SilentiumPC Grandis 2 im Test: Großer CPU-Kühler zum kleinen Preis
tl;dr: Der SilentiumPC Grandis 2 ist ein Doppelturm-Luftkühler, der zum überaus attraktiven Preis von nur 45 Euro verkauft wird. Im Test zeigt sich der gut verarbeitete Kühler stark, legt sich aber mehr mit seiner Preisklasse anstelle seiner Größenklasse an.
Zwei Türme zum Preis von einem
SilentiumPC ist ein Hersteller von Netzteilen, PC-Gehäusen sowie Kühllösungen, der es sich selbst zur Aufgabe gesetzt hat, mit einem möglichst guten Preis-Leistungs-Verhältnis zu punkten. Die eigenen Produkte sollen den Preis der Konkurrenz unterbieten, ohne dabei an Funktionalität einzubüßen. Die polnische Firma will weniger Wert auf Marketing und stattdessen den Fokus auf die Produkte selbst legen.
Diesem Ansatz folgt auch der größte Luftkühler von SilentiumPC: der Grandis 2. Hierbei handelt es sich um einen Doppelturm-Luftkühler, also die Highend-Variante der CPU-Luftkühlung. Diese Kühlerart ist so groß, dass es teilweise zu Einschränkungen mit hohem Arbeitsspeicher kommt, bietet dafür aber im Vergleich zu Single-Tower-Luftkühlern eine größere Oberfläche zur Wärmeabgabe.
Auf dem Preisniveau eines Single-Tower-Luftkühlers
Bekannte Doppelturm-Kühler wie der be quiet! Dark Rock Pro oder der Noctua NH-D15 lassen sich die größere Fläche entsprechend vergüten: Sie stellen mit Kaufpreisen zwischen 65 und 80 Euro das obere Ende der Kosten gängiger Luftkühler dar. SilentiumPC bietet den Grandis 2 bei quasi gleicher Größe hingegen für etwa 45 Euro an, womit sich der Kühler preislich mit großen Single-Tower- anstelle von Dual-Tower-Luftkühlern anlegt. Der Test zeigt, wie sich die günstige Option von SilentiumPC im Vergleich schlägt.
SilentiumPC Grandis 2 | |
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Bauform: | Tower |
Größe (L × B × H): | 140 × 130 × 159 mm (ohne Lüfter) |
Gewicht: | 1.030 g (ohne Lüfter) |
Heatpipes: | Kupfer, 6 × 6 mm (Ø) Kupferbasis |
Lamellen: | Aluminium |
Kühler-Montage: | Zweistufige Halterung mit Rückplatte |
Lüfter (Modell 1): | 1 × 120 × 120 × 25,0 mm Hydraulisches Lager 500 – 1.600 U/min 4-Pin-PWM |
Lüfter (Modell 2): | 1 × 140 × 140 × 25 mm Hydraulisches Lager 500 – 1.000 U/min 4-Pin-PWM Lochabstand 105 mm (analog 120-mm-Lüfter) |
Lüfter-Montage: | Befestigung: Drahtbügel Entkopplung: Keine weitere Halterung beigelegt |
Kompatibilität: | AMD: Sockel FM2(+)/FM1/AM3(+)/AM2(+)/AM4/AM5?/AM1 Intel: LGA 2066/2011/1366/LGA 1200?/115x/775 |
Preis: | – |
SilentiumPC Grandis 2 im Detail
Auf den ersten Blick verrät der Grandis 2 seinen relativ günstigen Kaufpreis nicht: Der Kühler ist gut verarbeitet. Stabile Aluminiumlamellen treffen auf eine kupferne Bodenplatte und sogar eine mattschwarze Zierlamelle als Abschluss für die Heatpipes wird geboten. Unterschiede zu anderen Highend-Luftkühlern offenbaren sich erst bei einem Blick auf die Unterseite des Kühlers. So gibt es beispielsweise weder für die sechs Heatpipes noch für die kupferne Bodenplatte des CPU-Kühlers eine Vernickelung.
Die Beschichtung des Metalls erfüllt allerdings nur optische Zwecke und ist im eingebauten, also für einen Prozessorkühler üblichen Zustand ohnehin nicht sichtbar. SilentiumPC spart folglich an einer Stelle, die am Ende nicht sichtbar ist und keinen Einfluss auf die Kühlleistung haben sollte, was gut zur eigenen Firmenphilosophie passt.
Ebenfalls eine praktische Eigenschaft des Kühlers ist sein Format: Mit 159 mm Bauhöhe passt er knapp unter die magische 16-cm-Grenze, die das Höhenlimit in vielen PC-Gehäusen darstellt. Einen asymmetrischen Aufbau für erhöhte Speicherkompatibilität gibt es nicht. Wie es bei einem Doppelturm-Luftkühler nicht anders erwartet wird, ragt der Frontlüfter deutlich über den Arbeitsspeicher.
