Im Test vor 15 Jahren: RAM mit 550 MHz oder den ersten Status-LEDs
tl;dr: Obwohl der JEDEC-Standard maximal effektive Taktraten von 400 MHz vorsah, hinderte das Hersteller schon im Jahr 2004 nicht daran, schnelleren Arbeitsspeicher anzubieten. Der Spitzenreiter war Corsair mit effektiv 550 MHz, gefolgt von OCZ mit 500 MHz. Ebenfalls im Test vor 15 Jahren: der erste RAM mit LED-Lastanzeige.
Sehr hohe Taktraten oder LED-Last-Anzeige
Das absolute High-End-Speicherkit im Test stammte von Corsair und hörte auf den Namen XMS4400. Es bestand aus zwei Speichermodulen mit jeweils 512 MByte Kapazität und 275 MHz Realtakt (DDR550). Unter den schwarzen Kühlkörpern – alternativ waren die Module auch als Platinum-Variante mit silbernem Kühlaufsatz erhältlich – befanden sich beidseitig jeweils acht Speicherchips von Hynix. Die Latenzen bei 275 MHz lagen bei CL3-4-4-5. Im Test konnte der Speicher mit einem Pentium 4 stabil bei vollem Takt betrieben werden, mehr als 275 MHz waren aber nicht möglich.
Das zweite Speicherkit mit dem Namen EL DDR PC4000 Gold Edition von OCZ und bot einen Realtakt von 250 MHz (DDR500). Die Latenzen lagen dabei bei CL2,5-4-4-7, die normale Version des Speicherkits ohne Zusatz „Gold Edition“ kam auf CL3-4-4-8. Der zweite Unterschied zwischen der normalen und der Gold-Edition war der namensgebende goldene Heatspreader.
Speziell für Übertakter war die Extended Voltage Protection (EVP) gedacht, die dafür sorgen sollte, den Speicher auch noch bei 3 Volt ohne Gefahr betreiben zu können – 0,4 Volt über der JEDEC-Spezifikation. OCZ schränkte in diesem Fall nicht einmal die Garantie ein, allerdings war es mit dem Großteil der Mainboards überhaupt nicht möglich, eine so hohe Spannung für den RAM einzustellen. Im Test konnten die Standard-Timings bei DDR500 auf CL2,5-4-4-5 verbessert werden, der maximal erreichte Takt betrug 270 MHz (DDR540) bei CL3-4-4-8.
Der erste Speicher, der leuchtet
Die Corsair XMS3200LL Pro als drittes Speicherkit im Test erscheinen heute zukunftsweisender denn je: sie leuchteten, wenn auch in abgeschwächter Form. Zu diesem Zweck verfügten sie auf der Oberseite jeweils über 18 LEDs. Diese bestanden aus jeweils drei Paaren grüner, oranger und roter LEDs, die in Zweierreihen nebeneinander lagen. Die LED-Reihen zeigten die an dem Rechner anliegende Last an. Im Kontrast zu aktueller RGB-Beleuchtung ließen sie sich also nicht frei konfigurieren.
Mit 200 MHz Realtakt (DDR400) und Timings von CL2-3-2-6 waren die Module in puncto Leistung hingegen nichts Besonderes. Der Speicher selbst konnte bei DDR400 mit CL2-3-2-5 und maximal bei DDR470 mit CL3-4-4-8 betrieben werden.
Speicher-OC hatte eher einen indirekten Nutzen
Der hochgetaktete Corsair-Speicher konnte in den Benchmarks vor allem aufgrund seines hohen Speicherdurchsatzes glänzen. Sobald die Taktraten abgesenkt wurden, konnten aber andere Module aufgrund besserer Timings an ihm vorbeiziehen. Insbesondere bei DDR400 konnte der beleuchtete Speicher aus dem eigenen Haus konsequent ein leichtes Leistungsplus verzeichnen. In Quake 3 Arena schlug sich der hohe Takt von 275 MHz gegenüber 200 MHz deutlich nieder: Knapp 360 statt 317 Bildern pro Sekunde erreichte das System.
Der reine Leistungsgewinn durch die höheren Speichertaktraten war 2004 aber meistens nebensächlich. Nutzer, die so schnellen Arbeitsspeicher kauften, machten dies primär, um ihren Prozessor zu übertakten. Da der CPU-Multiplikator typischerweise fest war, musste die Übertaktung des Prozessors über den Front Side Bus erfolgen, der zwangsläufig auch den Arbeitsspeicher-Takt erhöhte. Die Konsequenz: Wer zu langsame Module nutzte, konnte den Prozessor nicht voll ausreizen. Das zeigte sich auch am Preis: Über 400 Euro wurden für das DDR550-Kit von Corsair und das DDR500-Kit von OCZ fällig. Der Speicher mit LED-Beleuchtung und DDR400 kostete im Vergleich günstige 260 Euro.
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