80Plus Gold ab 60 Euro im Test: be quiet!, BoostBoxx, Corsair und NZXT im Schlagabtausch

 5/5
Nico Schleippmann
58 Kommentare

Fazit

Die vier 80Plus-Gold-Netzteile zu Preisen von 60 bis 110 Euro visieren unterschiedliche Zielgruppen an. Während BoostBoxx sich mit dem Power Boost 600W einzig darauf konzentriert, ein effizientes Netzteil ohne viel Zusatzumfang anzubieten, erfüllen be quiet!, Corsair und NZXT höhere Anforderungen, da die Erwartungen von Kunden an ein Netzteil mit einer Wirkungsgradzertifizierung nach 80Plus Gold ihrer Ansicht nach grundsätzlich höher liegen. Hinter der Fassade kommen in den vier Netzteilen bekannte Schaltungsdesigns zum Einsatz, die von BoostBoxx, be quiet! und Corsair unter anderem für einen höheren Wirkungsgrad modifiziert wurden; NZXT hat sich demgegenüber auf die Implementierung der Software-Schnittstelle konzentriert.

Power Boost 600W glänzt nur beim Wirkungsgrad und Preis

Das Power Boost 600W arbeitet im Testfeld mit einem Wirkungsgrad von bis zu 93 Prozent überraschenderweise am effizientesten. Dabei kostet es mit 60 Euro deutlich weniger als die Konkurrenz, wenn der Preis auf die zur Verfügung gestellte Ausgangsleistung normiert wird. Bis auf die durchgängig niedrige Lautstärke können aber keine weiteren positiven Worte gefunden werden. Der Kostendruck zeigt seine Auswirkungen in der fehlenden Herstellergarantie, dem günstigen Lüfter, dem fehlenden Überhitzungsschutz und dem nicht modularen Kabelmanagement. Zumindest der Verzicht auf die Herstellergarantie kann mit dem Hintergrund des Direktvertriebs und der zweijährigen Gewährleistungspflicht noch verschmerzt werden.

80Plus Gold ab 60 Euro im Test – be quiet!, BoostBoxx, Corsair und NZXT im Schlagabtausch
80Plus Gold ab 60 Euro im Test – be quiet!, BoostBoxx, Corsair und NZXT im Schlagabtausch

Die Probanden von be quiet!, Corsair und NZXT sind dem BoostBoxx qualitativ voraus. So verwenden diese verbesserte Gleitlagerlüfter, wobei nur im NZXT E500 ein FDB-Lüfter von noch höherer Lebensdauer verbaut ist. Ein kabelloses Schaltungsdesign für eine verbesserte Luftzirkulation ist erst im Corsair RM550x und im NZXT E500 vorhanden. Das Schaltungsdesign des be quiet! Pure Power 11 500W CM ist demgegenüber noch am traditionellsten mit einer Ausgangsfilterung über fast ausschließlich flüssige Elkos. In den elektrischen Messungen sind deswegen auch Corsair und NZXT dominierend. be quiet! bleibt auf dem noch guten Niveau des Vorgängers stehen.

be quiet! Pure Power 11 500W CM
05.03.2019
  • Wirkungsgrad nach 80Plus Gold
  • Durchgehend sehr leise
  • Volle Leistung bei 50 °C
  • Hohe Bauteilgüte
  • Vollständige Schutzschaltungen
  • Überzeugende elektr. Messwerte
  • Teilmodulares Kabelmanagement
  • Fünf Jahre Garantie
  • Kurzes EPS-Kabel
  • Ausgangsfilterung fast ausschließlich über Elkos auf flüssiger Basis
ComputerBase-Empfehlung für be quiet! Pure Power 11 500W CM

Eine Verbesserung konnte be quiet! dafür bezüglich der Lautstärke erreichen, die bei höherer Auslastung gegenüber dem Vorgänger wesentlich reduziert werden konnte. Das RM550x verrichtet in dieser Disziplin eine vergleichbar gute Leistung, wobei der 135-mm-Lüfter trotz niedrigerer Drehzahl bei dieser hohen Auslastung minimal mehr Lärm verursacht. Das E500 patzt in dieser Hinsicht mit Vollauslastung, weil es mit 28,1 dB(A) nicht nur lauter als das Originaldesign von Sea Sonic ist, sondern auch doppelt so viel Lärm wie das Pure Power 11 500W CM und das RM550x macht. Die Stärken des E500 sind in der Software zu sehen, wenn vom Nutzer eine Überwachung der Leistungswerte des Netzteils erwünscht ist. Die Software CAM überzeugt mit einer unkomplizierten und übersichtlichen Benutzeroberfläche. Die Steuerungsfunktionen bringen aber keinen konkreten Vorteil, weil das Umschalten auf Multi-Rail nur in sehr beschränktem Umfang einen Sicherheitsgewinn bringt.

