Gaming-Headsets im Test: Asus, beyerdynamic, HyperX, HP, Razer, Sennheiser & Teufel
3/5HyperX Cloud Flight
Das HyperX Cloud Flight gehört mit einem Straßenpreis von rund 150 Euro zu den günstigeren Vertretern des Testfeldes. Für den Preis erhält der Nutzer ein gut verarbeitetes Funk-Headset, auch wenn die verwendeten Materialien größtenteils aus Kunststoff bestehen. Dies führt zu einem geringen Gewicht von gerade mal 270 Gramm.
Das Headset sitzt straff und verliert auch bei schnellen Kopfbewegungen nicht seinen Sitz. Die Ohrmuscheln verfügen über einen großen Verstellwinkel, so dass das Headset mit verschiedenen Kopfformen keine Probleme haben sollte. Die Polster sind mit Kunstleder überzogen, das nach ein paar Stunden zu leichtem Schwitzen führen kann. Ansonsten federn diese den Druck des Bügels gut ab, so dass das Headset in dieser Hinsicht auch nach längerer Zeit angenehm zu tragen ist.
Auf große Design-Spielereien hat der Hersteller Kingston verzichtet, lediglich das HyperX-Logo in der Ohrmuschel leuchtet rot auf. Da sich die Beleuchtung nachteilig auf die Laufleistung des fest verbauten Akkus auswirken kann, ist ein Deaktivieren möglich.
HyperX gibt die Laufzeit des fest verbauten Akkus bei einer Lautstärke von 50 Prozent mit bis zu 30 Stunden an – dann aber nur mit komplett deaktivierter LED. Beim Atmungseffekt sinkt die Leistung auf rund 18 Stunden, bei permanent eingeschalteter LED sind es dann nur noch 13 Stunden.
Mit haptischen Bedienelementen wird auch beim HyperX sparsam umgegangen: So findet sich lediglich auf der Abdeckung der linken Ohrmuschel ein großer Schalter, mit dem das Mikrofon aktiviert werden kann. Der Druckpunkt könnte hier jedoch ein wenig fester sein. Auf der rechten Seite befindet sich der Lautstärkeregler, eine Möglichkeit zur einfachen Stummschaltung besitzt das Headset jedoch nicht.
Mit ohne Kabel
Das Cloud Flight ist hauptsächlich für die kabellose Nutzung ausgelegt. Der Dongle, der für eine Verbindung zum Headset im 2,4-GHz-Band sorgt, kann aufgrund seiner Größe nicht im Kopfhörer selbst verstaut werden. Die Reichweite wird seitens des Herstellers mit bis zu 20 m angegeben, mit einer Mauer dazwischen war im Test nach rund 6 m Schluss.
Alternativ ist es möglich, das Set über ein beiliegendes Klinkekabel zu nutzen, dann aber nur als reinen Kopfhörer. Auf Wunsch kann das Mikrofon auch abgesteckt werden. Die Länge des beiliegenden Kabels ist mit gerade mal 140 cm allerdings sehr knapp bemessen. Neben diesem liegt dem Headset ein kurzes microUSB-Kabel bei, das zum Aufladen des Akkus dient. Beide Kabel versprühen einen sehr unangenehmen Geruch.
Aufgeblähte Software
Die zum Cloud Flight gehörende und auf den Namen „NGenuity“ getaufte Software bringt kaum zusätzliche Komponenten – belegt aber rund 1,17 Gigabyte Speicherplatz auf der heimischen Festplatte. Das Programm ist lediglich als eine zentrale Anlaufstelle für Einstellungen wie die Lautstärke des Kopfhörers oder des Mikrofons zu sehen, zudem wird hier der Ladestand des Akkus angezeigt. Das war es dann aber auch schon mit den Funktionen – einen Equalizer sucht der Nutzer genauso vergebens wie eine Rauschunterdrückung für das Mikrofon.
Unaufdringlicher Klang
Klanglich verhält sich das Cloud Flight weitestgehend neutral. Wird das Headset digital, also per Funk, genutzt, beläuft sich der Frequenzbereich auf 20 bis 20.000 Hz. Wird das Cloud Flight jedoch analog über den Klinkenstecker verwendet, steigert sich dieser auf 15 bis 23.000 Hz.
