Fiberdays 19: Wenn das Gigabit-Ziel am Tiefbau zu scheitern droht
Viel Geld, viele Ambitionen – doch der Glasfaserausbau verläuft weiterhin nur stockend. Eines der Probleme bleiben die Kapazitäten beim Tiefbau. Schwierigkeiten sind nach wie vor die ausgelasteten Tiefbaufirmen sowie die komplexen Genehmigungsverfahren der Kommunen.
Glasfasermesse mit Tiefbaubörse
Wie bedeutend der Tiefbau mittlerweile für den Glasfaserausbau ist, lässt sich bei der Branchenmesse Fiberdays 19 des Bundesverbandes Breitbandkommunikation (Breko) erkennen: Eine Tiefbaubörse ist seit diesem Jahr ein Teil des Programms. Das Ziel ist, praxisnahe Ansätze zu entwickeln, um den Ausbau zu beschleunigen. Erkennbar war das schon im Eingangsbereich der Messe: Vor der Tür wurden die Messebesucher von einem Traktor begrüßt, der mit einem Kabelpflug ausgestattet ist. Praktisch vor allem für den Ausbau auf dem Land.
Bei einer Podiumsdiskussion auf der Messe wurde auch nochmals die Tiefbau-Studie vom Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) diskutiert, die im Auftrag des Breko erstellt und im November veröffentlicht wurde. Eine zentrale Erkenntniss der Studie war: Ändert sich nichts bei den Tiefbau-Kapazitäten, drohen die Gigabit-Ziele der Bundesregierung zu scheitern. Mit dem Status Quo könnte maximal die Hälfte aller deutschen Haushalte bis 2025 mit direkten Glasfaseranschlüssen versorgt werden.
Um den Ausbau zu beschleunigen, gibt es nicht die eine Paradelösung. Vielmehr sind viele kleine Schritte und Maßnahmen nötig. Erleichtert werden müsse etwa der Einsatz alternativer und kostensparender Verlegetechniken wie Mini- oder Micro-Trenching. Voraussetzung dafür ist allerdings ein Umdenken innerhalb der Kommunen, das die Akzeptanz alternativer Verlegemethoden betrifft.
Was bei der Podiumsdiskussion mit Vertretern von Kommunen, Glasfaser-Anbietern und Tiefbaufirmen allerdings deutlich wurde: Ganz so leicht wird das nicht mit dem Kulturwandel innerhalb der Verwaltungen. Bei Genehmigungsverfahren gibt es eingespielte Prozedere, die über Jahrzehnte erprobt sind. Geeignet vielleicht für den Straßenbau, nicht aber für den Glasfaserausbau, bei dem die Ausbauschritte oftmals präzise getaktet sind. Außerdem müssen Mitarbeiter der Kommunen noch eine Vielzahl von Auflagen betrachten, die etwa den Umweltschutz betreffen.
Auch Telekom für einfachere Genehmigungen
Zu den Tiefbau-Engpässen äußerten sich im Rahmen der Messe nicht nur auf FTTB/H spezialisierte Unternehmen wie die Deutsche Glasfaser. Auch die Deutsche Telekom beklagte die Probleme. Genehmigungen sind zu kompliziert, es existiert eine Vielzahl von umständlichen Bauvorschriften und die Verfahren ziehen sich über Monate – so äußerte sich Dido Blankenburg, Telekom-Vorstand für Breitbandkommunikation, beim Eröffnungsevent.
Was die Telekom nun – genauso wie das WIK-Gutachten – fordert, sind standardisierte Verfahren. Ein fester Ansprechpartner bei Kommunen würde helfen. Außerdem solle überall mit denselben Anträgen und Datenformaten gearbeitet werden – die sind bislang noch nicht einheitlich, was den bürokratischen Aufwand erhöht.
Immerhin: Bei der Politik ist das Problem angekommen. „Die Baupreise sind gestiegen und die Tiefbaukapazitäten stoßen an ihre Grenzen. Wir müssen uns daher dringend auf tiefbauschonende, innovative Verlegemethoden fokussieren und neue Lösungen suchen“, sagte der hessische Digital-Staatssekretär Patrick Burghardt.
Telekom will verstärkt kooperieren
Verstärkt will die Telekom zudem mit anderen Netzbetreibern kooperieren. Das Vorzeigeprojekt ist aktuell die Zusammenarbeit mit EWE Tel in Norddeutschland, beide Unternehmen haben zusammen die Glasfaser NordWest gegründet, die 1,5 Millionen direkte Glasfaseranschlüsse in Norddeutschland ausbauen soll. Die Verhandlungen zwischen Telekom und EWE Tel sind abgeschlossen, jetzt fehlt noch die Zustimmung vom Bundeskartellamt. Ein weiteres Ausbauprojekt ist mit kommunalen Anbietern im Raum Stuttgart geplant; das ist allerdings noch nicht in trockenen Tüchern.
Bei weiteren Projekten will die Telekom laut Blankenburg mit regionalen Anbietern vor allem beim Infrastrukturausbau kooperieren. Der Konzern sehe sich selbst ohnehin eher als Netzbetreiber und Telko-Anbieter, weniger als Baufirma. Ob es regionalen Anbietern oder Stadtwerken gefällt, für die Telekom die aufwändigen Grabungsarbeiten zu übernehmen, bleibt allerdings abzuwarten.
Dass Kooperationen beim Glasfaserausbau nötig sind, betonte allerdings auch Breko-Präsident Norbert Westfal in seiner Eröffnungsrede. Es sei „eine Gemeinschaftsaufgabe“. Dabei warnte er auch vor einer „Flutung mit Fördergeldern“. Das wäre nicht zielführend, Förderung müsse „wohldosiert und punktuell“ erfolgen. Ansonsten müsse das „Primat des eigenwirtschaftlichen Ausbaus“ gelten.
Breko mit Messe zufrieden
Der Breko war derweil mit den Fiberdays 19 zufrieden. Die Glasfasermesse verzeichnete mit rund 3.000 Besuchern bei 160 nationalen und internationalen Ausstellern einen neuen Besucherrekord.