RGB-LED-Plattformen im Test: Aura, RGB Fusion, Mystic Light und iCUE im Vergleich
tl;dr: Bei der Ansteuerung von RGB-Komponenten gehen viele Hersteller mittlerweile eigene Wege, das wirft Fragen zur Kompatibilität von Hardware und Software auf. Der Test zeigt die Stärken und Schwächen der verschiedenen Lösungsansätze und stellt dabei fest, dass in der Tat nicht alles Gold ist, was blinkt.
Chaos in Rot, Grün und Blau
Die Komponenten sind ausgesucht und warten darauf in das neue Gehäuse mit Sichtfenster eingebaut zu werden. Viele davon bieten eine RGB-LED-Beleuchtung und weitere RGB-Peripherie liegt bereit, um die Hardware perfekt in Szene zu setzen. Aber wie gelingt das? Welcher Pin am Mainboard soll benutzt werden? Und ist lediglich die Belegung von Hersteller zu Hersteller anders, oder unterscheiden sich die Anschlüsse auch elektrisch? Und wie wird die Hardware dann am Ende angesteuert?
Wie steht es um die Kompatibilität?
RGB-LEDs haben überall Einzug gehalten, aber es stellt sich immer häufiger die Frage, ob die einzelnen Komponenten am Ende auch kompatibel sind. Deswegen prangen auf vielen Produkten ein oder mehrere Aufkleber mit der Aufschrift „Asus Aura Ready“, „RGB Fusion Ready“ oder „Mystic Light“. Das soll dem Kunden vermitteln, dass sie mit der RGB-LED-Steuerung der Mainboards der drei Hersteller Asus, Gigabyte und MSI zusammenarbeiten. Das ist gut, bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass nicht genannte Plattformen nicht funktionieren.
LED-Strips und Lüfter funktionieren sehr wahrscheinlich auch unabhängig von dem eingesetzten Steuerungsprogramm, zumindest wenn diese direkt auf dem Mainboard angeschlossen werden können. Erfolgt die Ansteuerung über DIMM- oder PCIe-Steckplätze, dreht sich das Bild um 180° und Kompatibilität ist entgegen den Angaben nicht immer der Fall.
RGB-LED-RAM als Sorgenkind
Vor allem RGB-Arbeitsspeicher bereitet oft Frust, da er trotz stetiger Optimierung nicht immer auf Anhieb funktioniert. Als die ersten Arbeitsspeicher mit RGB aufkamen, wurden diese teilweise sogar durch die Ansteuerung arbeitsunfähig gemacht: Da die LEDs über den DIMM-Slot angesteuert werden, war ein Zugriff auf den RAM selbst notwendig, worauf manche Software vor allem in Kombination prompt die SPD-Timings korrumpierte. Ein Reset der Timings in der Firmware des RAMs konnte das Problem zwar beheben, dies war jedoch keinesfalls eine Prozedur, die dem Durchschnittsbenutzer zuzumuten war.
Durch stetige Anpassung der Ansteuerungs-Software sollte dieses Problem nun behoben zu sein, jedoch wird nach wie vor empfohlen, mit nur einer Software auf den RAM zuzugreifen.
Ein Ziel, viele Anschlüsse
Eine weitere Hürde in der Zusammenstellung eines geschmackvollen RGB-PCs ist der Umgang mit den entsprechenden Anschlüssen, die im Test deswegen auch detailliert beleuchtet werden. Verschiedene Layouts der Pins gepaart mit unterschiedlicher LED-Technik erfordern in jedem Fall eine individuelle Lösung.
Bei den verfügbaren Komponenten ist es oft notwendig die technischen Spezifikationen direkt beim Hersteller nachzuschlagen, da in Onlineshops diese Informationen teilweise nur unvollständig vorhanden sind. So sind etwa RGB- HUBs und -Controller erhältlich, die über USB, adressierbaren RGB-Header oder nicht adressierbaren RGB-Header angeschlossen werden können. Teilweise werden diese Controller über Software angesteuert, teilweise über im Controller integrierte Knöpfe und Schalter. Vor allem wenn die RGB-Komponenten nicht als Kit vorliegen, sondern separat gekauft werden sollen, muss an jeder Stelle die Kompatibilität überprüft werden - das studieren von Datenblättern ist dabei fast vorprogrammiert.