Lieferumfang und Serienlüfter
SilentiumPC greift beim Lieferumfang trotz des günstigen Kaufpreises in die Vollen. Der Kühler bietet Montagematerial für alle aktuellen CPU-Sockel (ausgenommen AMD TR4). Sogar an ein drittes Paar Lüfterklammern wurde gedacht, falls Käufern die zwei mitgelieferten Serienlüfter nicht genug sein sollten. Einziger Kritikpunkt beim Montagematerial ist ein fehlender magnetischer Schraubendreher. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten kann die Installation des Grandis 2 zwar mit einem Kreuzschlitz-Schraubendreher in handelsüblicher Größe anstelle einer extra langen Variante durchgeführt werden, doch die Schrauben zur Befestigung des Kühlers müssen lose aufgesetzt und anschließend festgedreht werden. Ein magnetischer Schraubendreher erweist sich dabei als nützlicher Helfer.
Als Serienlüfter gibt es für den Grandis 2 einen zentralen 140-mm-Axiallüfter zwischen den beiden Kühltürmen sowie einen 120-mm-Ventilator in der Front. Diese asymmetrische Bestückung ist nicht unüblich, denn durch das kleinere Format vor dem Kühler werden dem Arbeitsspeicher weniger Höhenbegrenzungen gesetzt. Damit der Luftdurchsatz beider Ventilatoren dennoch ähnlich bleibt, arbeitet der Frontlüfter mit einer anderen Drehzahlspanne als der zentrale Lüfter: SilentiumPC gibt 500 bis 1.650 U/min für den kleineren und 500 bis 1.000 U/min für den größeren Lüfter an. Gesteuert werden die Ventilatoren per PWM und über das mitgelieferte Y-Kabel können beide über einen einzigen Lüfteranschluss auf dem Mainboard betrieben werden.
Im Testsystem erreicht der 120-mm-Lüfter eine Drehzahlspanne von 550 bis 1.750 U/min. Der 140-mm-Lüfter arbeitet mit 550 bis 1.000 U/min. Bei der Minimaldrehzahl ist dabei ein leises Laufgeräusch wahrnehmbar, das jedoch bei geschlossenem PC-Gehäuse und in üblichem Abstand vom Rechner nicht wahrnehmbar ist. Im Leerlauf erfüllt der Grandis 2 damit die Anforderungen des Firmennamens SilentiumPC, auch wenn die Ventilatoren nicht mit teuren Premiumlüftern mithalten. Bei steigenden Drehzahlen wird der Prozessorkühler lauter, bleibt aber in einem sinnvollen Rahmen: Er ist selbst mit maximaler Drehzahl noch weit von der Maximallautstärke einer gängigen Kompaktwasserkühlung entfernt.
Montage auf dem Sockel AM4
Das Montagesystem des Grandis 2 ist erfreulich flexibel: Nicht nur auf Intel-Systemen mit im Quadrat angeordneten Schraubenaufnahmen, sondern auch auf AMD-Plattformen kann der Kühler frei in 90°-Schritten gedreht werden. Im Testsystem wird die klassische Ausrichtung mit dem Luftstrom in Richtung ATX-Blende des Mainboards gewählt. Über eine mitgelieferte Kunststoff-Backplate werden Haltebügel mit dem Mainboard verschraubt, auf denen anschließend der Kühler mit zwei Schrauben fixiert wird. Die Montage ist durch den Einsatz vieler Einzelteile nicht so praktisch wie bei aktuellen Scythe- oder Noctua-Kühlern, geht aber weitgehend problemlos von der Hand.
Weniger angenehm ist die Befestigung der Ventilatoren. Die Drahtklammern zur Befestigung der Lüfter halten erst an Lüfter und Kühler, sobald sie in ihrer Endposition eingerastet sind. So wird es zum Geduldsspiel, Lüfter, Kühler und Drahtbügel gleichzeitig auszurichten, ohne eines der Teile zu verschieben und wieder von vorne anfangen zu müssen.
Ein Blick auf den befestigten Kühler zeigt, dass SilentiumPC seine Hausaufgaben gemacht hat. Zum ersten Erweiterungs-Slot auf dem Mainboard hält der Kühler einen großzügigen Abstand und auch mit Arbeitsspeicher sind keine großen Einschränkungen zu erwarten. Zwar ragt der Lüfter wie erwartet deutlich über die Speicherbänke (drei Slots), doch selbst ohne den Frontlüfter in der Höhe zu verschieben, sind 4 cm hohe Speichermodule kein Problem. Sollte der RAM noch höhere Heatspreader besitzen, kann der Frontlüfter einige Millimeter nach oben geschoben werden, ohne die Gesamthöhe des Kühlers zu vergrößern. Für einen Doppelturmkühler ist die Kompatibilität also sehr gut gelungen.