MWC: Huawei forciert 5G-Aufbau mit kompakten Base Stations
Der Netzwerkausrüster Huawei hat zuletzt seine Auslieferungen von 5G Base Stations massiv beschleunigt. Nachdem seit der Festlegung des 5G-Standards von Januar 2018 bis Januar 2019 25.000 Base Stations ausgeliefert wurden, sind alleine im letzten Monat 15.000 neue hinzugekommen. Dabei setzt Huawei auf eine kompakte Bauweise.
Im Rahmen einer Vorveranstaltung zum MWC 2019 hat Huaweis Executive Director und CEO der Carrier Business Group, Ryan Ding, einen Einblick in das 5G-Geschäft als Netzwerkausrüster für Mobilfunkanbieter gegeben. Derzeit habe Huawei mehr als 30 Verträge für den Aufbau von 5G-Netzen weltweit abschließen können, davon 18 in Europa, 9 im Nahen Osten und 3 im Raum Asien-Pazifik. Das zeigt, dass trotz des derzeit herrschenden rauen Klimas rund um Huawei und die Skepsis vor allem der USA hinsichtlich potenzieller Spionage das Vertrauen bei den Mobilfunkanbieter weiterhin vorhanden ist. In Deutschland setzt vor allem die Telekom auf 5G-Technik von Huawei.
15.000 neue Base Stations in einem Monat
Imposant sind die von Ding vorgestellten Zahlen zur Anzahl der errichteten 5G Base Stations, auch Sites oder Mobilfunkstandorte genannt. Seit der von der 3GPP festgelegte Release 15 für 5G im Januar 2018 finalisiert wurde, habe Huawei bis zum Januar des aktuellen Jahres 25.000 5G Base Stations weltweit ausliefern können – das sind rund 2.100 pro Monat. Alleine im letzten Monat seien allerdings weitere 15.000 Sites hinzugekommen, sodass aktuell etwa 40.000 5G Base Stations mit Netzwerktechnik von Huawei betrieben werden.
In London demonstrierte Huawei zum aktuellen Stand des 5G-Aufbaus einen Live-Videoanruf über die 5G-Testnetze der drei lokalen Anbieter BT, Three und Vodafone.
Kompakte Antennen helfen beim schnellen 5G-Aufbau
Um den Mobilfunkanbietern den Aufbau von 5G-Netzen zu erleichtern, setzt Huawei verstärkt auf besonders kompakt bauende Hardware. In London zeigte der Netzwerkausrüster eine neue Massive-MIMO-AAU (Active Antenna Unit) mit 64T64R (Down-/Upstream), die etwa ein Drittel des Volumens im Vergleich zu einer LTE-Antenne mit 4T4R einnimmt und dabei die zwanzigfache Bandbreite zur Verfügung stellen soll.
Huawei war es bei der Konstruktion der AAU wichtig, das Gewicht unter 40 kg zu halten, da so kein Kran mehr für den Aufbau benötigt werde, der für den Mobilfunkanbieter mit massiven Mehrkosten verbunden sei. Außerdem habe Huawei den Energiebedarf insofern reduziert, dass die AAU ohne neues Netzteil betrieben werden kann. Laut Huawei würden 90 Prozent der bisher für LTE genutzten Sites bei der Umrüstung auf 5G nicht mit neuen Netzteilen von den Mobilfunkanbieter ausgestattet werden. Die neue AAU soll auch ohne dieses Upgrade problemfrei an der Site betrieben werden können.
Nochmals eine Stufe kleiner ist eine neue 32T32R-AAU für 5G, die sich als One-Man-Job installieren lassen soll. Das demonstrierte Huawei anhand eines mit Aufhängepunkten vorbereiteten Mast, an dem von einem Konstrukteur die kompakte AAU angebracht wurde. Was in London als ebenerdige Demo präsentiert wurde, wird in der Realität vermutlich dennoch weitere Mitarbeiter für die Absicherung benötigen. Dennoch: Die AAU selbst kann ein einzelner Techniker an der Site montieren.
Im Notfall kommt 5G per Drohne
Auch bei Huaweis für den ländlichen Raum von Schwellen- und Entwicklungsländern gedachter RuralStar Site, die bisher nicht erschlossene Gebiete mit Mobilfunk versorgen soll, gibt es mit der RuralStar Lite eine kleinere Variante, die die Kosten für den Aufbau reduzieren soll. Die Site wird per Photovoltaik mit Energie versorgt und nutzt optional eine Satellitenanbindung, falls die Anbindung per Glasfaser oder Kupfer nicht möglich ist oder ausfallen sollte. Im Vergleich zur großen RuralStar sollen die Investitionskosten von 50.000 US-Dollar auf 20.000 US-Dollar sinken.
Nochmals eine Stufe kleiner, aber ausschließlich für den temporären Betrieb in Krisensituationen etwa nach Naturkatastrophen gedacht, ist die 5G SkySite, die ein kompaktes Antennenmodul namens 5G Book an einer Drohne befestigt und darüber einen 30 Quadratkilometer bis 40 Quadratkilometer großen Bereich mit Mobilfunk versorgen kann.