SimCity: Verschwundene NES-Version aufgetaucht
Das erste SimCity wurde auf zahlreichen Plattformen angeboten, darunter Nintendos Super Nintendo Entertainment System. Entwickelt wurde das Spiel aber auch für dessen Vorgänger. Diese lange verschollene Version ist aus dem Dunkel der Geschichte geholt worden.
SimCity wurde von Will Wright, dem Seriengründer, und dem Vater von Mario und Zelda, Shigeru Miyamoto, sowohl für das SNES als auch das NES angekündigt, wobei beide Versionen spielerisch identisch sein sollten. Unterschiede gab es aber doch gravierende: Die NES-Version wurde zwar im Januar 1991 auf der Winter Consumer Electronics Show gezeigt, aber nie fertig entwickelt oder gar veröffentlicht. Der finale Prototyp der Städtebau-Simulation tauchte erst im vergangenen Jahr in Sammlerhänden wieder auf und konnte von der Video Game History Foundation (VGHF) digitalisiert werden.
Kollaboration mit Erfolg
Die Zusammenarbeit von Wright und Miyamoto, den auf ihren Plattformen damals erfolgreichsten Entwicklern, produzierte nicht weniger als ein „Designwunder“: Das für Maus und Tastatur entwickelte SimCity spiele sich auf Konsolen so, „als hätte es dort schon immer hingehört“ – und das, ohne das Gameplay zu vereinfachen. Im gleichen Zuge sind dem Spiel auf Nintendo-Konsolen Verbesserungen spendiert worden, etwa der Berater Dr. Wright, der die komplexen Spielmechaniken erklärt, oder eine Bank, die bei finanzieller Schieflage Kredite gewährt.
Neben solchen Komfort-Funktionen brachte die Zusammenarbeit der beiden Entwickler auch ein weiteres, wesentliches Feature ein: Spielern wurde ein Gefühl von Spielfortschritt vermittelt, indem Dr. Wright bei Erreichen von Meilensteinen und Zielen gratuliert und Geschenke in Form neuer Gebäude überreicht, den Spieler also belohnt. Das unterscheidet das Nintendo-SimCity drastisch vom Original, das ursprünglich eine reine Sandbox ohne Ziele war. Auch in ersten Iterationen mussten Szenarien dort noch anhand von einleitenden Texten manuell erzeugt werden, beispielsweise indem Spieler ein Erdbeben selbst auslösen. Ziele und „Siegbedingungen“ waren lediglich selbstgesteckt. Erst auf dem (S)NES wurde aus SimCity ein echtes Spiel im engeren Sinne.
Unfertiges Demo-Produkt
Was nun gesichert wurde, ist zwar die letzte Version des NES-SimCity, aber unvollständig und voller Fehler. Da das Spiel vor der SNES-Version entwickelt wurde, verrät die Analyse des Quellcodes aber angedachte Features und Ideen, die es nicht alle in das SNES-Spiel geschafft haben. So finden sich ungenutzte Animationen, Grafiken und Informationen, darunter auch Hinweise auf neue Gebäude und verschiedene Arten von Flughäfen abhängig von der Größe der gebauten Stadt, aber auch ein neuer, plattform-spezifischer Soundtrack. Die vollständige Geschichte des Spiels und der Ergebnisse bilanziert die VGHF in einem umfangreichem Blogbeitrag.
Spielbar ist SimCity auf jedem Emulator, der MMC5-Hardware unterstützt. Spieler treffen aber auf „kritische Bugs“, Schreibfehler und fehlende Inhalte, wenngleich das Spiel vollständig spielbar sein soll und seine Features mehr oder weniger intakt sind. Dies erklärt sich aus dem Entwicklungsstand; die Spielkartusche wurde für kurze Fokus-Tests und Demonstrationen genutzt. So treten Probleme mit der Tile-Größe auf, während die Bank zu hohe Schulden in Guthaben unwandelt. Zudem fehlen Features der SNES-Version wie die UFO-Szenarien, die hier lediglich als Platzhalter vorhanden sind.
ROM öffentlich
Die ROM mit Dokumentation und FAQ finden Interessierte im Internet Archive. Parallel wurden die Vervollständigung und Fehlerbehebung gestartet, eine Beteiligung ist über GitHub möglich. Inwiefern Nintendo gegen die Verbreitung des Quellcodes vorgehen wird oder kann, ist unklar, das Unternehmen wollte gegenüber ArsTechnica noch keine Stellungnahme abgeben.