Huawei Watch GT: Software sabotiert das Display und die grandiose Laufzeit
tl;dr: Die Watch GT ist mit eigenem Huawei-Betriebssystem, ARM-SoC, einem brillanten Display und einer Laufzeit von über zwei Wochen auf den ersten Blick eine sehr attraktive Smartwach. Dem zweiten Blick hält allerdings vor allem das erstmals eingesetzte eigene Betriebssystem noch nicht stand.
Huawei Watch GT in zwei Varianten
Mit jeweils einer Sport- und einer Fashion-Ausführung legt Huawei die Watch GT in zwei Varianten auf. Kommen bei anderen Smartwatch-Ablegern dabei zumeist unterschiedliche Gehäusematerialien zum Einsatz, beschränkt Huawei die Differenzierung lediglich auf das Armband. Die Sportvariante greift auf ein vollständiges Silikonband zurück, während sich der Fashion-Ableger einer Mixtur aus Silikon und Leder bedient. Beiden gemein sind indes ein 316L-Edelstahl-Gehäuse und eine Lünette aus Keramik.
Gerade Keramik ist im angestrebten Preissegment von 199 Euro für die Sport- und 229 Euro für die Fashion-Variante eher selten. Ein löblicher Aspekt, der von der schlichten Kunststoffrückseite jedoch relativiert wird. Im Einzelhandel sind beide Ableger seit Oktober verfügbar. Die Preise orientieren sich dabei an der Herstellerempfehlung.
Smartwatch im Detail
Mit Ausnahme der Rückseite gibt das Uhrengehäuse keine weiteren Gründe zur Beanstandung und ist als tadellos zu bezeichnen. Die Keramiklünette steht der Uhr hervorragend, ebenso wie die eingravierten Indexe. Alles ist äußerst sauber verarbeitet, sodass grobe Kanten oder scharfe Ecken vergebens gesucht werden.
Hinsichtlich der Größe trägt die Watch GT nicht so wuchtig auf, wie zunächst erwartet. Im Durchmesser misst die Uhr 46,5 Millimeter und baut dabei 10,6 Millimeter hoch, was für das anvisierte Chronographen-Design ein angenehmer Wert ist. Beim Gewicht bringt die Watch GT etwa 47 Gramm auf die Waage. Sie lässt sich sehr gut tragen und wirkt an einem durchschnittlichen Handgelenk mit einem Umfang von rund 19 Zentimetern nicht zu klobig.
Das Armband überzeugt nicht
Beim Armband der für den Test vorliegenden Fashion-Variante zeigen sich hingegen erneut gemischte Gefühle. Das hellbraune Leder soll die Watch GT als modischen Chronographen deklarieren, doch wirkt die Oberfläche etwas künstlich. Die an den Seiten angebrachte Naht dient obendrein nur dem optischen Zweck und soll Wertigkeit vermitteln, doch ist die untere Silikonseite nicht mit dem Leder vernäht, sondern lediglich verklebt. Zwar ist das innere Silikonband gut zu reinigen, doch hätte Huawei hier – in Anbetracht dessen, dass es zusätzlich eine Sportvariante gibt – in Gänze auf Leder setzen sollen. So ist die Uhr auf den ersten Blick zwar auf ein „Premium-Aussehen“ getrimmt, doch kann den Eindruck beim Gehäuseboden und Armband nicht halten.
Ein kleiner Wermutstropfen: Die Armbänder, die in der Breite 22 Millimeter messen, sind dank herkömmlicher Federstege leicht zu wechseln. Der Hersteller attestiert eine Dichtigkeit nach 5 ATM. Zwar bietet die Uhr im Workout-Bereich gleich zwei Schwimmtrainingseinheiten (outdoor und indoor) an, doch ist die Watch GT nach direkter Auslegung der Klassifizierung gar nicht fürs Schwimmen geeignet, da der 5-ATM-Standard lediglich eine Spritzwasserdichtigkeit etwa zum Duschen abdeckt. Die Uhr hält einige Zeit unter Wasser aus, doch können im Zuge der Schwimmbewegung (Druck-)Belastungsspitzen auf sie einwirken, gegen die sie nicht abgedichtet ist. Die bislang einzigen Smartwatches, wenn auch hybrider Art, die nach 10 ATM klassifiziert und mithin zum Schwimmen geeignet sind, sind die Kronaby-Ableger (Test).
