Rape Day: Valve lässt geschmackloses Spiel auf Steam
Im vergangenen Jahr hatte Valve angekündigt, alle Spiele auf zu Steam zu erlauben, solange sie nicht illegal sind oder lediglich provozieren wollen. Das Ergebnis: Die Vergewaltigungs-Simulation Rape Day landete im Angebot des Shops, bis Valve auf Proteste reagieren musste und das Spiel aus dem Verkauf nahm.
Warum das Spiel äußerst fragwürdiger Natur ist, bedarf eines Blicks auf seine (via Google Cache abrufbaren) Shopseite. In Rape Day treffen Spieler Entscheidungen über das Verhalten eines „bedrohlichen Serienmörders und Vergewaltigers“ während einer Zombie-Apokalypse.
Das Spiel wird dabei als Bildroman mit „über 7.000 Wörtern“ erzählt, zeigt also Renderszenen und zahlreiche Bilder, die von Entscheidungsmöglichkeiten unterbrochen werden. Geworben wird mit expliziten Darstellungen und einer nicht minder deutlichen Aufforderung: „Belästige Frauen verbal, töte und vergewaltige sie wie du willst, um die Story voranzutreiben“, fordert das Spiel auf.
Lücken ausgenutzt
Obwohl Spiele einen kurzen Review-Prozess durchlaufen müssen, hat Valve zunächst nicht eingegriffen. Warum das so ist, erklärt sich durch das Regelwerk der Plattform. Rape Day ist nicht illegal, korrekt als Spiel für Erwachsene deklariert worden und besitzt eine offenbar zutreffende Selbstbeschreibung. Dies betont auch der Entwickler auf seiner Homepage. Eine Szene, in der ein Baby getötet werden konnte, wurde schnell entfernt, weil Valve auch Inhalte untersagt, die „Kinder in irgendeiner Weise missbrauchen“.
The developers describe the content like this:
Game contains violence, sexual assault, non-consensual sex, obscene language, necrophilia, and incest.
Beschreibung des Spiels auf Steam
Wie im Falle des Amok-Shooters Active Shooter wurde erst auf die fragwürdigen Inhalte reagiert, als es zu deutlicheren Beschwerden kam. Basis wird erneut die „Trolling“-Regel gewesen sein, die diesbezüglich als Gummiparagraph eine freie Hand gibt.
Warum bei Valve trotz des eindeutigen Titels niemand auf die Idee gekommen ist, dem Titel trotz seines Namens den Weg zur Tür zu weisen, ist unklar. Das Unternehmen hat bislang keine Stellungnahme abgegeben. Solange Valve Spiele aber mit minimalem menschlichen Einsatz zulässt, wird sich am regelmäßigen Erscheinen von Skandalspielen schwerlich etwas ändern.
Vergewaltigung ist auch nur Mord und Diebstahl
Der Entwickler rechtfertigt das Thema und den Inhalt seines Spiels mit fragwürdigen Vergleichen. Auf seiner Homepage setzt er im Wesentlichen eine Vergewaltigung mit Mord und Diebstahl gleich. Diese seien in fiktiven Szenarien durch Spiele wie Grand Theft Auto oder Hitman mittlerweile längst „normalisiert“ worden. Schädliche Auswirkungen durch die Darstellung von „Verbrechen“ auf das Verhalten von Menschen nicht nachweisbar.
Dass diese Verbrechen moralisch auf einer anderen Stufe stehen, verschweigt die Rechtfertigung, stattdessen vermutet der Entwickler, dass die „moralische Empörung einer lautstarken Minderheit“ zu einer Sperre führen könnte – offenbar unter der Annahme, dass Vergewaltigungs-Simulationen sich irgendeiner Form breiter gesellschaftlicher Akzeptanz erfreuen würden.
Mittlerweile hat Valve eine Stellungnahme veröffentlicht und darin klargestellt, dass Rape Day nicht auf Steam veröffentlicht wird. Das Vorgehen des Unternehmens, heißt es darin ohne weitere Erklärung, müsse „reaktionär“ sein. Deshalb sei es nötig zu warten, was über Steam Direct erscheine. Anschließend werde eine Ermessensentscheidung getroffen, die berücksichtige, welche Risiken die Veröffentlichung für Valve, Partner und Kunden bedeute.
Für Rape Day fällt die Bewertung negativ aus. Das Spiel beinhalte „unbekannte Kosten und Risiken“ und werde deshalb nicht auf der Plattform zugelassen. Valve betont, dass der „Wunsch von Entwicklern sich auszudrücken“ respektiert werde und Steam helfen solle, ein entsprechendes Publikum zu finden. Der Entwickler von Rape Day habe jedoch Inhalte und eine Darstellung gewählt, die es Valve sehr schwer mache, dies zu tun. Eine direkte Bewertung des Inhalts vermeidet Valve dabei sorgfältig.
Im Klartext bedeutet dies also zuvorderst, dass Spiele, die potentiell für negative PR, Kritik oder Verlust von Behörden, Partnern und Kunden sorgen, aus dem Katalog genommen werden. Insofern sind Valves Entscheidungen nicht, wie vereinzelt vorgeworfen, inkonsistent, sondern werden durch solche Erklärungen zunehmend logisch nachvollziehbar.