Die eine Software gibt es nicht
Der letzte sehr verwirrende Punkt ist die schiere Fülle an Steuerungs-Software. Meist ist zu Grafikkarten, Mainboards, Arbeitsspeicher und Peripherie jeweils eigene Steuerungs-Software erhältlich. Die gleichzeitige Verwendung bringt aber oft mehr Schaden als Nutzen, wenn etwa RAM oder Grafikkarte von sowohl der eigenen als auch der Mainboard-spezifischen Software angesteuert wird. Durch den versuchten Zugriff zweier Programme ergibt sich im besten Fall, dass die Ansteuerung am Ende nur mit einem Programm funktioniert, im schlimmsten Fall bleiben die LEDs danach dunkel. Zudem sind die Programme fast immer für Windows konzipiert, was Linux-Benutzer außen vor lässt.
Da einige Tools zur Beibehaltung der Lichteffekte permanent im Hintergrund laufen müssen, wird zudem etwas Leistung vom PC abgezwackt, wenn auch nur im verschwindend geringen Bereich. Vor allem Peripherie-Geräte wie Maus und Tastatur benötigen ständig aktive Programme, um ihre Färbung beizubehalten. Durch die Tatsache, dass das RGB-Universum zudem ständig mit allen möglichen (und unmöglichen) Komponenten erweitert wird, unterliegen die verschiedenen Programme äußerst kurzen Update-Zyklen. Teilweise ist sogar eine Neuinstallation notwendig, die sehr aufwendig sein kann, da das einfache Deinstallieren manchmal nicht alle Dateien löscht.
Wie nun bei all dem Durcheinander und Software-Dschungel die richtige Konfiguration für die eigenen Bedürfnissen gefunden werden kann, klärt ComputerBase im Test. Es werden dabei die unterschiedlichen Anschlüsse, die jeweilige Software und die Besonderheiten vorgestellt, um ein wenig (buntes) Licht in das LED-Chaos zu bringen. Der Test beschränkt sich auf Hardware und Software von Asus, Corsair, Gigabyte und MSI – klingt nach Übersichtlichkeit, ist aber bereits komplex genug.
Die Technik hinter „RGB-LEDs“ im PC
Essentiell fürs Verständnis der Ansteuerung von LEDs ist Grundwissen über ihre Arbeitsweise. Nachfolgend werden die wesentlichen Aspekte deshalb einleitend zusammengefasst.
LEDs im Detail
Im Computerzubehör werden häufig LEDs mit den Bezeichnungen 5050 und WS2812B verwendet, gelegentlich mit dem Zusatz „SMD LED“. „SMD“ steht dabei für „surface mounted device“, also für ein „oberflächenmontiertes Bauelement“. Dies bringt lediglich die Tatsache zum Ausdruck, dass diese LEDs nicht über ein Durchsteckverfahren gefertigt, sondern vollständig auf der Oberfläche montiert werden – etwa auf einen Leuchtstreifen.
Die Bezeichnung 5050 beschreibt hingegen LEDs, die eine Größe von 5,0 x 5,0 mm aufweisen und pro Leuchteinheit drei Leuchtelemente mitbringen, wovon jeweils eines in Rot, Grün und Blau leuchten kann. Wird eine Farbe eingestellt, werden die Leuchtelemente unterschiedlich stark aktiviert. Aus der Mischung ergibt sich die gewünschte Farbe. Leuchten alle gleich stark, erscheint die LED weiß. Elektrisch betrachtet teilen sich die LEDs einen Anschluss an die Versorgungsspannung, die Masseleitungen werden hingegen einzeln abgeführt. Somit lässt sich mit einfachen Mitteln eine Schaltung der LEDs umsetzen. Als Konsequenz daraus ergibt sich, dass ein LED-Leuchtstreifen mit 5050-LEDs zwar jede Farbe darstellen kann, durch die Verschaltung bedingt jedoch immer alle LEDs angesteuert werden.
