PocketBook Touch HD 3 im Test: Der bessere Kindle Paperwhite
2/2Stundenlanges bequemes Lesen
Auch der neue Vertreter des PocketBook-Portfolios setzt die erstklassige Textdarstellung seiner Vorgänger fort, denn auch hier gibt sich der Touch HD 3 keine Blöße. Die verbaute Carta-Technologie von E-Ink sorgt für eine scharfe Darstellung und einen hohen Kontrast. In Sachen Ghosting, also dem Durchscheinen von Inhalten vorheriger Seiten, gibt sich der neue Reader wie vom Hersteller gewohnt unauffällig. Selbst bei größeren Intervallen zwischen den grundsätzlichen Neuausrichtungen sind keine Überbleibsel zu erkennen.
Gutes Schriftbild, wenig Einfluss
Auch die Textdarstellung lässt keine Wünsche offen, das Schriftbild präsentiert sich ruhig und gleichmäßig. Daneben sorgen verschiedene Einstellungsmöglichkeiten für ein bequemes Lesen. So beherbergt das System neben der jeweiligen Verlagsschrift 15 vorinstallierte Schriftarten, darunter erneut der speziell für Menschen mit Leseschwäche gestaltete Font OpenDyslexic. Auf Wunsch können weitere Schriften einfach über den Ordner „system/fonts“ hinzugefügt werden. Soweit unterstützt, ist zudem eine kursive oder fette Darstellung möglich.
Ränder und Zeilenabstände können erneut in drei Abstufungen eingestellt werden, ein zusätzlicher Platzgewinn ist durch die Deaktivierung der Kopf- und Fußleiste ebenso möglich.
Wie bei PocketBook gewohnt, können auch beim neuen Reader die einzelnen Tasten frei mit Funktionen belegt und anschließend in Profil gespeichert werden. So können Leser zum Beispiel für das Lesen von E-Books im E-Pub-Format eine andere Tastenbelegung wählen als für das Betrachten von PDF-Dokumenten.
PDF-Funktion gewohnt hochwertig
Während die Unterstützung von PDF-Dokumenten bei anderen Herstellern ein Sorgenkind oder teils gar nicht wirklich vorhanden ist, ist die hohe Qualität der Funktion bei PocketBook schon fast zur alltäglichen Gewohnheit geworden. Der Aufruf und die Bearbeitung der Dokumente gehen dank des neuen Prozessors jedoch spürbar schneller von der Hand.
An der Art der Darstellung hat sich hingegen nichts geändert: So können PDF-Dokumente nach wie vor in ihrer ursprünglichen Form angezeigt werden, was jedoch nur bei Dokumenten mit kleineren Ausmaßen empfehlenswert ist. Des Weiteren kann die Datei über die gesamte Seitenbreite dargestellt werden, wofür sich der Landscape-Modus am besten eignet. Dank des Lagesensors muss dafür nun nicht mehr in den Einstellungen umgeschaltet werden. Über die Blättertasten oder das Display kann in dem Dokument dann gescrollt werden.
Bei Seiten mit mehreren Spalten kann sich auch anhand derer bewegt werden, indem das System diese nacheinander abfährt. Probleme machen dieser Funktion jedoch nach wie vor Bilder und Grafiken.
Zu guter Letzt steht noch PocketBooks Glanzleistung, das PDF-Reflow, zur Verfügung. Hier wird der eigentliche Text aus dem Dokument gelöst und wie bei einem normalen E-Book angezeigt. Das System versucht dabei auch strukturierende Formatierungen zu erkennen und zu übernehmen, was zumeist gut klappt. Gestalterische Elemente wie Spalten, Fließtexte und Ähnliches gehen aber verloren.
