Marshall Bluetooth-Speaker im Test: Woburn II, Stanmore II und Acton II sind laut und zickig
tl;dr: Marshall, eher bekannt für Gitarrenverstärker, schickt die zweite Generation seiner Lautsprecherserien Woburn, Stanmore und Acton in den Test. Diese spielen laut auf, bieten guten Bass und klare Höhen und verzerren spät, ihnen fehlt aber etwas Ausgewogenheit. Die App für Android und iOS sind allerdings völlig misslungen.
Design und Verarbeitung
Bereits auf den ersten Blick zeigt sich deutlich, womit Marshall hauptsächlich sein Geld verdient, denn beim Design hat sich der Hersteller sichtbar bei seinen Gitarrenverstärkern bedient. Die Verarbeitung des Dreiergespanns ist gut, die Übergänge fließend. Die in Schwarz und Weiß erhältlichen Lautsprecher sind oben sowie seitlich mit Kunstleder umzogen, vorne werden die Treiber von einem grauen Tweed-Stoff geschützt. Doch während der im Test schwarze Woburn II bei einem UVP von 499 Euro auch ohne großen Schriftzug sofort als Marshall-Produkt zu erkennen wäre, lassen die weißen Stanmore II und Acton II für 349 Euro beziehungsweise 249 Euro schon aufgrund ihrer Größe eher ein Gefühl von Handtasche oder Schmuckschatulle aufkommen.
Zurück in die Vergangenheit
Jeder Lautsprecher trägt an der Oberseite eine messingfarbene Aussparung aus gebürstetem Aluminium. Darin befinden sich die für den Betrieb benötigten Bedienelemente, die ebenfalls an Gitarrenverstärker erinnern und bei allen drei Testkandidaten den Retro-Look verstärken. Hier sind Netzschalter, Quellen-Wahlregler sowie Lautstärkeregler, Klangeinstellungen für Tiefen und Höhen, Start- und Pauseschalter und der Line-Eingang in Form eines 3,5-mm-Klinkesteckers platziert.
Modell | Marshall Woburn II | Marshall Stanmore II | Marshall Acton II |
---|---|---|---|
Leistung: | 130 W | 80 W | 45 W |
Frequenzbereich: | 30 Hz – 20.000 Hz | 50 Hz – 20.000 Hz | |
Kabellose Verbindung: | Bluetooth 5.0, aptX | ||
Eingänge: | 3,5-mm-Klinke, Cinch | 3,5-mm-Klinke | |
Stereo-Kopplung: | Ja | ||
Multiroom-Fähigkeit: | Nein | ||
Größe: | 40 × 31 × 20 cm | 35 × 19,5 × 18,5 cm | 26 × 16 × 15 cm |
Gewicht: | 8,55 Kg | 4,65 Kg | 2,85 Kg |
Preis UVP: | 499 Euro | 349 Euro | 249 Euro |
Alle Drehregler sind von Leuchtpunkten umringt, die die Stärke der jeweiligen Einstellung darstellen und sich über die später noch genauer vorgestellte Marshall-App in ihrer Helligkeit einstellen lassen. Die Bedien-Einheiten sitzen fest, lediglich der Netzschalter könnte etwas leichtgängiger sein. Generell kann aber hier eine gute Verarbeitung attestiert werden.
Heimvorteil
Durch das Design sind alle Lautsprecher wahre Hingucker, aber genau dieser Umstand könnte zum Nachteil werden. Spätestens wenn es um die nahtlose Integration der Klanggeber in ihre Umgebung geht, wird deutlich, dass alle drei dezent nicht können. Je nach Wohnungseinrichtung kann das Dreigestirn aber wiederum für stimmige Akzente sorgen.
Ein Rücken, der nicht entzückt
Mit der Rückseite hätte sich Marshall hingegen mehr Mühe geben können, statt diese mit Warnhinweisen fast schon zu übersähen. Sie hätten schließlich genauso gut auf der Unterseite Platz gefunden. Sollten die Lautsprecher frei im Raum stehen, ist dies kein schöner Anblick. Rückseitig findet sich beim Woburn II sowie beim Stanmore II ebenfalls der RCA-Eingang in Form zweier Cinch-Stecker.
Neue Herausforderer im Leicht-, Mittel- und Schwergewicht
Größentechnisch unterscheiden sich die drei Lautsprecher deutlich voneinander: Während der Woburn II mit 40 × 31 × 20 cm bei einem Gewicht von fast 9 kg das Oberhaupt der Familie darstellt, ist der Stanmore II mit 35 × 19,5 × 18,5 cm bei 4,65 kg eher als der kleinere Bruder anzusehen. Der Acton II stellt abschließend mit 26 × 16 × 15 cm und gerade einmal 2,85 kg sowohl äußerlich wie auch leistungstechnisch das Nesthäkchen dar. Alle drei Lautsprecher besitzen keinen Akku, sind also für den stationären Betrieb vorgesehen. Marshall legt den Paketen lediglich ein Stromkabel bei, weitere Utensilien fehlen. Das ist bei der anvisierten Preisklasse dürftig, hätten doch zumindest Chinch- oder Klinkekabel beigelegt werden können.
