Schließen von Apps: Smartphone-Hersteller für Batteriesparer in der Kritik
Das Projekt Don't kill my app! hat sich zum Auftrag gemacht, beim Schließen von Apps besonders aggressiv vorgehende Hersteller von Android-Smartphones in einer Negativ-Rangliste zu nennen. Hersteller wie Nokia, OnePlus oder auch Xiaomi würden im Hintergrund laufende Apps schließen, obwohl diese sinnvolle Aufgaben erfüllen.
Um die Laufzeiten von Smartphones zu verlängern, greifen viele Hersteller zu aggressiven Methoden, die Hintergrundprozesse schließen. Das Projekt „Don't kill my app!“ kritisiert dieses Vorgehen, da Apps wie alternative Wecker, Fitness-Tracker oder zur Automatisierung von Abläufen häufig nicht korrekt ausgeführt werden können.
Google selbst hat mit Doze seit Android 6.0 Marshmallow sowie mit Adaptive Battery seit Android 9.0 Pie eigene Funktionen, um den Akku des Smartphones zu schonen. Diese würden jedoch von den meisten Smartphone-Herstellern durch eigene Implementierungen, die deutlich aggressiver vorgehen, ersetzt, um auch das letzte Quäntchen Akkulaufzeit aus den Geräten zu holen. Dass gewisse Android-Apps dadurch nicht mehr korrekt ausgeführt werden, wird häufig den App-Entwicklern angelastet, wenngleich der Smartphone-Hersteller die Schuld trägt.
Nokia führt vor OnePlus die Negativ-Rangliste an
Die Negativ-Rangliste wird ausgerechnet von dem für seine Android-One-Smartphones bekannten Hersteller Nokia angeführt. Die Bewertung mit fünf von fünf möglichen Kackhaufen im Stile eines Emojis wird mit dem Schließen aller Hintergrundprozesse nach 20 Minuten begründet. Schlaf-Tracker, Sport-Tracker oder Wecker-Apps von Drittanbietern seien dadurch nutzlos auf Nokia-Smartphones. Nokia verwendet unter Android O und P eine vom asiatischen Anbieter Evenwell zugekaufte App mit dem Paketnamen com.evenwell.powersaving.g3, die für dieses Vorgehen verantwortlich ist.
Auf Platz zwei folgt mit vier Kackhaufen OnePlus als Anbieter vergleichsweise günstiger Flaggschiff-Smartphones. Das auf den Smartphones genutzte OxygenOS schränke Hintergrundprozesse stark ein und übertreffe in seinem Vorgehen sogar noch Xiaomi und Huawei. Nutzer müssten entsprechende Apps in den Tiefen der Einstellungen zunächst freischalten, was jedoch durch Firmware-Updates wieder rückgängig gemacht werde. Nutzer müssten die Einstellungen dadurch in regelmäßigen Abständen prüfen, um sicherzustellen, dass etwa die Wecker-App am nächsten Tag noch klingelt.
Xiaomi, Huawei, Meizu und Sony straft „Don't kill my app!“ mit immerhin noch drei von fünf Kackhaufen ab. Ab Werk würden bei Xiaomi und deren MIUI-Betriebssystem viele Hintergrundprozesse schlichtweg nicht korrekt funktionieren, bei Huawei und deren EMUI seien dieselben Probleme anzutreffen. Meizu habe per se die gleichen Einschränken wie MIUI oder EMUI, die Smartphones schneiden im Ranking trotz gleicher Bewertung aber schlichtweg aufgrund der geringeren Verbreitung besser ab. Sony wird für die nicht standardisierte Prozessoptimierung „Stamina Mode“ kritisiert, die – sofern aktiviert – im Hintergrund laufenden Apps und gestellte Wecker deaktiviert.
Samsung, HTC und Google schneiden besser ab
Samsung schneidet mit nur zwei Kackhaufen vergleichsweise gut ab, wird aber ebenfalls für einen potenziell wichtige Apps schließenden Energiesparmodus kritisiert. HTC erhalte hingegen einen ehrenhaften „Nicht-Arschloch-Award“ für Hinweise auf der Webseite, wie sich der Sparmodus abschalten lässt. Und selbst Google wird für Batterieoptimierungen kritisiert, die manche Hintergrundprozesse unnötigerweise schließen würden. Stock-Android erhält jedoch die geringste Kritik von den Machern.
Anleitungen gegen aggressive Batteriesparer
Hinter „Don't kill my app!“ steht primär das Urbandroid-Team, das zahlreiche Apps rund ums Schlafen anbietet. Weitere Quellen für das Projekt sind Beiträge aus den Communities von Tasker, Slack, ACR und Kayako. Um aus den „Dumbphones“ wieder Smartphones zu machen, bietet das Projekt in der Detailansicht jedes Herstellers Anleitungen an, wie sich das aggressive Schließen von Apps abschalten lässt.