Qualcomm: Snapdragon X55 vereint 5G, LTE, 3G und 2G in 7‑nm‑Modem
Das Snapdragon X55 und weitere neue Mobilfunk-Komponenten markieren bei Qualcomm den nächsten wichtigen Schritt hin zur 5G-Gesellschaft. Das neue Modem verbindet erstmals alle aktuellen Mobilfunkstandards in einem in 7 nm gefertigten Chip. Dazu hat Qualcomm heute ein passendes Antennenmodul und RF-Front-End vorgestellt.
Das Snapdragon X50 war der erste Schritt
Die ersten 5G-Smartphones dürften in den kommenden Wochen und Monaten auf den Markt kommen, die Erstankündigung von Qualcomms erstem 5G-Modem Snapdragon X50 ist mittlerweile aber schon gut zweieinhalb Jahre her. Derzeit wird es mit dem Snapdragon 855 gepaart, um erste mobile 5G-Lösungen zu realisieren. Auch für mobile 5G-Hotspots oder 5G-Router für Zuhause ist Qualcomms Modem geeignet.
Qualcomm ist der mit großem Abstand erste Anbieter eines für Smartphones geeigneten 5G-Modems, zu dessen Entwicklungsstart jedoch ausschließlich die Unterstützung des neuen Mobilfunkstandards wichtig war. Das Snapdragon X50 ist ein sogenanntes Single-Mode-Modem, dass einzig und allein für 5G genutzt werden kann. Außerdem wird es noch in 10 nm bei Samsung produziert, während das neue SoC-Flaggschiff Snapdragon 855 bereits auf die 7-nm-Fertigung von TSMC umgestellt wurde.
Snapdragon X55 startet Ende 2019
All diese derzeitigen Schwachpunkte der ersten Generation, die jedoch vor zweieinhalb Jahren noch nicht negativ ins Gewicht fielen, geht Qualcomm mit dem neuen Snapdragon X55 an. Dessen Sampling hat bereits begonnen und erste entsprechend ausgestattete Geräte sollen Ende des Jahres auf den Markt kommen.
Fertigung in 7 nm
Zunächst einmal wird nun auch das Snapdragon X55 wie der Snapdragon 855 in 7 nm gefertigt; vermutlich wie das System-on-a-Chip bei TSMC, wenngleich dazu noch eine Bestätigung seitens Qualcomm aussteht. Je nach Anzahl der Transistoren könnte durch die neue Fertigung ein kleinerer Chip als das 11 × 10,8 Millimeter große Snapdragon X50 realisierbar sein. Denn bisherige 5G-Komponenten zeigen, dass durch den neuen Mobilfunkstandard und weitere neue Hardware wie Antennen der Platz im Smartphone bei 5G knapp wird. Hier könnte das Snapdragon X55 wieder etwas Spielraum schaffen.
Multi-Mode-Betrieb für 5G, LTE, 3G und 2G
Die zweite und vielleicht wichtigere Neuerung ist die Multimode-Unterstützung von 5G, LTE, 3G und 2G über ein Modem. Der gleiche Entwicklungsschritt wurde zuletzt von Huawei mit dem Balong 5000, von Intel mit dem XMM 8160 und von Samsung mit dem Exynos 5100 vollzogen. Bei Huawei gibt es jedoch noch keine offizielle Angabe zur Verfügbarkeit, Intel will im Laufe der zweiten Jahreshälfte liefern und Samsung geht wie Qualcomm von einem Marktstart Ende des Jahres aus. Es könnte ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden.
Im 5G-Betrieb ist das Snapdragon X55 für Geschwindigkeiten von bis zu 7 Gbit/s im Downlink und bis zu 3 Gbit/s im Uplink ausgelegt. Das Modem unterstützt den zu Beginn der 5G-Vermarktung üblichen NSA-Standard (Non-Standalone), der 5G als reinen Datenkanal (eMBB) nutzen und dementsprechend weiterhin auf LTE, 3G und 2G angewiesen sein wird. Der spätere Standalone-Betrieb (SA) ist für das Snapdragon X55 aber ebenso möglich.
Wie schon beim Snapdragon X50 kann der offiziell von der 3GPP abgesegnete 5G-Standard 5G NR (New Radio) im Sub-6-GHz-Bereich sowie über mmWave genutzt werden. Außerdem werden die Modi TDD und FDD für die zeitversetzte respektive über die Frequenz getrennte Duplexübertragung unterstützt. Das hilft bei regional unterschiedlichen Umsetzungen und fördert den globalen Einsatz des Snapdragon X55. Qualcomm erwartet das Modem in 5G-Smartphones weltweit.
Bei LTE wird mit Cat. 22 im Downlink eine maximale Geschwindigkeit von 2,5 Gbit/s unterstützt. Das Snapdragon X55 ist in diesem Punkt somit noch eine Stufe schneller als das in den Snapdragon 855 integrierte Snapdragon X24, das bis zu 2 Gbit/s schafft.
Spectrum Sharing zwischen 5G und LTE
Abseits der Greenfield-Frequenzen, die so genannt werden, da sie in keinem Konflikt mit Frequenzen früherer Mobilfunkgenerationen wie 2G, 3G oder LTE stehen, erlaubt das Snapdragon X55 das sogenannte Spectrum Sharing zwischen 5G und LTE. Dabei haben Mobilfunkanbieter die Möglichkeit, bereits für LTE verwendete Spektren auch für die Bereitstellung von 5G zu verwenden. Das soll Mobilfunkanbietern einen potenziell schnelleren und ohne Erwerb von Frequenzen günstigeren 5G-Rollout ermöglichen.