Apple News+: Nachrichten-Abo könnte zum Misserfolg werden
Bereits kurz nach der offiziellen Vorstellung am 25. März 2019 werden Probleme bei Apples neuen Abo-Dienst News+ immer deutlicher, was nicht zuletzt am geringen Angebot von tagesaktuellen Inhalten liegen dürfte. In Deutschland könnte der Dienst bereits vor der Einführung scheitern.
Tim Cooks Sympathie für Zeitungsstände
Noch am Montag stellte Apple CEO Tim Cook den neuen Abo-Dienst mit den Worten vor, dass er es liebe, an einem Kiosk zu stehen, mit all seinen „schönen und zum Nachdenken anregenden Magazinen, die so viele Themen behandeln‟. Die Frage wäre jedoch, wie Cooks über einen Kiosk sprechen würde, welcher nur drei Tageszeitungen führt, die zudem noch über einem deutlich geringeren Inhalt als Exemplare an anderen Ständen verfügen. Zwar bietet der virtuelle Zeitungsstand für seine Abonnenten Zugang zu über 300 Publikationen, angefangen vom anspruchsvollen Journalismus wie The New Yorker bis hin zu Celebrity-Magazine wie People. Wenn es aber um das Lesen von tagesaktuellen Nachrichten geht, blickt der Nutzer lediglich auf ein verstaubtes Regal, welches äußerst dürftig gefüllt ist.
Nur wenige tägliche Inhalte
Bisher umfasst das Angebot rund um News+ nämlich gerade einmal die bereits genannte Anzahl von täglich erscheinen Publikationen, von denen lediglich die Los Angeles Times bisher den vollen Zugriff auf ihre Inhalte zu bieten scheint. Bei den zwei verbleibenden Tageszeitungen müssen sich Leser dagegen mit einem verringerten Angebot zufrieden geben. So beinhaltet das Angebot des Wall Street Journal gerade einmal ein Archiv der letzten drei Tage, das Lesen älterer Artikel bleibt den eigenen Abonnenten vorbehalten. Nicht weniger problematisch gestaltet sich der Zugriff auf die kanadische Tageszeitung Toronto Star, bei welcher Inhalte der Kolumne iPolitics und die Inhalte von The Canadian Press ebenfalls nicht Teil des News+-Abos sind.
Alte Strukturen und neue Streitpunkte
Dass News+ größtenteils Magazine beinhaltet, dürfte vor allem an seinem Vorleben liegen: Als Apple den damals als „Netflix für Zeitschriften‟ gehandelten Abo-Dienst Texture im März des letzten Jahres für einen nicht näher genannten Preis gekauft hatte, bot dieser zum damaligen Zeitpunkt für rund 10 US-Dollar Zugriff auf über 200 Zeitschriften, die er mit in die jetzige „Ehe‟ mit Apple brachte. Tageszeitungen waren dagegen schon damals genauso wie das Interesse der Presseverlage Mangelware.
Ein weiterer Grund für die zurückhaltenden Reaktionen der Verlagshäuser dürfte ebenfalls in Apples Provisionsanspruch liegen. Zuletzt wurde berichtet, dass das Unternehmen 50 Prozent der Einnahmen für sich und für die Bereitstellung des Dienstes beansprucht. Solange also vor allem große Zeitungen mit dem Dienst Gefahr laufen weniger Geld zu verdienen als mit ihren eigenen Abonnenten und diese zudem an News+ zu verlieren, muss Apple auf weitere große Zugpferde verzichten. Für kleinere Zeitungen könnte News+ dagegen eine Möglichkeit sein, die Zahl der eigenen Leser deutlich zu erhöhen. Diese eignen sich als Argument für den Dienst jedoch nur wenig.
In Deutschland vor dem Start bereits vor dem Aus?
In Deutschland besteht im Gegensatz zu den USA sogar die Gefahr, dass News+ bereits vor dem offiziellen Start ein Misserfolg wird. Das Interesse der großen Verlagshäuser als verhalten zu bezeichnen wäre noch zu positiv ausgedrückt. Wie der Branchendienst Turi berichtet, wird Apples Abo-Dienst vor allem von der FAZ mit scharfer Kritik abgelehnt: Laut Geschäftsführer Thomas Lindner sei aktueller Journalismus „nicht auf das Prinzip Spotify übertragbar‟. Gruner + Jahr sowie Burda wollen das Modell dagegen erst einmal längere Zeit beobachten und dann entscheiden. Bisher soll lediglich Bauer, welches auch in den USA ein großes Angebot an Zeitschriften unterhält, das Angebot angenommen haben.
Versuch bereits früher gescheitert
Darüber hinaus ist News+ nicht der erste Versuch von Apple, im Bereich der virtuellen Zeitungsstände Fuß zu fassen. Apple News ging zu damaliger Zeit aus genau diesem gescheiterten Versuch hervor, mit Newsstand einen eigenem digitalen Zeitschriftenkiosk aufzubauen. Der Dienst wurde mit iOS 5 im Juni 2011 vorgestellt, rund vier Jahre später mit der Veröffentlichung von iOS 9 aber wieder durch News ersetzt.