Schwaches SoC abseits des Üblichen
Mit einem ARM Cortex-M4 geht die Watch GT einen eigenen Weg in dem von Qualcomms Snapdragon beherrschten Wearable-Markt. Bietet der aktuelle Snapdragon 3100 insgesamt vier Kerne mit jeweils bis zu 1,2 Gigahertz, kommt der M4, in Abhängigkeit der entsprechenden Ausbaustufe, wesentlich schwächer daher. Details nennt Huawei nicht, doch genügt die erbrachte Leistung vollends für den Smartwatch-Alltag. Schwächen zeigten sich hingegen während zweier Updates der Uhr, die in Summe rund 13 Megabyte umfassten und zusammen etwa eine Stunde benötigten. Während der Updates gab die Uhr zudem ein Fehlerbild aus, das jedoch im Anschluss automatisch wieder verschwand.
Auch beim Speicher ist die Huawei Watch GT schwächer bestückt. Hier stehen dem Nutzer lediglich 128 Megabyte Flash- und 16 Megabyte Arbeitsspeicher zur Seite. Die Smartwatch-Konkurrenz bietet hier zumeist 4 Gigabyte und 512 Megabyte Speicher. Allerdings macht sich der rare Speicher bei der Watch GT nicht bemerkbar. Die Grundfunktionen werden souverän gemeistert – Zusatzfunktionen, einen App Store oder gar das eigenständige Wiedergeben von Musik mitsamt Bluetooth-Kopfhörern gibt es nicht.
Einen absolut tadellosen Eindruck hinterlässt indes das Display. Der AMOLED-Bildschirm ist 1,39 Zoll groß, löst mit 454 × 454 Pixel bei 326 ppi auf und zählt unbestritten zu den besten am Wearable-Markt. Satte Farben und eine sehr hohe Helligkeit stimmen freudig.
Bei den verbauten Sensoren zeigt sich ein gehobenes Mittelmaß. Dem obligatorischen Beschleunigungs- und Gyroskopsensor stehen ein optischer Herzfrequenz-, ein Umgebungslicht- und ein Magnetometersensor sowie ein Barometer zur Seite. Ein eigenes WLAN-Modul zum Laden von System-Updates ist nicht an Bord. NFC ist zwar vorhanden, doch wird kontaktloses Bezahlen nicht unterstützt. Zur Ortung abseits des gekoppelten Smartphones stehen GPS, GLONASS und Galileo zur Verfügung.
Huawei Watch GT | |
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OS: | proprietäres Betriebssystem |
Kompatibilität: | Android, iOS |
Display: | 1,39 Zoll, rund 454 × 454 Pixel 326 ppi AMOLED |
Bedienung: | Touch, Knöpfe |
SoC / SiP: | ARM, Cortex-M4 ?, ? ? |
RAM: | 16 MB |
Speicher: | 0,13 GB |
Konnektivität: | Bluetooth 4.2 |
Mobilfunk: | – |
Sensoren: | Barometer Beschleunigungsmesser Gyroskop Herzfrequenz Lichtsensor Schrittzähler Magnetsensor |
Weitere Standards: | NFC GPS, GLONASS Galileo |
Akku: | ? fest verbaut |
Gehäuse: | 46,5 × 46,5 × 10,6 mm 47 g wasserdicht, 5 atm Edelstahl, Kunststoff |
Armband: | wechselbar Breite 22,0 mm |
Preis: | 199 € |