Physik-Engine: Nvidia PhysX ist jetzt Open Source
Nvidias proprietäre Physik-Engine PhysX ist ab sofort in vollem Umfang Open Source, wie der GPU-Entwickler am Montag überraschend angekündigt hat. Der auf GitHub veröffentlichte Quellcode lädt zur Nutzung und Modifizierung durch die Open-Source-Community ein.
Das Nvidia PhysX SDK in der aktuellen Version 3.4 kann ab sofort via GitHub kostenlos und ohne Registrierung heruntergeladen werden. Die Nutzung geschieht unter der BSD-3-Lizenz, die lediglich eine Erwähnung der Urheberrechtshinweise und unter Umständen eines Disclaimers verlangt. Außerdem dürfen Entwickler nicht ohne vorherige Zustimmung den Namen Nvidias für ihre Werke auf Basis von PhysX verwenden.
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Auszug der Richtlinien unter der BSD-3-Lizenz für Open-Source-Software
Schon vor über drei Jahren hatte Nvidia den Quellcode von PhysX auf GitHub kostenlos zur Verfügung gestellt, dabei die Nutzung aber an Bedingungen geknüpft. So mussten sich die Nutzer beim Entwicklerprogramm von Nvidia anmelden und einem Endbenutzer-Lizenzvertrag (EULA) zustimmen. Mit dem Open-Source-Status fällt nun auch diese Hürde.
PhysX auch abseits von Spielen
Der Kern von PhysX ist die Berechnung physikalischer Effekte in Anwendungen, die zur Entlastung des Hauptprozessors (CPU) auf den Grafikprozessor (GPU) ausgelagert wird. Die Hardware-Beschleunigung wurde früher zunächst über dedizierte PhysX-Erweiterungskarten realisiert, heute übernehmen dies Nvidia-GPUs. Bei Grafiklösungen anderer Hersteller läuft PhysX über die CPU. Neben diversen Spielen unterstützen auch einige Grafikprogramme PhysX.
Aus Sicht Nvidias herrscht aber auch in den Bereichen „AI, robotics and computer vision, self-driving vehicles, and high-performance computing“ ein wachsender Bedarf an Physik-Simulationen. Damit begründet das Unternehmen auch den Schritt zu Open Source.
PhysX SDK 4.0 angekündigt
Am 20. Dezember soll das PhysX SDK 4.0 erscheinen und ein Upgrade der Engine für eine „Simulationsqualität auf Industrieniveau“ erhalten.
PhysX hat eine lange Geschichte
Die Ursprünge von PhysX gehen auf die Schweizer Firma NovodeX AG zurück, die Anfang des Jahrtausends die Physik-Engine NovodeX anbot. Im Jahr 2004 wurde NovodeX von der Firma Ageia übernommen, die auf Basis der nun PhysX genannten Technik dedizierte Physics Processing Units (PPU) entwickelte. 2008 übernahm schließlich Nvidia Ageia und damit auch PhysX. An Stelle der Erweiterungskarten mit Ageia-PPU rückte Hardware-Beschleunigung seitens der Nvidia-GPUs.