Bei Musik gewährleisten die beiden 50-mm-Treiber ein gutes, aber unaufdringliches Bassfundament sowie gute Mitten. Lediglich die Höhen könnten zeitweise etwas präsenter sein. Bei Spielen und Filmen sorgt das Headset für das nötige „Grummeln“ im Bass, so dass diese Bereiche Spaß machen.
Frequenzarmes Mikrofon
Das abnehmbare Mikrofon des Cloud Flight bietet mit das geringste Frequenzspektrum, lediglich das Nari Ultimate von Razer liegt noch darunter. Mit lediglich 100 bis 7.000 Hz reicht dieses mit viel Wohlwollen für Mittelmaß. Zudem hat das Headset mit Plopp-Geräuschen so seine Probleme, dies wurde von der Testkonkurrenz teilweise besser gelöst. Solange keine Störgeräusche entstehen, kann sich über das Mikrofon dennoch gut verständigt werden. Treten diese aber auf, macht sich die fehlende Geräuschunterdrückung bemerkbar.
Razer Nari Ultimate
Das Nari Ultimate stellt eine Besonderheit im Testfeld dar. Durch die HyperSense-Technologie, die der Hersteller in Kooperation mit dem deutschen Start-up Lofelt entwickelt hat, soll das Headset in der Lage sein, über eine spezielle digitale Signalverarbeitung die für die Klangkulisse verantwortlichen Frequenzen zu extrahieren und anschließend in einem haptischen Feedback auszugeben – im Grunde also eine dynamische Vibrationsfunktion.
Trotz Aluminium sehr schwer
Die ungewöhnliche Technik fordert jedoch ihren Tribut, trotz des Unibody-Rahmens aus Aluminium gehört das Nari Ultimate mit 431 Gramm zu den schwersten Vertretern im Testfeld. Die Verarbeitung an Razers neuem Headset ist sehr gut, lediglich die freiliegenden Kabel zwischen Bügel und Treibern gibt es zu bemängeln. Die Ohrmuscheln beherbergen dicke, aber weiche und mit Kunstleder überzogene Polster. Diese beinhalten zudem ein Kälte-Gel, was der Wärmebildung vorbeugen soll und – wenn auch anfangs etwas ungewohnt – angenehm zu tragen ist. Darüber hinaus sollen die Polster den Komfort für Brillenträger erhöhen. Die seitlich angebrachten Razer-Logos können zudem in frei definierten Farben oder in verschiedenen Effekten leuchten gelassen werden.
Das Headset passt sich automatisch der jeweiligen Kopfform an, womit dieses Nutzern mit kleineren Köpfen unter Umständen etwas zu locker sitzen könnte. Bei schnellen Kopfbewegungen rutscht es zwar stark, fällt aber nicht vom Kopf herunter.
Das Mikrofon kann zudem komplett in der linken Ohrmuschel verstaut werden und lässt sich durch den Schwanenhals sehr gut positionieren.
USB-Dongle und Klinke
Das Nari Ultimate ist hauptsächlich für die Verwendung als Funk-Headset im 2,4-GHz-Band konzipiert, kann aber auch analog per Klinkenstecker verwendet werden. Im Gegensatz zum Cloud Flight von HyperX kann das USB-Dongle im Headset selbst verstaut und somit einem Verlust vorgebeugt werden. Die Reichweite soll laut Razer 12 m betragen, aber im Test kam es mit einer Mauer dazwischen zu ersten Aussetzern. Die Akkulaufzeit gibt der Hersteller mit bis zu 8 Stunden bei Verwendung von HyperSense und Chroma-Beleuchtung an. Ist beides deaktiviert, soll sich die Laufleistung auf bis zu 20 Stunden erhöhen.
