AMD Radeon VII im Test: Zu laut, zu langsam und zu teuer, aber mit 16 GB HBM2
4/6Lautstärke & Kühlung
Radeon VII ist lauter als die RTX 2080 FE
Man muss es sagen: Die Radeon VII ist beim Spielen laut. Die Lüfter drehen bereits nach ein, zwei Minuten mit etwa 2.900 Umdrehungen in der Minute, was in einem Messwert von 51 Dezibel resultiert. Immerhin erhöhen sich die Touren danach nicht mehr. Damit ist die Grafikkarte ziemlich genau gleich laut wie das Referenzdesign der Radeon RX Vega 64. AMD hat sich diese als „Ziel-Lautstärke“ gesetzt, was schlussendlich aber mindestens eine Stufe zu hoch gegriffen ist. Denn selbst mit einem Headset rauscht es zu jeder Zeit gut hörbar. Die konkurrierende GeForce RTX 2080 FE bleibt deutlich leiser.
Auf der Habenseite fällt zumindest das Lüftergeräusch der Radeon VII angenehm auf. Anders als der Radiallüfter der Radeon RX Vega 64 gibt der Lüfter unabhängig von der Drehzahl kein unangenehmes Brummen von sich. Wer die Grafikkarte übertakten will, muss mit einem noch höheren Geräuschpegel leben. Deutlich zivilisierter arbeitet die Radeon VII hingegen beim Undervolting. Dann begnügen sich die Lüfter auch mit 2.250 Umdrehungen, was in zwar immer noch nicht leisen, aber nicht mehr störenden 42 Dezibel resultiert.
Die Radeon VII weist wie sämtliche Grafikkarten elektronische Störgeräusche auf. Bei dreistelligen Frameraten im niedrigen Bereich halten sich diese aber in Grenzen und werden erst ab hohen dreistelligen Werten auffällig. Zudem gehen die vorhandenen Geräusche im Lüfterrauschen unter.
Laut unter Last, aber leise auf dem Windows-Desktop
Das Kühlsystem ist zwar laut unter Last, erledigt aber zumindest auf dem Windows-Desktop einen guten Job. Es liegt dann eine Lüfterdrehzahl von etwa 850 Umdrehungen in der Minute an, was mit 28,5 Dezibel zwar leicht hörbar, aber dennoch leise ist. In der Disziplin kann die Radeon VII auch klar die GeForce RTX 2080 FE schlagen, die mit 31,5 Dezibel unerklärlich laut auf dem Desktop ist.
In Spielen kühler als die RX Vega 64
Auf dem Windows-Desktop bleibt die Radeon VII mit 30 Grad kühl. Im Spiele-Betrieb kommt die Grafikkarte auf eine GPU-Temperatur von 78 Grad Celsius und bleibt damit im grünen Bereich und zudem sieben Grad kühler als die Radeon RX Vega 64 im Referenzdesign.
Die neu eingeführte beziehungsweise erstmals ausgelesene „Junction-Temperature“ beträgt 108 Grad Celsius. Im Vergleich zur gewohnten Anzeige springt diese noch einmal schneller zwischen verschiedenen Temperaturen hin und her. Da sich die Lüftersteuerung unter anderem nach der Junction-Temperatur richtet, wird die volle Drehzahl unter Last bereits nach kurzer Zeit erreicht.
Messung der Leistungsaufnahme
Der Stromhunger im Desktop-Betrieb
Auf dem Windows-Desktop kommt die Radeon VII auf einen Verbrauch von zwölf Watt, ein Watt mehr als die Radeon RX Vega 64. Offenbar hat es in dieser Disziplin also keine Verbesserung gegeben, allerdings liegt AMD diesbezüglich auch gleichauf mit Nvidia.
Der Stromhunger auf YouTube
Auf YouTube hat es hingegen bei der Wiedergabe eines UHD-Videos eine große Verbesserung gegeben. 18 Watt verbraucht die Grafikkarte dann und damit zehn Watt weniger als die Radeon RX Vega 64. Diesbezüglich ist AMD der Konkurrenz klar überlegen. Offenbar bringt die 7-nm-Fertigung bei Teillast also eine deutliche Verbesserung.
Der Stromhunger in Spielen
Diese Verbesserung gibt es auch in Spielen. Denn trotz 25 Prozent mehr Performance und einer offiziell um fünf Watt gestiegenen Bordpower benötigt die Radeon VII unter Last mit 277 Watt 26 Watt weniger als die Radeon RX Vega 64. Wird die Radeon VII übertaktet, explodiert der Energiehunger anders als beim Vorgänger nicht mehr. Mit 309 Watt, einem Plus von 32 Watt, ist dieser kaum höher als bei einer Radeon RX Vega 64 – im Werkszustand.
AMD beziehungsweise die Radeon VII hat aufgrund der 7-nm-Fertigung also bezüglich der Effizienz einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Auf dem Niveau von Nvidias Turing-Architektur ist man aber noch nicht angekommen. Denn die GeForce RTX 2080 FE benötigt für neun Prozent mehr FPS mit 229 Watt noch 48 Watt weniger. Aber zumindest ist der Abstand zum Konkurrenzmodell mit der Radeon VII deutlich geringer als noch bei der Radeon RX Vega 64 im Vergleich zur GeForce GTX 1080.
Mit Undervoltage wird die Radeon VII zum kleinen Effizienzwunder
Wie bereits im Artikel erwähnt, lässt sich die Radeon VII ohne Geschwindigkeitsverlust mit einer deutlich geringeren GPU-Spannung betreiben. Und das verbessert nicht nur die Lautstärke deutlich, sondern genauso die Leistungsaufnahme. Die Radeon VII benötigt dann nur noch 207 Watt beim Spielen, satte 70 Watt weniger als im Werkszustand. Dann ist die Grafikkarte auch plötzlich 22 Watt genügsamer als die GeForce RTX 2080 FE. Bei dieser lässt sich zwar auch die Spannung etwas reduzieren, allerdings arbeitet Nvidia seit der Maxwell-Generation diesbezüglich deutlich näher am Optimum als AMD.
Performance pro Watt
Aufgrund der 7-nm-Fertigung der GPU ist die Energieeffizienz der Radeon VII deutlich gestiegen. So gibt es mit der neuen Grafikkarte 37 Prozent mehr Performance pro Watt. Damit arbeitet Nvidias Turing zwar immer noch 30 bis 40 Prozent effizienter, allerdings liegt AMD nicht mehr um Welten in dieser Disziplin zurück.
Richtig effizient wird die Radeon VII mit Undervolting. Denn dann arbeitet die Grafikkarte gar effizienter als die GeForce RTX 2080 FE. Durch die um 0,1 Volt reduzierte Spannung gibt es weitere 34 Prozent mehr Bilder pro Watt, sodass die Radeon VII nach dem manuellen Eingriff fast doppelt so effizient wie die Radeon RX Vega 64 arbeitet.