Mit der Bezeichnung „WS2812B“ ist das verbaute Steuerelement „Worldsemi“ gemeint. Das Steuerelement ist in LEDs vom Typ 5050 integriert. Der Unterschied zwischen LED-Streifen vom Typ 5050 und WS2812B ist also nur der integrierte Speicher-Controller. Diese LEDs funktionieren elektrisch anders und kommen dadurch mit einer Versorgungsspannungs-, einer Masse- und einer Datenleitung für die Steuerelemente aus. Da letztere seriell geschaltet sind, genügt hierbei eine Leitung. Ist jedoch ein Steuerelement defekt, können auch die nachfolgenden Elemente nicht mehr angesteuert werden. LED-Leuchtstreifen vom Typ WS2812B werden meist als „digital adressierbare“ RGB-LEDs bezeichnet. Diese können dank der Steuerelemente die einzelnen LEDs in unterschiedlichen Farben leuchten lassen, da hier die serielle Datenleitung die Ansteuerung übernimmt.
Anschlüsse und Pins
Die Ansteuerung separater RGB-Elemente erfolgt über entsprechende Anschlüsse am Mainboard. Dabei funktionieren die Anschlüsse der 5050-LEDs herstellerübergreifend nach dem Layout „12V-G-R-B“ (12 Volt, Grün, Rot, Blau). Bei manchen Leuchtstreifen ist zudem eine zusätzliche weiße LED verbaut, die die Farbechtheit erhöhen soll. Einzig Gigabyte bietet hierfür einen passenden Anschluss in der Verschaltung „12V-G-R-B-W“. Diese Farbkanäle lassen sich zudem meist über die Steuerungs-Software konfigurieren, weshalb es kein Problem ist, wenn der Leuchtstreifen etwa eine 12V-R-G-B-Verschaltung aufweist, da die Kanäle neu belegt werden können.
Bei digital adressierbaren Streifen wird für die Ansteuerung ein eigener, spezieller Anschluss benötigt. Leider gehen die Hersteller nicht nur in Bezug auf die Software eigene Wege, sondern auch im Bereich der Anschlüsse auf dem Mainboard. MSI und Asus benutzen ein 5-V-x-Daten-Masse-Layout, während Gigabyte auf 5-V-/12-V-Daten-Masse setzt. Eine Besonderheit des Gigabyte-Mainboards ist dabei, dass die Spannung der Anschlüsse physisch mithilfe von Jumpern konfiguriert werden kann. Je nach Stellung der Jumper liegen so 5 V oder 12 V an den Pins an, während bei MSI und Asus die digital adressierbaren Anschlüsse immer mit 5 V versorgt werden. Der Spannungsunterschied birgt eine gewisse Gefahr für unerfahrene Nutzer, da ein Anschließen von 5-V-Leuchtstreifen/-Lüftern an einen 12-V-Pin Schäden an Mainboard oder Beleuchtungskomponenten verursachen kann.
Die Hersteller der Mainboards und Beleuchtungskomponenten versuchen dies mit nicht kompatiblen Steckern und Anschlüssen zu umgehen, eine gewisse Restgefahr bleibt allerdings doch bestehen.
Allgemein kann zu den verschiedenen Pin-Layouts angemerkt werden, dass dies eine denkbar schlechte Entwicklung darstellt, die unnötige Komplikationen vorprogrammiert. Als kleine Abmilderung wird von den meisten Herstellern ein Adapterkabel beigelegt – einheitliche Pin-Layouts währen dennoch die bessere Wahl gewesen. Es liegen zwar auch manchen Beleuchtungselementen Adapter bei, einzeln sind diese jedoch meist nur schlecht erhältlich. Eventuell hat Gigabyte dieses Manko mittlerweile bemerkt und sich entsprechend angepasst, da auf den neuen Z390-Mainboards nun adressierbare RGB-LED Header mit dem gleichen Layout wie bei Asus und MSI zu finden sind.