Audio-Player nun mit Bluetooth-Unterstützung
Während bisherige E-Book-Reader von PocketBook bei der Nutzung des integrierten Audioplayers noch eine Kabelverbindung voraussetzten, kann beim Touch HD 3 nun auch erstmals alternativ Bluetooth in einer nicht näher benannten Version als drahtlose Verbindung eingesetzt werden. Damit vervielfältigen sich die Möglichkeiten: Neben Lautsprechern und Kopfhörern kann Audiomaterial nun direkt vom Reader auch an Stereoanlagen oder Bluetooth-Dongles weitergeleitet werden.
Apps für Musik und Hörbücher
PocketBook unterscheidet zwei Arten von Audio-Material: Normale Musik und Hörbücher, für die der Hersteller zwei unterschiedliche Player-Applikationen bereitstellt. Der normale Audio-Player berücksichtigt alle sich auf dem Reader befindlichen MP3- und M4B-Dateien und lässt auf diese in der App nach Titel, Album, Interpret, Genre oder Ordner sortiert zugreifen. Die Ausgabe erfolgt in der App Titel für Titel.
Ein wenig anders arbeitet der spezielle Hörbuch-Player. In diesem können Hörbücher auch als ZIP-Datei gepackt wiedergegeben werden. Da Hörbücher nicht selten aus einer dreistelligen Titelanzahl bestehen, verringert sich damit auch die Übertragungszeit. Darüber hinaus können in der Applikation bestimmte Ordner als Quelle festgelegt werden. Auch wenn dies andersherum, also über den Audio-Player, nicht möglich ist, können die Audio-Dateien zumindest ein wenig zugeordnet und damit die Übersicht verbessert werden. Im Gegensatz zum normalen Audio-Player werden die Hörbücher beim Abspielen in der speziellen App als Ganzes und nicht als einzelner Track angezeigt. Dadurch kann viel schneller zu bestimmten Stellen gesprungen werden.
Im Gegensatz zur normalen Player-App merkt sich der Hörbuch-Player zudem die zuletzt abgespielte Stelle im jedem Hörbuch, auch Lesezeichen können angelegt werden.
Keine Anzeige in der Bibliothek
Leider hat es PocketBook erneut versäumt, die Anzeige der Audiodateien auch in die Bibliotheksanzeige zu integrieren. Aktuell muss dafür immer noch der Weg über die Player-App gegangen werden.
Inhalte beider Applikationen können im Hintergrund wiedergegeben werden – wenn auch etwas versteckt: Während das Aufrufen der Bibliotheksübersicht über das Haus-Icon die Wiedergabe automatisch stoppt und den Player schließt, gelangt der Anwender über die Home-Taste oder den Strich in der oberen Infoleiste ebenfalls in die Start-Übersicht. Die Wiedergabe wird dabei jedoch weitergeführt. Dies eröffnet vor allem beim Lesen und Hören fremdsprachiger Bücher oder Hörbücher neue Möglichkeiten, indem gleichzeitig gelesen und gehört werden kann. Der Vorteil: Man erfährt, wie das gelesene Wort ausgesprochen oder wie das gerade gehörte Wort geschrieben wird.
Hans und Marlene zügeln sich
Verbesserungen gibt es auch bei der erneut integrierten Vorlesefunktion, bei der PocketBook nach wie vor auf die IVONA-TTS-Engine zurückgreift. Diese vermittelt nun über deutlich besser gewählte Betonungen und Pausen zuverlässiger die Aussage eines jeweiligen Satzes. Zwar kommen damit die mit „Hans“ und „Marlene“ bezeichneten Stimmen noch lange nicht an die Qualität professioneller Hörbücher heran, die Lücke wird aber kleiner. Dennoch ist die Geschwindigkeit immer noch zu hoch gewählt.
Umfangreiches App-Angebot
Ebenfalls nicht fehlen dürfen die bereits bekannten zusätzlichen Applikationen wie der Webbrowser, ein RSS-Feedreader, der Taschenrechner sowie Spiele wie Klondike, Schach oder Sudoku.
Fazit
Der PocketBook Touch HD 3 ist das, was der Kindle Paperwhite (Test) hätte sein können. Und dennoch ist es nicht der Branchenprimus, der solch ein Modell auf den Markt bringt, sondern ein – im Verhältnis gesehen – kleineres Unternehmen.