Darüber hinaus verfügt das Nari Ultimate über zahlreiche Bedienelemente: So kann auf der linken Ohrmuschel das Mikrofon ein- und ausgeschaltet sowie die Game-Chat-Balance eingestellt werden, womit das Headset Stimmen aus einem Chat auf Wunsch lauter ausgibt. Rechts ist es dagegen möglich, die Lautstärke des Kopfhörers zu justieren oder stummzuschalten.
Klang, der Spaß macht
Die beiden 50-mm-L5-Haptik-Treiber von Lofelt liefern mit ihrem Frequenzspektrum von 20 bis 20.000 Hz ein gutes Bassfundament und ausgeprägte Mitten sowie einen guten Hochtonbereich. Wer es kräftiger mag, kann in der dazugehörigen Software den Klang seinen Vorstellungen anpassen. Dabei sollte aber dezent zu Werke gegangen werden, denn die Software kann schnell für ein deutlich hörbares Pumpen sorgen.
HyperSense gibt was auf die Ohren
Bei Spielen sorgt HyperSense für eine interessante Zusatzkomponente: Je mehr es rumst, desto mehr vibrieren die Ohrmuscheln. Dies macht besonders bei Shootern wie der Battlefield- oder Call-of-Duty-Reihe Spaß und lässt einen mehr im Geschehen stehen. Bei Spielen der eher leiseren Töne wie zum Beispiel Counter Strike: Global Offensive, bei denen das Erkennen von Schritten oder sich öffnenden Türen über einen Sieg entscheiden kann, kann sich HyperSense als Nachteil erweisen. Die Funktion lässt sich aber deaktivieren. Bei Verwendung des Headsets mit einem Klinkekabel muss auf das Vibrations-Feature verzichtet werden.
Negativ festzuhalten bleibt zudem, dass die haptische Ausgabe nicht am Headset selbst, sondern nur über die Software eingestellt werden kann. Es besteht zwar die Möglichkeit, die Einstellung per Shortcut zu regeln, dabei muss aber gehofft werden, dass die gewählte Tastenbelegung nicht schon vom jeweiligen Spiel verwendet wird. Daher kann es durchaus passieren, dass für eine Korrektur das Spiel jedes Mal verlassen werden muss.
Das Nari Ultimate eignet sich nicht nur für Spiele, auch Filme und Konzerte erhalten durch HyperSense einen Mehrwert. Allerdings sollte hier wesentlich dezenter zu Werke gegangen werden, denn sonst können die rhythmischen Vibrationen schnell nervig werden. Hat man aber ein Konzert mit erstklassiger Audio-Abmischung gefunden (im hiesigen Fall die Blu-ray-Disc mit dem Mitschnitt der Timeless-Tour von Mylene Farmer), kann der Effekt ein faszinierender Zugewinn sein.
Enttäuschendes Mikrofon
So gut sich das Nari Ultimate in Sachen Klangqualität empfiehlt, so schnell fällt es mit seinem Mikrofon ans Schlusslicht zurück. Es ist schier unbegreiflich, dass Razer dem Headset so viel Technik für den Klang spendiert, das Mikrofon jedoch mit dem geringsten Frequenzgang im ganzen Testfeld von 100 bis 6.500 Hz ausgestattet hat. Somit beinhaltet das Produkt auch eine kleine kostenlose Zeitmaschine, denn mit der Qualität des Mikrofons fühlt man sich als Nutzer an die Anfangstage der Audioübertragung im Internet via RealPlayer zurückversetzt. Zwar ist das Gesprochene zu verstehen, bei einem UVP von rund 200 Euro muss jedoch definitiv eine bessere Qualität geliefert werden. Auch mit den angeblichen Verbesserungen in der Software ist dem nicht beizukommen. Im Gegenteil: Je stärker diese eingreifen, desto quäkender wird die Stimme.
Etwas unausgeglichen ist auch die Filterung von Nebengeräuschen: Bis 50 Prozent nimmt diese kaum Einfluss auf die Tonqualität, danach werden mit stärkeren Eingriffen immer mehr Verzerrungen und Artefakte hörbar. Ab diesem Punkt wird es schwierig, andere Mitspieler zu verstehen. Die Störungen selbst werden dabei nur bedingt herausgefiltert.