Rhetorik, wenig Fakten: Apple und die EU reagieren auf Spotifys Beschwerde
Sowohl Apple als auch die EU-Kommission haben auf die eingereichte Beschwerde von Spotify gegen Apple reagiert. Demnach werde die EU-Wettbewerbsbehörde die Vorwürfe genau prüfen, eine Beurteilung sei aber noch nicht möglich. Apple wirft Spotify hingegen vor, es wolle alle Vorteile einer kostenlosen App, sei aber nicht kostenlos.
EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager sagte, dass man die Beschwerde von Spotify sehr ernst nehme. Mit derartigen Doppelrollen, bei denen ein Dienst Anbietern zunächst eine Plattform schaffe, daraufhin aber selbst als Konkurrent zu diesen auf der eigenen Plattform auftrete, hat sich die EU-Kommission bereits häufiger befasst – beispielsweise beim Preisvergleichsdienst von Google – und betreffe eine Kernfrage des Wettbewerbsrechts.
Apple preist eigene Verdienste um Musiker
Auch Apple reagierte in einer Stellungnahme auf die Vorwürfe von Spotify und stellt dabei, wie zuvor Spotify, am Anfang heraus, dass man stets nur das Beste für Künstler und Musiker und diese immer fair und gleich behandeln wolle. Dadurch habe man Millionen von Arbeitsplätzen geschaffen und Entwicklern und Künstlern zu Milliarden-Umsätzen verholfen. Spotify wolle jedoch etwas gänzlich anderes, denn nachdem Spotify den App Store von Apple und all seine Vorteile genutzt habe, um dramatisch zu wachsen, wolle man nun alle Vorteile behalten – inklusive der beachtlichen Umsätze durch die App-Store-Nutzer –, dem Marktplatz selbst dafür aber nichts zurückgeben. Gleichzeitig teile Spotify die Einnahmen zu einem immer geringeren Teil mit den Künstlern, so Apple.
Rhetorik auf beiden Seiten, keine Fakten
Während Apple demnach versucht, Spotify und das Geschäftsmodell des Unternehmens in ein schlechtes Licht zu rücken und sich selbst als bessere und gegenüber den Künstlern fairere Alternative zu positionieren, geht das Unternehmen auf die von Spotify vorgebrachten Vorwürfe und den Punkt der unterschiedlichen Behandlung von Konkurrenten im Vergleich zu Apple selbst nicht näher ein. Stattdessen greift Apple nur den Punkt auf, dass für alle externen Entwickler dieselbe Regeln gelten würden, was jedoch nicht Spotify größter Kritikpunkt ist. Die Ausführungen von Apple gehen weder auf das kritisierte Monopol, noch die Personalunion als Konkurrent und Schiedsrichter sowie die selbst gewährten Vorteile aufgrund der Bereitstellung aller Dienste aus eigener Hand ein.
Apple habe Spotify nie eingeschränkt, lässt aber Fragen offen
Apple habe die Spotify-App nur dann abgelehnt, wenn sie gegen diese Regeln verstoßen habe, die auch für alle anderen App-Entwicklern gelten. Anders als von Spotify behauptet, habe Apple sogar seine Hilfe bei der Integration von Siri und AirPlay 2 angeboten und sei bereit, dies auch weiterhin jederzeit zu tun. Zudem habe Spotify Zugriff auf dieselben Entwicklerwerkzeuge wie jeder andere Entwickler. Auch die Apple-Watch-App habe man im September 2018 wie jede andere App geprüft und freigegeben – auf die Vorwürfe, dass gegenüber Spotify zuvor kommuniziert wurde, eine derartige App wäre nicht erwünscht beziehungsweise Entwicklern gar nicht die Möglichkeit zur Umsetzung einer solchen App gegeben wurde, geht Apple dabei nicht näher ein. Warum es Spotify nicht ermöglicht wird, den eigenen Dienst auf Apples HomePod anzubieten, was Spotify nach eigenen Angaben gerne würde, das lässt Apple an dieser Stelle aus.
Spotify wolle alle Vorteile und keine Kosten
Apple weist zudem darauf hin, dass derzeit nur für einen kleinen Teil der Spotify-Abonnements überhaupt eine Gebühr an Apple gezahlt werden müsse, erwähnt dabei aber nicht, dass Spotify sich bewusst gegen Apples Zahlungsintegration entschieden hat, um genau diese Abgaben nicht mehr zahlen zu müssen. Dass deshalb nur ein kleiner Teil der Abonnements zu Abgaben an Apple führt, ist demzufolge selbsterklärend, liegt aber nicht an Apples Geschäftsmodell. Apple wirft Spotify dabei vor, alle Vorzüge des App Stores und alle bereitgestellten Ressourcen von Apple kostenlos nutzen und den Gewinn daraus alleine einstreichen zu wollen.
Spotify und nicht Apple sei es, der mit der Arbeit anderer – in diesem Fall der Musiker – Geld verdienen wolle, so Apple.