ARM Ares Neoverse: Der nächste Angriff im Servermarkt startet in 7 nm
ARMs bisherige Angriffe im Servermarkt sind zum größten Teil verpufft, von den 2015 prognostizierten 25 Prozent Marktanteil im Jahr 2020 ist man weit entfernt. Jetzt startet ARM mit Ares und Neoverse die nächste Stufe. Diese ist deutlich schneller als der Vorgänger, doch die x86-Übermacht holt ebenfalls zum nächsten Schlag aus.
Bis zu 128 Kerne sind möglich
Die Zahlen, die ARM liefert, sind durchaus beeindruckend. 60 Prozent mehr Leistung können die neuen Kerne unter Umständen bieten. Doch die Lücke zu x86 war riesig, sie bleibt deshalb weiterhin groß. Wie WikiChip analysiert, kommt ein 64-Kern-ARM-Prozessor der neuen Neoverse-N1-Plattform auf Basis von Ares ungefähr auf die Leistung von 24 bis 28 Kernen bei Intels Skylake-SP mit rund 2,5 GHz. Die Single-Core-Leistung bleibt aber gering, sie entspricht einem vier Jahre alten Broadwell-Prozessor mit etwa 1,8 GHz. Als maximale Taktrate für die neuen ARM-Kerne sind bis zu 3,5 GHz möglich, bei Kunden sind jedoch 2,6 bis 3,1 GHz realistisch, erklärte der Hersteller. TSMCs 7-nm-Fertigung bildet die Grundlage.
Die technische Basis des Neoverse N1 mit dem Ziel hohe Leistung ist quasi der Cortex-A76, bekannt unter anderem aus dem Snapdragon 855. Dieser wurde für den Servereinsatz jedoch insbesondere im Cache-Bereich angepasst und aufgewertet, da im professionellen Umfeld ganz andere Einsatzszenarien greifen als im Smartphone. Skalierbar ist die Architektur bis hinauf zu 128 Kernen und acht Kanäle DDR4-3200-Speicher. PCIe 4.0 ist ebenfalls mit von der Partie, aber kein Simultaneous Multi-Threading. Je nach Ausbaustufe liegt die TDP bei 105 bis 150 Watt, auf Wunsch kann sie ganz ausgehebelt werden. Auch wenn ARM es nicht explizit erwähnte, der Huawei HiSilicon Kunpeng 920 könnte bereits das erste Produkt auf dieser Basis sein.
Der Neoverse E1 setzt beim Cortex A53 an und bietet als Besonderheit SMT. Aus 16 Kernen werden so 32 Threads, DDR4-3200 wird als Arbeitsspeicher unterstützt. Die Package Power für den SoC soll bei lediglich 15 Watt liegen. Beide Plattformen sollen am Ende quasi das gesamte Spektrum von der kleinsten und extrem effizienten Low-Power-Lösung bis zum High-End-Bereich ohne Limit abdecken.
Auch x86 legt an Leistung zu
Doch die x86-Konkurrenz schläft nicht. AMD wird mit Rome ab Sommer in Zwei-Prozessor-Sockel-Systemen ebenfalls 128 Kerne und 256 Threads bieten. Intel, von AMDs Auftritt angestachelt, setzt Cascade Lake-AP in Dual-Sockel-Lösungen mit 96 Kernen und 192 Threads dagegen. Leistungstechnisch werden beide Plattformen nach wie vor in einer ganz eigenen Liga spielen, ARM muss weiterhin spezielle Nischen besetzen und sich dort durchsetzen.
Dies gelingt durchaus, Facebook, Google und auch Amazon setzen auf ARM-Lösungen für ihre Infrastruktur, Amazon hatte mit Graviton zuletzt sogar einen eigenen Prozessor angekündigt.
Linux-Chef Torvalds bleibt großer ARM-Kritiker
Linux-Chef Linus Torvalds hat in einem umfangreichen Beitrag erneut die Problemstellen von ARM deutlich aufgezeigt. Demnach sei die Hardware gar nicht das Problem, sondern das gesamte Ökosystem. Es geben keine beziehungsweise kaum Entwicklerplattformen, die jedoch elementar wichtig seinen, um die Software dafür voran zu bringen: „Without a development platform, ARM in the server space is never going to make it“, schreibt Torvalds.
Ihm zufolge sind Entwickler unter Windows und Linux einfach an x86 gewöhnt, weil sie es überall umsetzen können. Jeder Standard-PC aus dem Handel kann genau so genutzt werden wie ein Laptop oder ein ausgewachsener Server, es ist alles die gleiche Basis. Ein preislicher Vorteil durch ARM würde dies nie aufwiegen. Und Torvalds ist sogar der Ansicht, dass bisherige ARM-Server nicht nur langsamer, sondern sogar teurer waren. „Which leaves absolutely no real advantage to ARM“, lautet sein Fazit.
Einer der Chef-Architekten von ARM, Jon Masters, äußerte sich via Twitter zu Torvalds Kommentar und bezeichnet ihn grundsätzlich als richtig. Er erklärt aber, dass sich dies in Zukunft ändern wird.