Ein neuer Sheriff ist in der Stadt
Gegenüber dem prominentesten Kindle-Vertreter besitzt der HD 3 zahlreiche Vorzüge, auch wenn der Kindle mit 119 Euro beziehungsweise 139 Euro in der werbefreien Variante gegenüber dem PocketBook mit 159 Euro UVP günstiger zu erstehen ist. Zu nennen wären die potentere Hardware, der größere Speicher, der Blaulichtfilter sowie die Unterstützung von gängigen Audio-Formaten. Und selbst wenn ein Reader aus dem gleichen Preissegment herangezogen wird, wie der Vision 4 HD von Tolino, sprechen die bessere technische Basis sowie die Bluetooth- und Audio-Unterstützung erneut eindeutig für den PocketBook. Dass die Erweiterung des internen Speichers per Speicherkarte zugunsten des Wasserschutzes entfallen ist, kann bei 16 GByte verschmerzt werden.
Damit hat das Unternehmen die Messlatte höher gelegt und eine neue Referenz geschaffen, an der sich andere Hersteller in Zukunft messen lassen müssen.
Nutzung wie bekannt erstklassig
Auch in den Einzeldisziplinen kann der Touch HD 3 überzeugen: Die Verarbeitung des E-Book-Readers befindet sich erneut auf hohem Niveau, auf der anderen Seite konnten die Entwickler das Lesegerät gegenüber dem Vorgänger noch einmal kompakter gestalten. Die Darstellungsqualität ist ebenfalls sehr gut, die Beleuchtung hell und ausgeglichen, die Textdarstellung scharf und ohne Ghosting-Effekte. Dem Blaulichtfilter würde das Ausrichten an eine individuell festgelegte Schlafenszeit jedoch besser stehen, anstatt die reelle Uhrzeit als Maßstab zu nehmen – zu unterschiedlich dürften die Schlafzeiten der Nutzer sein.
Große Formatwahl inklusive
Dass PocketBook nach wie vor eine große Format-Unterstützung fährt, ist erneut lobenswert, auch wenn die meisten Nutzer lediglich von E-Pub und PDF Gebrauch machen dürften. Der Umgang mit PDF-Dokumenten ist ebenso wieder erstklassig – nachdem PocketBook hier aber seit Jahren dominiert, wäre es schon fast naiv zu glauben, dass es dieses Mal anders wäre.
Bluetooth- und Audiofunktion als wirklicher Mehrwert
Auch die Aufteilung der Audio-Inhalte auf zwei Abspiel-Apps mit unterschiedlicher Ausrichtung zeigt deutlich, dass sich der Hersteller Gedanken darüber macht, was für Nutzer einen wirklichen Mehrwert bietet. Während der Audio-Player wie von anderen Plattformen gewohnt die Aufgabe besitzt, bequem einzelne Stücke oder Alben wiederzugeben, benötigen Hörbücher andere Funktionen. So werden diese in der speziellen Player-App in ihrer Gesamtheit betrachtet und angezeigt, so dass jederzeit zu jedem Punkt des Hörbuchs gesprungen werden kann. Darüber hinaus merkt sich das System die zuletzt abgespielte Stelle eines jeden Hörbuches, ebenso werden Lesemarken unterstützt. Lediglich die mit MP3 und M4B geringe Anzahl der unterstützten Formate könnte höher sein.
Aus den genannten Gründen verleiht ComputerBase dem PocketBook Touch HD 3 eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.
- sehr gute Darstellung
- Blaulichtfilter
- Wasserschutz
- Audioausgabe per Bluetooth
- Player-App für Musik und Hörbücher getrennt
- funktionsreiche Bibliothek
- sehr gute Darstellung von PDF-Dokumenten
- viele Möglichkeiten zur Befüllung
- zahlreiche zusätzliche Applikationen
- keinen Kartenslot
ComputerBase wurde der Touch HD 3 leihweise von PocketBook zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme seitens des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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