Medion Erazer X67099 im Test: Ungebremster OEM-Gaming-PC ohne OEM-Hardware
tl;dr: Der Erazer X67099 ist der erste Gaming-PC von Medion einer ganz neuen Ära: Statt auf OEM- setzt er auf Standardkomponenten und ist damit im Test genauso flexibel, leistungsfähig und aufrüstbar, wie vom Kunden selbst zusammengestellt. Das System überzeugt – nicht nur beim Preis. Ohne Makel ist es aber nicht.
„OEM-PC“ mit Standard-Hardware
Bis zur Gamescom 2018 gehörte Medion zu den klassischen OEM-PC-Herstellern: Ob Office-, Multimedia- oder Gaming-PC, vom Gehäuse über das Mainboard bis hin zu Grafikkarten kamen viele so genannte OEM-Komponenten zum Einsatz, die es für Endkunden nicht im Handel zu kaufen gibt. Sie sind günstiger, gehen in der Regel aber auch mit Nachteilen einher: Die CPUs werden im Verbrauch limitiert, die Mainboards und Netzteile bieten nur die ab Werk benötigten Anschlüsse und RAM läuft lediglich im Single-Channel-Modus.
Zur Messe im August gab Medion dann allerdings bekannt, bei hochpreisigen Rechnern für Spieler ab sofort auf Standardkomponenten zu setzen. Ein 5.000-Euro-System sollte diesen neuen Anspruch öffentlichkeitswirksam unterstreichen.
Seit einer Woche ist der erste Gaming-PC dieser Art, bei dem Medion mehr Systemintegrator als OEM-Hersteller ist, im Handel verfügbar. Zum Preis von 1.799 Euro, der auch im Selbstbau je nach Tageskurs der Komponenten kaum zu unterbieten ist, erhalten Käufer mit dem Erazer X67099 einen Rechner, der nur noch durch zwei Merkmale als Medion-PC zu erkennen ist: Die beleuchtete Zierleiste am Gehäuse trägt nicht den Schriftzug dessen Herstellers „In Win“, sondern die Marke „Erazer“. Wer das optional beigelegte Glasseitenfenster nutzt, findet dort die Aufschrift „Medion“ wieder.
Das Gehäuse als solches und auch alle anderen Komponenten bis auf die SSD entsprechen hingegen dem, was der Kunde auch einzeln im Handel oder in ähnlicher Zusammenstellung von anderen Systemintegratoren kaufen kann – auch in Bezug auf Mainboard-BIOS oder Grafikkarten-Firmware.
Medion Erazer X67099 (2018) | |
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Gehäuse | In Win 101 (Schwarz, mit Seitenfenster) |
Gehäuselüftung | 6 × In Win Polaris 120 mm RGB |
Prozessor | Intel Core i7-8700 (6 Kerne/12 Threads, 65 Watt TDP) |
Mainboard | MSI MPG Z390M Gaming Edge AC |
RAM | 16 GB DDR4-2400 (Kingston HyperX, 8+8 GB, 2 Slots frei) |
SSD | 512 GB (Phison, M.2, PCIe x4, NVMe) |
HDD | 2 TB (Seagate BarraCuda, 3,5 Zoll, SATA) |
Grafikkarte | MSI GeForce RTX 2070 Armor 8G |
Anschlüsse Front | 2 × USB 3.0 (Typ A), 1 × Mikrofon, 1 × Audio |
Anschlüsse Heck | 1 × USB 3.1 Gen2 (Typ C), 1 × USB 3.1 Gen2 (Typ A), 4 × USB 3.0 (Typ A), 1 × Gbit-Ethernet, 4 × DisplayPort (3 × GeForce), 2 × HDMI (1 × GeForce), 7.1-Audio, 2 × PS/2 |
WLAN/Bluetooth | WLAN 802.11ac & Bluetooth 5.0 (Intel 9462) |
Netzteil | 750 Watt (Seasonic Focus Plus Gold) |
RGB-LEDs | Mainboard, Lüfter, Grafikkarte (MSI Mystic Light) |
Dimensionen | 22,7 × 44,6 × 48,0 cm (B × H × T), 12,0 kg |
Betriebssystem | Windows 10 Home (1809) |
Preis | 1.799 Euro |
Leistung ohne hartes Limit
Der im System eingesetzte Intel Core i7-8700 mit sechs Kernen, Hyper-Threading und einer TDP von 65 Watt agiert dann auch genau so, wie es von Retail-Mainboards bekannt ist: immer mit dem maximal möglichen Turbo, egal wie hoch der Verbrauch ist – in Prime95 können das auch über 140 Watt Package-Power sein.
Von OEM-PCs wie dem Medion Erazer X67015 (Test) aus dem Jahr 2017 oder jüngst dem HP Omen Obelisk (Test) mit der gleichen CPU ist hingegen bekannt, dass der Verbrauch nach einer kurzen Anfangsphase auf 65 Watt begrenzt wird. Im Extremfall liegen damit bei Mehr-Kern-Last nur noch die Basistaktraten an, in vielen Fällen rangieren sie deutlich unter dem maximal erlaubten Turbo.
Auch der RAM liegt mit zwei Modulen in Dual-Channel-Konfiguration vor und zwei Slots sind zum Aufrüsten noch frei. Dennoch ist der RAM die einzige Komponente, die im Erazer X67099 nicht so schnell läuft, wie sie sollte: DDR4-2400 statt von Intel maximal unterstützte DDR4-2666 wird geboten.
Einrichtung und Bloatware
Nach dem ersten Booten mit eingeblendetem MSI- statt Medion-Logo erwartet den Anwender ein aufgeräumter Windows-Desktop, der allerdings sogleich von zwei Fenstern überlagert wird. Das eine gehört zu Nvidia GeForce Experience und fordert zum Registrieren oder Anmelden auf, das andere zu McAfee. Beide Programme können deinstalliert werden.
Zwingend erforderlich ist GeForce Experience im Gegensatz zum HP Omen Obelisk, der ab Werk nur über diesen Weg die Installation neuer Treiber zulässt, in diesem Fall auch nicht. Wie von einem Selbstbau-PC gewohnt, kann jeder Treiber manuell installiert werden.