Festplatten: Toshiba arbeitet an 10‑Platter‑HDD
Aktuell bietet Toshiba Festplatten mit bis zu neun Magnetscheiben (Platter) an; das ist eine mehr als Western Digital und Seagate verbauen. Wie jetzt bekannt wurde, arbeitet Toshiba bereits an einem 10-Platter-Design.
Im Gespräch mit Heise Online hat ein Toshiba-Manager die Entwicklung eines Designs „mit zehn Scheiben“ bestätigt. Welche Speicherkapazitäten damit erzielt werden sollen und wann mit dem Marktstart zu rechnen ist, bleibt jedoch offen. Seit über einem Jahr hat Toshiba als einziger Hersteller 3,5-Zoll-Festplatten mit neun Plattern bei üblicher Bauhöhe (26,1 mm) im Programm. Das Design kommt unter anderem in der MG07ACA-Serie mit bis zu 14 TB Speicherplatz zum Einsatz. Western Digital und Seagate erreichen die gleiche Speicherkapazität mit ihren 8-Platter-Designs. Allen gemein ist die Heliumfüllung: Durch die geringere Dichte des Edelgases gegenüber Luft treten geringere Scherkräfte auf und die Platter können dichter zusammenrücken.
10 Platter gab es bereits im hohen HDD-Gehäuse
Eine 3,5-Zoll-HDD mit zehn Plattern hat es schon einmal gegeben: Die Hawk ST12400N (PDF), eine SCSI-HDD mit 2,1 GB von Seagate, brachte die zehn Datenscheiben allerdings in einem mit 41 mm deutlich höheren Gehäuse unter, das für heute gängige HDD-Einschübe viel zu hoch ist.
Tendenziell ist denkbar, dass auch Western Digital und Seagate die Zahl der Magnetscheiben weiter erhöhen. Ein Seagate-Sprecher gab gegenüber Heise zu verstehen, dass wenn ein Hersteller (Toshiba) das kann, „können andere das auch“. Nicht nur Helium, sondern auch der Einsatz von Glasplattern erlaubt mehr Scheiben im üblichen HDD-Format. Denn gegenüber Aluminium-Plattern können gläserne Scheiben dünner gefertigt werden. Der Platter-Hersteller Hoya hat bereits HDD-Designs mit zehn oder sogar 12 Plattern demonstriert. Der Nachteil der Glasplatter ist ihr höherer Preis.
HAMR und MAMR kommen bald
Auf der Cloud-Konferenz CloudFest in Rust haben die Hersteller auch über die kommenden Aufnahmetechniken HAMR und MAMR gesprochen. Seagate hat die Beständigkeit der HAMR-Technik erneut bekräftigt und spricht von mehreren hundert geschriebenen Petabyte in internen Tests. Nach dem ersten 16-TB-Modell als Testballon in Kleinserie sollen ab dem kommenden Jahr HAMR-Festplatten von Seagate mit 20 Terabyte und später mehr den Markt erreichen. Heise zufolge sei mit einer Verfügbarkeit aber erst Ende 2020 oder 2021 zu rechnen. Den Marktstart der HAMR-Festplatten hatte Seagate bereits mehrfach verschoben.
Toshiba und Western Digital werden hingegen zunächst auf MAMR setzen, das höhere Datendichten dank Mikrowellen statt eines Lasers erlaubt. Toshiba will noch dieses Jahr Samples einer MAMR-HDD ausliefern, Western Digital ist schon ein Stück weiter und plant einen Marktstart mit 16 TB und 18 TB im zweiten Halbjahr 2019.
Beide arbeiten zwar parallel ebenfalls an HAMR-Festplatten, erachten die Technik aber noch nicht als marktreif und wollen erst später einsteigen. MAMR dient also zunächst als Übergangstechnologie.
Für Festplatten mit mehr als 30 TB sei HAMR besser geeignet als MAMR, gab Toshiba gegenüber Heise zu verstehen. Western Digital hatte wiederum MAMR-Festplatten mit 40 TB und mehr bis 2025 in Aussicht gestellt. Allerdings kombiniert Western Digital zumindest einen Teil der MAMR-HDDs mit der SMR-Technik mit überlappenden Datenspuren für mehr Speicherplatz, die aber auch Nachteile mit sich bringt.
Dual-Actuator-Technik für mehr Leistung
Auch bei der Leistung sollen Festplatten künftig zulegen. Der Einsatz von zwei Aktoren (Dual/Multi Actuator) soll Durchsatzraten wie IOPS verdoppeln. Laut dem Heise-Bericht sind dafür aber zwingend zwei Anschlüsse erforderlich. Aus diesem Grund sollen die ersten Festplatten dieser Art von Seagate zunächst ausschließlich mit Dualport-SAS-Schnittstelle erscheinen. Seagates Roadmaps sehen die „Mach.2“ genannte HDD-Technik für das Jahr 2020 vor. Western Digital hatte erst kürzlich seine Implementierung der Dual-Actuator-Technik in Form eines Prototypen vorgeführt.