Corsair RM550x (2018)
05.03.2019
  • Wirkungsgrad nach 80Plus Gold
  • Durchgehend sehr leise
  • Ausgezeichnete elektrische Messwerte
  • Volle Leistung bei 50 °C
  • Sehr hohe Bauteilgüte
  • Vollmodulares Kabelmanagement
  • Vollständige Schutzschaltungen
  • Zehn Jahre Garantie
  • (keine)
ComputerBase-Empfehlung für Corsair RM550x (2018)

Der Feature-Umfang des RM550x ist mit der Straight-Power-11-Serie vergleichbar. Es orientiert sich preislich deswegen auch mehr an dieser Serie als an der Pure-Power-11-Reihe. Das Straight Power 11 besitzt mit dem Silent Wings 3 den hochwertigeren Lüfter, hat dafür aber eine kürzere Garantiedauer von nur fünf Jahren. Bis auf die Software-Unterstützung teilt sich das NZXT E500 die Vor- und Nachteile des Sea Sonic Focus Plus Gold 550W, das die technische Basis für das Netzteil ist. So ist die Bereitstellung zweier PCIe-Anschlüsse über einen einzelnen Kabelstrang aus elektrischer Sicht im Vergleich zur Aufteilung auf zwei Kabelstränge im Nachteil. Dennoch können keine Komplikationen im Betrieb mit einer sehr fordernden Grafikkarte offengelegt werden. Gegenüber dem Corsair RM650i, das ebenso eine digitale Schnittstelle, mehr Ausgangsleistung bietet und keinen höheren Preis abverlangt, können die Nachteile aber nicht gerechtfertigt werden. Das E500 bleibt nur dann interessant, wenn mehrere NZXT-Komponenten über CAM angesteuert werden sollen.

NZXT E500
05.03.2019
  • Wirkungsgrad nach 80Plus Gold
  • Bis mittlerer Auslastung leise
  • Ausgezeichnete elektrische Messwerte
  • Hochwertiger FDB-Lüfter
  • Software zur Steuerung und Überwachung
  • Volle Leistung bei 50 °C
  • Sehr hohe Bauteilgüte
  • Vollmodulares Kabelmanagement
  • Exzellente Schutzschaltungen
  • Zehn Jahre Garantie
  • Bei Volllast hohe Lautstärke
  • Aderquerschnitt des PCIe-Y-Kabels klein

Das Power Boost 600W empfiehlt sich letztendlich nur, wenn viel Leistung und eine hohe Effizienz zu einem kleinen Preis gesucht werden. Anspruchsvolle Nutzer werden erst mit den Testprobanden aus dem Hause be quiet!, Corsair oder NZXT zufriedengestellt. Und nicht modulare Varianten des Pure Power 11 mit 600 W Ausgangsleistung sind bereits für knapp unter 70 Euro erhältlich, weshalb sich der Kostenvorsprung des BoostBoxx-Netzteils weiter relativiert.

BoostBoxx Power Boost 600W
05.03.2019
  • Wirkungsgrad nach 80Plus Gold
  • Durchgehend leise
  • Überzeugende elektrische Messwerte
  • Volle Leistung bei 50 °C
  • Funktionierende Schutzschaltungen
  • Keine Herstellergarantie
  • Einfacher Gleitlagerlüfter
  • Elektronikgeräusche mit Belastung der 5-VSB-Schiene
  • Fehlender Überhitzungsschutz

ComputerBase hat die Netzteile von den be quiet!, Corsair und NZXT zum Testen erhalten; das BoostBoxx Power Boost 600W wurde im Einzelhandel erworben. Eine Einflussnahme auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

Eine ständig aktualisierte Übersicht empfehlenswerter Netzteile bietet die Netzteil-Rangliste mit Bestenliste. Sie hilft auch dabei, die erforderliche Leistung des Netzteils für den eigenen PC besser einschätzen zu können.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.