur Verfügung stellen. In der Folge wächst die CPU deutlich an, für den Sockel TR4 konnten die Kühlerhersteller nicht wie üblich einfach ein anderes Montage-Kit anbieten, um bestehende Modelle fit für die neue Plattform zu machen.

Stattdessen sind Neuentwicklungen gefragt, die eine entsprechend große Bodenplatte bieten, die den gesamten Heatspreader eines Threadripper-Prozessors abdeckt. Zum Marktstart von Threadripper war das ein so großes Problem, dass AMD den Threadripper-Testkits eine Kompaktwasserkühlung mit 360-mm-Radiator beilegte. Diese war noch nicht mal für Threadripper optimiert, sondern basierte auf dem Standarddesign von Asetek, das lediglich mit einem Halterahmen für TR4 ausgestattet wurde. Angesichts der Kühlleistung einer AiO mit großem Radiator war dies verschmerzbar, doch für Luftkühler mussten erst mal neue Modelle auf den Markt.

Ende 2018 gibt es 18 Luftkühler

Ein gutes Jahr später hat sich die Situation etwas entspannt, doch mit 18 Luftkühlern für Threadripper im Preisvergleich ist die Auswahl im Gegensatz zur ebenfalls noch jungen AM4-Plattform mit fast 200 Modellen nach wie vor gering. Grenzt man die Auswahl auf Kühler ein, die für Desktop-PCs und nicht für Server ausgelegt sowie gut am Markt verfügbar sind und eine Freigabe für alle Threadripper-CPUs haben, bleiben nur noch wenige Modelle übrig. Von diesen testet ComputerBase den be quiet! Dark Rock Pro TR4, den Cooler Master Wraith Ripper, den Noctua NH-U14S TR4 sowie den Thermalright Silver Arrow TR4.

Um den Highend-Kühlern das Leben nicht zu leicht zu machen, müssen sie sich dem aktuellen TR4-Flaggschiff Threadripper 2990WX stellen, der mit seinen vier Dies mit je acht Rechenkernen spätestens übertaktet jeden Luftkühler in die Knie zwingt. Ob sich eine Wasserkühlung für Threadripper lohnt, wird der in Kürze folgende zweite Teil des TR4-Kühlertests zeigen, in dem AiO- und Custom-Wakü auf dem Prüfstand stehen.

be quiet! Dark Rock Pro 4 (TR4) Cooler Master Wraith Ripper Noctua NH-U14S TR4-SP3 Thermalright Silver Arrow TR4
Bauform: Tower
Größe (L × B × H): 121 × 136 × 163 mm (ohne Lüfter)
146 × 136 × 163 mm (mit Lüfter)
150 × 132 × 161 mm (ohne Lüfter)
150 × 132 × 161 mm (mit Lüfter)
52 × 150 × 165 mm (ohne Lüfter)
78 × 150 × 165 mm (mit Lüfter)
155 × 103 × 163 mm (ohne Lüfter)
155 × 103 × 163 mm (mit Lüfter)
Gewicht: 1.180 g (mit Lüfter) 1.620 g (mit Lüfter) 865 g (ohne Lüfter)
1.030 g (mit Lüfter)
880 g (ohne Lüfter)
1.050 g (mit Lüfter)
Heatpipes: Kupfer (beschichtet), 7 × 6 mm (Ø)
Kupferbasis (vernickelt)
Kupfer (beschichtet), 7 × ?
Kupferbasis (vernickelt)
Kupfer (vernickelt), 6 × 6 mm (Ø)
Kupferbasis (vernickelt)
Kupfer (vernickelt), 8 × 6 mm (Ø)
Kupferbasis (vernickelt)
Lamellen: Aluminium (beschichtet) Aluminium (vernickelt), 57 Stück
Abstand: 1,8 mm
Aluminium (vernickelt)?, 44 Stück
Abstand: 1,8 mm
Kühler-Montage: Zweistufige Halterung mit Rückplatte Einstufige Halterung mit Rückplatte AMD-Retention-Modul Zweistufige Halterung
Lüfter (Modell 1): 1 × 135 × 135 × 22,0 mm
Öldruck Lager
1.200 U/min
4-Pin-PWM
Lochabstand 105 mm (analog 120mm-Lüfter)
1 × 120 × 120 × 25,0 mm
2.750 U/min
129,8 m³/h
38,0 dBA
4-Pin-PWM
1 × 140 × 150 × 25,0 mm
Öldruck Lager
300 – 1.500 U/min
140,2 m³/h
24,6 dBA
4-Pin-PWM
Lochabstand 105 mm (analog 120mm-Lüfter)
1 × 140 × 150 × 26,5 mm
Doppelkugellager
600 – 2.500 U/min
53,3 – 220,9 m³/h
21,0 – 45,0 dBA
4-Pin-PWM
Lochabstand 105 mm (analog 120mm-Lüfter)
Lüfter (Modell 2): 1 × 120 × 120 × 25 mm
Öldruck Lager
1.500 U/min
4-Pin-PWM
Lüfter-Montage: Befestigung: Drahtbügel
Entkopplung: Gummiband
weitere Halterung beigelegt
Befestigung: Kunststoff-Halterung
Entkopplung: ?
Befestigung: Drahtbügel
Entkopplung: Lüfterrahmen
weitere Halterung beigelegt
Befestigung: Drahtbügel
Entkopplung: Entkoppler-Pads
weitere Halterung beigelegt
Kompatibilität: AMD: Sockel TR4/AM5?
Intel: LGA LGA 1200?
Preis: ab 89 € 119 € ab 97 € 79,99 €

