Seagate Exos: Erste HAMR-HDD mit 16 TB „voll funktionsfähig“
Die Zeit bis zum erneut verschobenen Marktstart der ersten Festplatten mit der Aufzeichnungstechnik HAMR überbrückt Seagate mit der nächsten Wasserstandsmeldung. Die erste „formatierte und voll funktionsfähige“ HAMR-HDD soll auch Tests in praktischer Enterprise-Umgebung gemeistert haben.
Erste HAMR-Festplatte besteht „Standardtests“
Wie John Paulsen, Marketing-Manager von Seagate, im Unternehmensblog schreibt, hat das Vorserienmodell die Standardtests, die Enterprise-Kunden „üblicherweise verwenden“, erfolgreich überstanden. Dies zeige, dass die erste HAMR-Festplatte, ein Modell der Exos-Serie mit 16 TB, zumindest prinzipiell für ihr Einsatzgebiet geeignet ist. Zu den Benchmarks sollen „power efficiency tests“, „sg3_utils utilities“, „standard smartmontools utility programs“ und „several four-corners tests of reads, writes, random, sequential and mixed workloads“ zählen.
Laut Jason Feist, Seagate’s Senior Director of Enterprise Product Line Management, hätten die Tests auch demonstriert, dass „keinerlei Änderungen auf System-Level“ für den Betrieb im Server nötig sind. Die HAMR-Technik könne damit „Plug-and-Play“ herkömmliche HDDs ersetzen. Zumindest in dieser frühen Phase des Testens würden die HAMR-Laufwerke „unsere Erwartungen erfüllen“, erklärte Feist weiter. Auf Basis unternehmensinterner Labortests hatte Seagate zuvor bereits den Lese-/Schreibköpfen der ersten HAMR-HDDs eine besonders hohe Haltbarkeit bescheinigt, die den bisherigen Standard weit übertreffe.
Roadmap nennt 2020 für die Massenfertigung
Wann genau die Serienfertigung der ersten HAMR-Festplatten beginnt, lässt der Blogeintrag offen. Einerseits ist die Rede davon, dass die HAMR-Technik „jetzt“ in das Enterprise-Portfolio integriert werde. Zum anderen heißt es aber weiterhin, dass man ab dem Jahr 2020 mindestens 20 TB und mehr Speicherplatz bieten will. Eine aktuelle Roadmap von Seagate hatte jüngst den Start der regulären Serienfertigung für 2020 markiert. Die ersten Modelle mit 16 TB könnten demnach in Kleinserie als eine Art Testballon bereits im kommenden Jahr erscheinen.
Die obige Abbildung zeigt die äußerlich unscheinbare HAMR-HDD im 3,5-Zoll-Formfaktor mit SATA-Anschluss. Die wesentliche Neuerung des Heat-Assisted Magnetic Recording (HAMR) ist ein winziger Laser in den Köpfen, der durch kurzzeitiges Erhitzen der Oberfläche die zum Schreiben nötige Stärke des Magnetfelds verringert. Dadurch lässt sich die Datendichte pro Platter (Magnetscheibe) für mehr Speicherplatz pro Laufwerk weiter erhöhen. Für die kommenden Jahre sind so über 40 Terabyte geplant.
Das Gleiche verspricht Konkurrent Western Digital mit seinem Microwave-Assisted Magnetic Recording (MAMR), das statt eines Lasers einen Spin-Torque-Oszillator nutzt, der durch erzeugte Mikrowellen bei der Magnetisierung der Datenscheiben hilft. Western Digital sieht die Zeit für HAMR noch nicht gekommen und in MAMR eine einfachere und günstigere Alternative, die nach letzter Ankündigung 2019 in Serie gehen soll.
Verschiebungen lassen Skepsis
Die diversen Verschiebungen von HAMR und der Mangel an Neuigkeiten zu MAMR lassen aber zumindest Skepsis an den Zeitplänen der HDD-Hersteller zurück. SSDs auf Basis des rein elektronischen NAND-Flash-Speichers sind schon jetzt mit 30 TB und mehr zu haben. Die schnellere SSD-Technik ist allerdings noch weitaus teurer. Für möglichst viel günstigen Speicherplatz werden daher auch in absehbarer Zeit HDDs eingesetzt werden.