Auf die inneren Werte kommt es an
Wie die Größen fällt auch die technische Ausstattung im Testfeld unterschiedlich aus: So beherbergt der Woburn II vier Class-D-Verstärker, die jeweils zwei 5,25 Zoll große Tieftöner sowie zwei 1-Zoll-Hochtöner versorgen. Die Leistung beläuft sich dabei laut Marshall auf 130 Watt, der Schalldruck wird mit 110 dB bei einem Abstand von einem Meter angeben, der Frequenzbereich erstreckt sich von 30 Hz bis 20.000 Hz.
Beim Stanmore II geht es da schon ein wenig gemächlicher zu. Diesem hat Marshall jeweils einen Class-D-Verstärker für die Bässe und zwei für die Hochtöne spendiert, die Leistung fällt mit 80 Watt gegenüber dem Woburn II somit geringer aus. Gleiches gilt, wenn auch weniger stark, für den Frequenzbereich, der von 50 Hz bis 20.000 Hz bei einem Schalldruck von 101 dB (ebenfalls bei einem Meter Abstand) reicht.
Beim kleinsten Mitglied im Trio geht die Leistung noch einmal zurück: Dieser besitzt lediglich zwei Class-D-Verstärker, die sich für den Hoch- und Bassbereich aufteilen. Sie liefern 45 Watt bei einem Frequenzgang von 50 Hz bis 20.000 Hz und einem Schalldruck von 90 dB.
Unerwünschte Zwischentöne
Störend und unnötig sind die Töne beim Ein- bzw. Ausschalten der Lautsprecher, die zudem immer in der gleichen Lautstärke ausgegeben werden.
Begrenzte Quellenwahl
Marshall bietet seine aktuelle Lautsprecher-Serie in drei verschiedenen Ausführungen an: Als WLAN-Variante für echte Multiroom-Funktionalität, als Voice-Ausgabe mit Unterstützung für Amazons Alexa sowie als reine, hier im Test vorliegende Bluetooth-Variante.
Für die drahtlose Einspeisung von Inhalten unterstützen alle drei Lautsprecher den aktuellen Standard 5.0 samt aptX sowie verlustfreie Übertragung – sofern diese vom Quellgerät unterstützt wird. Marshall gibt für das System eine theoretische Reichweite zwischen Quelle und Lautsprecher von bis zu zehn Metern an, die wie üblich vor allem in Abhängigkeit zur Sendequalität des Quellgerätes steht. Im Test lief das Ensemble auch noch bei elf Metern Abstand inklusive Wand unbeirrt weiter.
Darüber hinaus können über einen 3,5-mm-Klinkeanschluss in der Bedienleiste externe Quellen eingespeist werden. Woburn II sowie Stanmore II besitzen zusätzlich einen Cinch-Anschluss auf der Gehäuserückseite, über den sich fest verkabelte Quellen wie CD- oder Blu-ray-Player anschließen lassen.
Plattenspieler nur mit Einschränkungen möglich
Die Werbung suggeriert zudem, dass sich über diesen Anschluss auch ein Plattenspieler anschließen lässt. Dies ist jedoch nur bedingt möglich, denn beiden Lautsprechern fehlen in dieser Hinsicht sowohl ein Vorverstärker wie auch ein Erdungsanschluss. So muss entweder auf einen Zuspieler mit integriertem Pre-Amp zurückgegriffen, was die Auswahl an guten Schallplattenspielern bereits erheblich einschränkt, oder ein separater Vorverstärker vorgeschaltet werden – womit die Kosten für das System steigen.
Nur bedingt Multiroom-tauglich
Per App lassen sich zwei Lautsprecher miteinander verbinden – als Stereo-Set oder als zwei getrennte Lautsprecher-Einheiten. Dabei kann die Lautstärke jedoch nicht getrennt eingestellt werden. In zwei verschiedenen Räumen untergebracht, würde also ein Lautsprecher auch die Lautstärke des anderen regeln. Wird dies gewünscht, sei auf die WLAN-Varianten der drei Modelle verwiesen.
Darüber hinaus verfügt keiner der drei Lautsprecher über eine Freisprechanlage für den Bluetooth-Modus, wie es in dem Bereich mittlerweile schon fast Usus ist.