be quiet! Dark Rock Pro TR4

be quiet! hat in diesem Jahr die Dark-Rock-Kühler erneuert, sodass sie nun in der vierten Generation im Handel erhältlich sind. Vom Dark Rock Pro 4, dem Doppelturm-Flaggschiff des Herstellers, wurde außerdem eine separate Variante für Threadripper konzipiert. Sie hört auf den Namen Dark Rock Pro TR4 und ist ausschließlich zum AMD-Sockel TR4/SP3 kompatibel. Sofern der Blick nur von oben auf den Kühler gerichtet wird, werden Unterschiede zum regulären Dark Rock Pro 4 zunächst vergeblich gesucht.

Unterschiede gibt es vor allem im Bereich der CPU-Auflagefläche: Die vernickelte Kupferbodenplatte wurde deutlich vergrößert, um einen Threadripper-Heatspreader vollständig zu bedecken. Abgesehen davon entspricht der Kühler mit seinen beiden Radiatoren, die aus optischen Gründen ebenso wie die Heatpipes schwarz beschichtet worden sind, zum Großteil dem regulären Dark Rock Pro 4. Die Verarbeitung des Kühlers ist hervorragend, von der polierten Bodenplatte bis zur massiven Zierlamelle auf dem Kühler gibt es nichts zu beanstanden.

Die beiden Serienlüfter stammen aus der Baureihe Silent Wings 3, die als Variante mit 120 und 140 mm Rahmenbreite mitgeliefert werden. Zwischen den beiden Kühltürmen wird der größere Ventilator verbaut, der laut Hersteller bis zu 1.200 U/min erreicht. Der kleinere Lüfter wird vor den vorderen Kühlturm geschnallt und erzielt gemäß seiner Spezifikationen maximal 1.500 U/min. Die Lüfter werden für den Test ebenso wie im realen Einsatz über ein einziges PWM-Signal gesteuert und das Tachosignal des 120-mm-Lüfters ausgelesen.

Davon ausgehend wird ein großes Drehzahlintervall von knapp unter 200 U/min bis zu den versprochenen 1.500 U/min erreicht. Wie für Silent Wings (Test) üblich, erfolgt die Steuerung der Lüfter im Test über das Mainboard, da das PWM-Protokoll der Lüfter nicht mit der im Testsystem verbauten Lüftersteuerung Aqua Computer Aquaero 6 (Test) kompatibel ist. Die Lüfter arbeiten bei niedrigen Drehzahlen sehr leise und können somit auch für Silent-PCs empfohlen werden. Das von be quiet! vorgesehene Drehzahlintervall sorgt außerdem dafür, dass der Dark Rock Pro TR4 bei maximaler Lüfterdrehzahl ein zwar hörbares, aber immer noch dezentes Luftrauschen erzeugt.

Lieferumfang und Montage

Der Lieferumfang des Kühlers ist überschaubar, da als Montagematerial lediglich das Zubehör für den Sockel TR4 benötigt wird. Neben der mehrsprachigen Anleitung und einer wegen der großen Threadripper-Heatspreader überdurchschnittlich großen Menge Wärmeleitpaste gibt es außerdem einen extra langen Schraubendreher, da für die Befestigung des Kühlers ein solcher benötigt wird. Ferner ist ein drittes Paar Halteklammern für Lüfter vorhanden, das allerdings wie auch die beiden anderen Klammerpaare nur zu be-quiet!-Lüftern passt: Die Drahtbügel sind für die proprietäre Rahmenform der Silent Wings ausgelegt, sodass 120-mm-Lüfter mit klassischem Rahmen nicht passen. Aus diesem Grund werden für den Dark Rock Pro TR4 keine Messungen mit Referenzlüftern durchgeführt.

Die Montage des Dark Rock Pro TR4 erfolgt wie auch beim Dark Rock 4 (Test) von oben und erfordert dank der im TR4-Sockel integrierten Backplate auch keinen Zugriff zur Mainboard-Unterseite. Zunächst wird der Sockel mit Metallstegen ausgestattet, auf denen der Kühler über eine Metallstange verschraubt wird. Vorinstallierte Schrauben erleichtern diesen Schritt, sodass der Kühler für seine Größe gut zu befestigen ist.

Unangenehmer ist jedoch das Anbringen der Lüfter. Da der zentrale 140-mm-Lüfter aufgrund der Zierlamelle des Dark Rock Pro nicht von oben zwischen die Kühltürme geschoben werden kann, muss zwingend die Grafikkarte ausgebaut werden oder der CPU-Kühler vor dem Einbau der Grafikkarte verbaut werden, um den Lüfter anzubringen. Zusammen mit dem Radiator überragt der vordere 120-mm-Lüfter alle vier Speicherbänke des Mainboards. Aussparungen in den Aluminiumlamellen und der kleinere Frontlüfter sorgen aber dafür, dass dennoch Speichermodule mit Heatspreadern bis zu einer Bauhöhe von 5 cm unterstützt werden.